Zum Aufbau dieses Buches:
Die Einführung versteht sich als Lehrbuch im universitären Unterricht und bemüht sich um eine didaktische Heranführung an die sprachwissenschaftliche Teildisziplin der Textlinguistik. Deshalb ist – neben dem gemeinsamen Literaturverzeichnis – jedes Kapitel zusätzlich mit kommentierten Literaturtipps versehen. Zentrale Begriffe und Kategorien sind durch Kapitälchen hervorgehoben. Schließlich sollen zweierlei „besondere“ Textbausteine den Einführungscharakter unterstützen: Die mit dem Symbol des Blitzes [ab 2. Auflage
] versehenen Textabschnitte verweisen auf theoretische und/oder methodische Probleme oder immer noch diskutierte Fragen in der Forschung, die mit dem Symbol der Glühbirne [ab 2. Auflage ] versehenen Textblöcke regen zur eigenen Forschungsarbeit (z.B. im Rahmen von wissenschaftlichen Haus- oder Abschlussarbeiten) an, indem sie auf konkreten weiteren Forschungsbedarf hinweisen.Das Buch beginnt unter der Überschrift I Grundlegende Orientierungen mit zwei einführenden Kapiteln, die den Text (bzw. das sprachwissenschaftliche Verständnis von ‚Text‘ und damit zusammenhängende Erkenntnisinteressen) in den Kontext der Textlinguistik einerseits (Kap. 1/Fix), der Diskurslinguistik andererseits stellen (Kap. 2/Warnke). Damit sind grundlegende Orientierungen gewonnen, die neben der Problematisierung des Textbegriffs und aktueller Forschungsperspektiven auch zeigen, wie sich Textlinguistik und Diskurslinguistik zunehmend näher kommen. Der zweite Teil des Buches, II Forschungsansätze der Textlinguistik im Einzelnen, bietet in insgesamt fünf Kapiteln einen Überblick über die zentralen sprachwissenschaftlichen Herangehensweisen an Texte. Es werden textgrammatische (Kap. 3/Gansel und Jürgens), textsemantische (Kap. 4/Lötscher) und im weitesten Sinne textpragmatische Ansätze (Kap. 5/Heinemann) vorgestellt, die zugleich zu einem gewissen Grad eine Chronologie der textlinguistischen Forschung widerspiegeln: Nach der Überwindung des Satzes als größter Einheit sprachwissenschaftlicher Untersuchungen beschäftigte sich die Textlinguistik in ihren Anfangsjahren vor allem mit grammatischen Phänomenen der Textverflechtung. Diese wurden bald durch themenbezogene Zugänge erweitert und schließlich in pragmatische Zugriffe auf Texte integriert. Dabei ist wichtig, dass sich die Ansätze nicht einfach abgelöst haben, sondern integrativ zusammengeführt wurden. Heute ist man sich weitgehend darin einig, dass Texte Ausdrucksformen sprachlich-kommunikativen Handelns sind, dass aber zum Verständnis dieses kommunikativen Handelns alle sprachlichen Ebenen, d.h. zum Beispiel auch die Grammatik der Sätze, die Semantik der verwendeten Lexik oder die propositionale StrukturStrukturArgumentationsstrukturStrukturHandlungsstrukturStrukturHauptstrukturStrukturIllokutionsstrukturStrukturMakrostrukturStrukturMikrostrukturStrukturNebenstrukturStrukturThema-Rhema-Struktur des Textes untersucht werden müssen. Daher enthalten die Kapitel 3 und 4 bereits pragmatische Perspektiven auf die Grammatik und das ThemaThemaSubthemaThemaTeilthemaThemaTextthema von Texten, die forschungsgeschichtlich erst nach den in Kapitel 5 dargestellten Ansätzen entwickelt wurden. Da längst nicht mehr nur der Einzeltext im Fokus der Textlinguistik steht, widmen sich die Kapitel 6 (Adamzik) und 7 (Janich) den Textsorten und der (Un-)Möglichkeit ihrer Typologisierung sowie – unter dem Stichwort IntertextualitätIntertextualitätTextsorten-IntertextualitätIntertextualität – den verschiedenen Formen von Text- und Textsortenvernetzung.
