Die zerbrochenen Flöten. Ida Spix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Spix
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948878139
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      Zum Andenken an Reginald Danielewski,

      meinen geliebten Vater,

      der mich beim Schreiben begleitet hat.

       Die zerbrochenen Flöten

      Jadefisch und Motecuzoma

      Historischer Roman

      von

      Ida Spix

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      Impressum

      Die zerbrochenen Flöten, Ida Spix

      TraumFänger Verlag Hohenthann, 2021

      1. Auflage eBook Januar 2022

      eBook ISBN 978-3-948878-13-9

      Lektorat: Michael Krämer

      Satz und Layout: Janis Sonnberger, merkMal Verlag

      Datenkonvertierung: Bookwire

      Titelbild: Benjamín Orozco

      Copyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG, Hohenthann

       Inhalt

       Die Erwählung

       Die Höhle des Toltekenkönigs

       Maisblüte

       Die Entführung

       Das Jadeherz

       Die Zeit des hundeköpfigen Gottes

       Die Stadt der Grünfederschlange

       Die dreizehn Unglückstage des Windes

       Das blaue und das gelbe Wasser

       Die Ankunft des Gesandten

       Glänzender Adler

       Das Ultimatum

       Toxcatl

       Personen, Orte, Begriffe

       Personae-dramatis

      Atlixca: Feldherr von Motecuzoma. Titel: Herr-Des-Richterhauses

      Baumleguan: Cihuacoatl und Stellvertreter von Motecuzoma

      Cacama: Herrscher von Tetzcoco

      „Cihuacoatl“: Weibliche-Schlange, Stellvertreter des Herrschers, der die Erdgöttin verkörperte – Baumleguan

      Cortés, Hernán: Konquistador, Anführer des spanischen Invasionsheers

      Cuitlahua: Bruder von Motecuzoma und Herrscher der Stadt Iztapalapan

      Eins-Affe: Liedmeister im Tempel des Tezcatlipoca

      Erdsonne: Jadefischs Mutter

      Goldfasan: junger Krieger aus Jadefischs Gefolge

      Ixiptla: Abbild, Jadefischs Titel

      Jadefisch: Sohn von Nachtjaguar und Abbild des Tezcatlipoca

      Maisblüte: Tochter von Motecuzoma und Jadefischs Geliebte

      Malin-tzin: Übersetzerin von Cortés

      Motecuzoma: Der Wie-Ein-Herr-Zürnt. Herrscher in Mexico-Tenochtitlan und wichtigster Herrscher des aztekischen Bundes

      Nachtjaguar: Jadefischs Vater, Herrscher eines Teils von Cholollan

      Opossum: Herr-Des-Schwarzen-Hauses, Ratgeber des Herrschers

      Quetzalcoatl: Grünfederschlange, einer der Schöpfergötter, Titel der beiden Hohepriester

      Quetzalmatte: zweite Hauptgemahlin von Motecuzoma, Maisblütes Mutter

      Reiherfeder: Nebenfrau von Motecuzoma, Schwester von Cacama

      Sechs-Tod Feuerpfeil: Halbbruder von Jadefisch

      Sternfinder: der Priester-Weise im Tempel des Tezcatlipoca (↓)

      Tepehua: Motecuzomas Bruder und Feldherr. Titel: Herr-Des-Speerhauses

      Tezcatlipoca: Rauchender Spiegel, einer der Schöpfergötter

      Tlacotl: Speerschaft, um übertragenen Sinn auch so viel wie Tapferer Krieger, rechte Hand des Herrn-Des-Schwarzen-Hauses und dessen Amtsnachfolger

      Totecuiyo: Unser Herr, Anrede des Herrschers

      Vanilleblume: Ixtlilxochitl, Bruder und Rivale von Cacama

       Erstes Kapitel

      Die Erwählung

      1

      Die Musik erhob sich wie ein Vogel. Mit schrillem Ruf, leicht federnd, sprang sie ab und zog dann kraftvoll immer höher. Als sie genügend Raum gewonnen hatte, hielt sie inne. Sie trug sich selbst, sie schwebte schwerelos. Dann stieg sie wieder. Sie begann zu oszillieren. Sie stieg, sie ließ sich fallen, stieg und fiel und fing sich wieder und drängte doch unbeirrt weiter empor, hin zu dem einen Ton aus Schatten und Licht, der wie kein anderer die Gegenwart des willkürlichen Gottes Tezcatlipoca, Rauchender Spiegel, verkündet. Jadefisch ließ die Finger auf der Blumenflöte tanzen. Mühelos umkreiste er den Ton, die dunkle Mitte, wo der Gott Tezcatlipoca wohnte. Eins-Affe sah die runde, modellierte Blüte wippen, das schmale Rohr, auf dem sie saß, und dachte an den süßen Duft der weißen Winde, der berauschte und betörte, und an die dunklen, runden Samen, durch die der Mensch zu der Gottheit gelangte. Das war der Augenblick! Der Ton erklang. Eins-Affe schloss die Augen. ‚O Nacht, die eine neue Sonne hütet, in Demut nehmen wir unser Schicksal entgegen. Vernichte uns nicht!‘

      Beinahe schmerzhaft vibrierte ihm dieser Ton im Bauch; endlich, endlich verschob er sich ins Helle. ‚Licht, Erneuerung!‘, dachte Eins-Affe. Er vernahm Flügelschlagen, und unter seinen Augenlidern zeichnete sich ein makelloser, bläulich schimmernder Reiher ab: Der Gott war ihm in Tiergestalt erschienen. Die Flöte sang jetzt noch höher, das dunkle Motiv wie am Himmel spiegelnd. Dann, plötzlich, stürzte sie ab. Die Spannung löste sich in einer Kadenz falscher Töne. Der blaue Reiher floh.

      Eins-Affe öffnete enttäuscht die Augen. Warum konnte sein begabtester Schüler das Blumenlied des Gottes Tezcatlipoca nicht fehlerlos spielen?

      Die übrigen neun Schüler, die mit gekreuzten Füßen vor ihm saßen, taten unbeteiligt. Hinter ihnen stand der alte Priester-Weise, der Eins-Affe unterstützte. Während Eins-Affe ihnen die Melodien und die Technik des Flötenspiels beibrachte, kümmerte Sternfinder sich um ihre geistige Führung. Gleich würde er Jadefisch mit dem Agavendorn stechen, um dessen Fleisch zu lehren, was sein Verstand anscheinend nicht begriff.

      Doch dies geschah nicht. Sternfinder ließ den Stachel sinken und ging in die Hocke, um die Geste des Erdessens zu vollziehen. Dafür legte er zwei Finger seiner rechten Hand erst