Alexa Kim
Wolf Breed - Oliver (Band 4)
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Inhaltsverzeichnis
Bisher erschienen von Alexa Kim
1.
Rory
Es fühlte sich an, als verstecke sich mein Verstand hinter einer dichten Nebelwand. Gleichzeitig bekam ich alles mit, was mit mir geschah. Es war, als würde ich von Innen heraus schreien, flehen und betteln, aber niemand konnte mich hören. Bitte, Tommy … ich versuche es auch nie wieder … du kannst alles mit mir tun … nur das hier nicht … bitte nicht!
„Rory Babe … habe ich dich nicht immer wie eine Prinzessin behandelt? Wer warst du denn, bevor ich dich von der Straße aufgesammelt habe? Eine Ausreißerin, halb verhungert … du hattest niemanden. Ich habe mich um dich gekümmert, oder nicht? … Habe dir alles gegeben, was eine Frau sich wünschen kann ... Kleider, Schmuck … meine Aufmerksamkeit. Ich habe im Gegenzug nichts von dir erwartet, außer Loyalität ...“
Du bist ein mieser Wichser …, versuchte ich Tommy anzuschreien, brachte aber kein einziges Wort heraus. Die Drogen, die Tommy mir gegeben hatte, bevor er und seine Männer mich in den Wald geschleppt hatten, machten mich körperlich wehrlos, während mein Verstand umnebelt war und doch wach blieb. Mit Sicherheit war das ein gewollter Teil von Tommys Bestrafung. Ich sollte mitbekommen, wenn seine Männer nacheinander über mich herfielen …
„Zu schade, Rory … ich dachte wirklich , du wärest etwas Besonderes …“
Fuck you … du bist nichts als ein mieser Zuhälter, der mich für sein persönliches Eigentum hält! Von Anfang an wusste ich, wie die Sache mit Tommy enden würde. Mein Fehler war, dass ich die Wahrheit verdrängt habe. Als Tommy mich von der Straße aufgelesen hat, war ich erst sechzehn. In der Anfangszeit, als Tommy mir Geschenke machte und mich mit Aufmerksamkeit überhäufte, ignorierte ich die vielen Warnzeichen. Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich mich von dem ganzen materiellen Krempel nicht hätte blenden lassen. Ich hatte nie viel besessen und plötzlich wurde mir jeder Wunsch erfüllt.
Die Frauen, die in Tommys Wohnung ein und aus gingen, blendete ich bewusst aus … genau wie die Tatsache, dass sie manchmal ein blaues Auge hatten oder andere Spuren von Misshandlung. Ich sah mich ja nicht als eine von ihnen … ich war die offizielle Freundin des Anführers der Burning Eagles. Auch die vereinzelten Zeitungsberichte, in denen behauptet wurde, dass dieser MC Geschäfte im Rotlichtmilieu machte, verdrängte ich. Tommy hat mich nie gezwungen, mit anderen Männern zu schlafen – er entwickelte vielmehr eine Obsession für mich. Erst als ich älter wurde und anfing nachzudenken, wurde mir klar, dass der Weg an Tommys Seite in eine Sackgasse führt. Immer deutlicher wuchs in mir der Wunsch nach einem anderen Leben ... ohne diesen ganzen Mist, in den Tommy verstrickt war.
Meine Flucht hatte ich geplant – trotzdem hätte mir klar sein müssen, dass Tommy davon Wind bekommt. Ich hätte wissen müssen, dass ich mich nicht einfach aus dem Leben davonschleichen kann, das ich fast fünf Jahre geführt habe ...
„Luke ist schon seit Langem scharf auf dich, Rory … was meinst du … soll er anfangen?“
Ich stellte mir das Gesicht von Luke vor – Tommys rechter Hand. Er war ein widerlicher Typ, der mich mit den Blicken auszog, wann immer ich ihm über den Weg lief! Allein der Gedanke, dass Luke mich vergewaltigen würde, versetzte mich innerlich in Panik … und ich war nicht einmal in der Lage, diese Panik auszudrücken - noch nicht einmal, als Luke mir den kurzen Rock hochschob und an meinem Slip zerrte.
Innerlich schrie ich laut und verzweifelt Nein! Äußerlich war ich vollkommen unbeteiligt – als würde es mir nichts ausmachen von dem schmuddeligen Typen betatscht und ausgezogen zu werden.
Das hast du davon, Rory ... Von jetzt an würde ich genauso sein, wie die Mädchen, die bei Tommy ein und ausgingen. Ich müsste für ihn anschaffen, mit Luke Sex haben und die abartigen Gelüste seiner Männer befriedigen. Mit meinem Fluchtversuch hatte ich den Madonnenstatus verloren, den Tommy mir verliehen hatte. Die Heilige Hure gab es nicht mehr … ab heute würde ich nicht mehr die Frau an Tommys Seite sein.
Verzweifelt versuchte ich, an etwas anderes zu denken, als daran, dass Luke soeben meine Beine spreizte und sich daran machte, mich zu vergewaltigen. Ich hatte mal gehört, dass der Geist imstande ist, den Körper zu verlassen, wenn eine Situation ihn überfordert. Leider gelang mir das nicht … ich war in meinem Körper gefangen und registrierte jedes schreckliche Detail … den kalten Waldboden unter mir … Lukes dreckige Pfoten zwischen meinen Schenkeln … das Lachen und Anfeuern der anderen … Ich war am Tiefpunkt meines Lebens angekommen. Niemand würde mir helfen … niemand interessierte sich dafür, was mit mir geschah, weil niemand wusste, dass es mich gab. Die Spuren zu mir hatte Tommy gut verwischt … im Grunde genommen existierte ich offiziell seit Jahren nicht mehr!
„Was zur Hölle ...“, hörte ich plötzlich Tommy rufen, und dann schrien alle panisch durcheinander. „Los, nimm die Knarre … erschieß das Vieh!“
„Was tut ein fucking Wolf hier?“
„Ist mir scheiß egal … knall ihn ab!“
Das Knurren, gefolgt von einem markerschütternden Schrei klärte meinen Verstand so weit, dass ich die Augen öffnete. Einige Schritte von mir entfernt stand eine schwarze Bestie mit gelben Augen. Sie starrte mich an, während zwischen ihren Pfoten ein regloses Etwas lag … Luke! Oh mein Gott … ein Wolf! War Luke tot? Würde der Wolf mich als nächstes töten? Aus meinem Mund kam ein Wimmern – der erste Ton, den ich seit Stunden von mir gab.
Meine Augen suchten panisch nach Tommy. Ich entdeckte die Rückseite seiner Lederjacke mit dem Colour der Burning Eagles zwischen den Bäumen, als der Strahl einer Taschenlampe kurz darauf fiel. Tommy und die anderen gaben Fersengeld und ließen mich allein mit der Bestie, die Luke umgebracht hatte!
Je länger ich in die gelben Augen des Wolfes starrte, desto bereitwilliger ergab ich mich meinem Schicksal. Das ist die Wahrheit, Rory … endlich erkennst du sie … du warst nie mehr für ihn, als eine Trophäe!
Ich schluchzte gegen meinen Willen auf und brachte tatsächlich ein paar Worte zustande. „Bitte … mach es schnell.“
Der Wolf fixierte mich weiter mit seinen gelben Augen, als würde er meine Worte verstehen. Aber seine Zähne waren gefletscht und das leise Knurren sagte mir allzu deutlich, dass er nichts verstand. Wie hätte er auch … er war ein Tier! Was wussten Tiere von Schuld,