Da das kommunikative Handeln mit Texten und die damit zusammenhängenden kognitionswissenschaftlichen Fragestellungen im Fokus der aktuellen Textlinguistik stehen, wendet sich der dritte Teil der Einführung der Textproduktion und Textrezeption (III) und damit verstärkt den Kommunikationsteilnehmern, also den Autoren und Lesern und ihrem Umgang mit Texten, zu. Dieser Teil des Buches dient weniger dazu, weit gespannte Überblicke zu bieten (wie dies vor allem die Aufgabe der Kapitel 3–7 ist), sondern stellt in detaillierterer Form ausgewählte Ansätze vor, zu denen häufig auch jeweils ausführliche Monographien der Autorinnen und Autoren vorliegen. Im Kapitel 8 (Koch/Oesterreicher) wird mit dem in der Forschung intensiv rezipierten Modell von ‚Sprache der NäheNähe – Sprache der DistanzDistanz‘, d.h. der Differenzierung zwischen medialer vs. konzeptioneller SchriftlichkeitSchriftlichkeit vs. Mündlichkeit, die Grundlage für eine pragmatische Einordnung verschiedenster Textausprägungen geschaffen. Kapitel 9 (Stutterheim/Klein) beschäftigt sich mit der mündlichen Textproduktion, d.h. damit, wie sehr die leitende Frage (die QuaestioQuaestio), die jedem Text zugrunde liegt, dessen Gestalt beeinflusst. Kapitel 10 (Antos) wendet sich dagegen der Produktion schriftlicher Texte zu und entwickelt eine Theorie des Formulierens, die die Produktion eines Textes als ein zu lösendes Problem auffasst, dem nur mit einem „dialektischen“ ProblemlösenProblemlösen, dialektisches in Form ständiger Reformulierung beizukommen ist. In Kapitel 11 (Jakobs) wird die Textproduktion schließlich in den beruflichen Kontext gestellt, um zu verdeutlichen, in welcher Form nicht nur die in den beiden vorangegangenen Kapiteln im Mittelpunkt stehenden textinhärenten, sondern auch kontextuelle Faktoren das Abfassen von Texten wesentlich beeinflussen. Die beiden folgenden und diesen Teil abschließenden Kapitel 12 (Sieber) und 13 (Göpferich) beschäftigen sich dagegen mit den Ergebnissen von Textproduktionsprozessen und beziehen damit auch die Rezipientenperspektive ein: Kapitel 12 stellt das Zürcher Textanalyseraster vor, mit dessen Hilfe sich Textbewertung operationalisieren lässt, und veranschaulicht Bewertungsprobleme am ParlandoParlando-Phänomen, einer vor allem für die Deutschdidaktik wie auch die Sprachkritik spannenden „Veränderung kommunikativer Grundmuster in der Schriftlichkeit“ (Sieber). In Kapitel 13 wird das Karlsruher VerständlichkeitskonzeptVerständlichkeitskonzept, Karlsruher erläutert, das der Textbewertung vor allem unter der Perspektive der VerständlichkeitVerständlichkeit und der Adressatenangemessenheit dient und in dem sprachwissenschaftliche u.a. mit instruktionspsychologischen Kategorien verbunden werden.
Im letzten Teil IV Textlinguistik und neue Medien wird im Sinne eines Ausblicks zum einen der HypertextHypertext als neues Textphänomen diskutiert (Kap. 14/Storrer) und werden zum anderen Möglichkeiten und Grenzen computergestützter Methoden der Textlinguistik vorgestellt (Kap. 15/Stede), mit denen umfangreiche Textkorpora textlinguistischen Fragestellungen unterzogen werden können.
Ich danke den Autorinnen und Autoren für ihre Flexibilität gegenüber redaktionellen Eingriffen meinerseits, dem Narr Verlag und Frau Susanne Fischer für die gewohnt gute Zusammenarbeit sowie Margarete Mollenhauer für die Sisyphos-Arbeit bei der Erstellung des Gesamtliteraturverzeichnisses.
1 Text und Textlinguistik
Ulla Fix
1.1 Die Disziplin ‚Textlinguistik‘
1.2 Die Kategorie ‚Text‘
1.3 TextualitätTextualität – ein konzentrisch erweiterter Textbegriff
1.3.1 Text als Satzkette
1.3.2 Text als semantisch-thematische Einheit
1.3.3 Text und Handeln
1.3.4 Text und Kognition
1.3.5 Text und IntertextualitätIntertextualität
1.4 Text und Typik von Texten
1.5 Text und StilStil
1.6 Neuere Aspekte der Textbetrachtung
1.1 Die Disziplin ‚Textlinguistik‘
„Es wird, wenn überhaupt gesprochen wird, nur in Texten gesprochen.“ (Hartmann 1968b: 212) Diese vorausschauende Äußerung von Peter Hartmann, der zu den Begründern der Textlinguistik gehört, vermittelte schon in einer Zeit, als das sich etablierende Fach noch mit der Untersuchung von Mitteln der Satzverknüpfung befasst war (transphrastischetransphrastisch Textbetrachtung, siehe1.3.1), die Einsicht, dass Texte weit mehr als miteinander verknüpfte Sätze sind, dass sie nämlich die –