15 Einführungen und eine Diskussion
Nina Janich
A. Francke Verlag Tübingen
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E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen
ePub-ISBN 978-3-8233-0106-6
Vorwort zur 2. Auflage
Die vorliegende, aktualisierte und ergänzte zweite Auflage der „Textlinguistik“ stellt in der vorliegenden Form eine besondere Mischung dar: Angesichts der hier vorgestellten grundlegenden und immer noch gültigen Begrifflichkeiten und Ansätze ist sie eine forschungshistorische Dokumentation zur Entwicklung der Textlinguistik in Deutschland und zu wesentlichen Begriffen und Analysekategorien. Insofern haben die Ausführungen in allen Kapiteln weiterhin ihre Gültigkeit, auch wenn sich die Textlinguistik in vielerlei Hinsicht in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat. Durch Aktualisierungen in einzelnen Kapiteln und vor allem durch die Aufnahme eines neuen, 16. Kapitels ist diese Einführung aber zugleich der Versuch, aktuellste Entwicklungen und Forschungsliteratur vor allem im Kontext der Digitalisierung der Gesellschaft zu berücksichtigen und theoretisch-methodisch zu diskutieren.
Neben dem neuen Diskussionskapitel 16 von Eva Martha Eckkrammer wurden die Kapitel 6 (Adamzik), 10 (Antos), 11 (Jakobs) und 15 (Stede) in Teilen aktualisiert und um wichtige Hinweise ergänzt. Bei fast allen Artikeln wurden außerdem in die „Kommentierten Literaturtipps“ einzelne neuere Titel aufgenommen, auf die summarisch auch hier schon hingewiesen sei: Es ist eine ganze Reihe neuer Studienbücher und Einführungen zum Thema erschienen (zur Textanalyse Brinker u.a. 82014, zu Text und Stil z.B. Krieg-Holz/Bülow 2016 oder Hoffmann 2017, zu TextsortenTextsorteGebrauchstextsorteTextsorteHypertextsorte z.B. Fandrych/Thurmair 2011, zur Intertextualität z.B. Berndt/Tonger-Erk 2013, zur Diskurslinguistik z.B. Spitzmüller/Warnke 2011, Niehr 2014 oder Bendel Larcher 2015). Auch neue einschlägige Handbücher sind entstanden und bieten umfangreiche Überblicke (z.B. zu Wissen in und Wissen über gesprochene(n) und geschriebene(n) Texten Birkner/Janich 2018; zu Textsorten und Handlungsmustern Habscheid 2011; zu Schreib- und Textproduktionsforschung Jakobs/Perrin 2014; zur Diskurslinguistik Warnke 2018).
Im Zuge der Aktualisierung und Modernisierung der Einführung wurden auch besondere Textbausteine neu formatiert: Anregungen zu eigener Forschung und offenen Fragestellungen finden sich nun unter
, und unter werden strittige theoretische und methodische Aspekte diskutiert.Gedankt sei Lukas Daum für die Unterstützung bei Korrektur und Redaktion sowie dem Gunter Narr Verlag und insbesondere Valeska Lembke für die wie immer sehr gute Betreuung des Bandes.
Nachdem wir die erste Auflage dem damals jüngst verstorbenen Klaus Brinker gewidmet haben, nehmen wir in und mit dieser zweiten Auflage herzlich und mit Trauer im Herzen Abschied von Kolleginnen und Kollegen, die bei der ersten Auflage noch als AutorInnen mitgewirkt haben: von Susanne Göpferich, von Wolfgang Heinemann, von Peter Koch und von Wulf Oesterreicher.
Darmstadt im Juni 2018 Nina Janich
Einleitung (1. Auflage 2008)
Nina Janich
Die Idee für eine Einführung in die Textlinguistik, deren Kapitel von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren geschrieben werden, die also sozusagen aus 15 Einzeleinführungen renommierter Textlinguistinnen und Textlinguisten besteht, entstand im Rahmen einer Ringvorlesung an der Technischen Universität Darmstadt im Wintersemester 2006/2007 (finanziell großzügig unterstützt von der AG „Modernes Lehren und Lernen“ der TU Darmstadt). Ich hatte in diesem Semester eine Textlinguistik-Vorlesung „mit lebendiger Bibliographie“ abgehalten, zu der ich zahlreiche der in diesem Buch vertretenen Autorinnen und Autoren eingeladen hatte, selbst über ihre textlinguistischen Forschungen zu berichten. Auf diesem Weg sollten die Studierenden die Möglichkeit haben, ihre Studienlektüre auch einmal „in persona“ kennenzulernen, anstatt nur durch das Referat ihrer Dozentin – denn viele der geladenen und hier vertretenen Forscherinnen und Forscher haben bereits selbst Einführungen in die Textlinguistik verfasst (z.B. Heinemann/Viehweger 1991, Fix/Poethe/Yos 2001, Gansel/Jürgens 22007, Heinemann/Heinemann 2002, Adamzik 2004, Bracˇicˇ u.a. 2007). Zur Ringvorlesung hatte auch der bekannte Textlinguist Klaus Brinker (auf den in vielen der vorliegenden Beiträge verwiesen wird) zugesagt, er verstarb jedoch leider nach kurzer schwerer Krankheit kurz vor Semesterbeginn – ihm sei die Einführung daher gewidmet.
Die Vorlesung profitierte ungemein nicht nur von der Lebendigkeit ihrer Beiträgerinnen und Beiträger, die in einem solchen Buch natürlich nicht vermittelt werden kann, sondern auch von der Vielfalt der Perspektiven, so dass die Idee entstand, diese Perspektivenvielfalt in einer Art „Sammeleinführung“ zusammenzubringen. Das bedeutet allerdings auch, dass kontroversen Ansichten Raum gegeben wurde und die in den einzelnen Kapiteln vertretenen Positionen einander widersprechen können (vgl. z.B. die Kapitel 6 und 8 und ihre unterschiedliche Einschätzung der Relevanz der mündlich-schriftlich-Kategorie für Texttypologisierungen oder die unterschiedlichen Diskursbegriffe in den Kap. 2 und 8).
Die vorliegende Einführung versucht, erstens einen klassischen Überblick über die textlinguistische Forschung der letzten vierzig Jahre sowie über aktuelle theoretische und methodische Fragen der Textlinguistik zu bieten und zweitens – handlungs- und anwendungsorientiert und dem aktuellen Fokus auf kognitionslinguistischen Ansätzen folgend – Einblicke in Problemstellungen der Textproduktion und Textrezeption zu geben. Dies alles tut sie nicht im Stile eines klassischen Sammelbandes mit völlig autonomen Beiträgen, wie er beispielsweise von Gerd Antos und Heike Tietz vor gut zehn Jahren mit „Die Zukunft der Textlinguistik. Traditionen, Transformationen, Trends“ (1997) vorgelegt wurde. Stattdessen haben wir versucht, in Form von vielfach aufeinander bezogenen Kapiteln gemeinsam ein Buch zu schreiben, das sich in Studium und wissenschaftlicher Lehre als eine Einführung lesen lässt, auch wenn eine gewisse Heterogenität bei insgesamt 18 verschiedenen Autorinnen und Autoren mit unterschiedlichen inhaltlichen Anliegen und Schreibstilen nicht geleugnet werden soll.
Als zentrales Problem eines solchen Konzepts (für die Textsorte Einführung!) erwies sich – nicht verwunderlich – der zugrunde gelegte Textbegriff, der dementsprechend auch von Kapitel zu Kapitel etwas variieren kann. Der Begriff des Textes selbst ist Gegenstand des ersten einführenden Kapitels von Ulla Fix und des sechsten Kapitels von Kirsten Adamzik im Rahmen der Grobdifferenzierung von Textsorten, unter der Perspektive von Mündlichkeit und SchriftlichkeitSchriftlichkeit diskutiert im 7. Kapitel von Peter Koch und Wulf Oesterreicher sowie am Phänomen des HypertextsHypertext problematisiert dann noch einmal im Kapitel 14 von Angelika Storrer. Ansonsten lässt sich die Frage des Textbegriffs für die vorliegende Einführung etwas pointiert auf die Feststellung verkürzen, dass insgesamt der konventionelle Begriff des sprachlichen, medial schriftlichen und linear aufgebauten Textes dominiert, dass aber beispielsweise mündliche Formen wie GesprächeGespräch in den Textbegriff der einzelnen Autorinnen und Autoren ebenso eingeschlossen sein können (z.B. ganz explizit in den Kapiteln 3, 5, 8 und 9, problematisiert auch in Kapitel 6) wie visuelle Bestandteile oder Teiltexte und damit das Textualitätsmerkmal der MultimedialitätMultimedialität (wie in den Kapiteln 1, 7, 13 oder 14). Diesen Dimensionen des Textbegriffs konnten jedoch aus Gründen des Umfangs keine spezifischen Kapitel gewidmet werden (also z.B. zu Gesprächssorten und Gesprächsanalyse (siehe Knapp nur unter 5.5) oder zu einem semiotischen Textverständnis und Text-Bild-BeziehungenText-Bild-Beziehung).
Wer sich für die Frage der Textdefinition – insbesondere im Zeitalter