Die computerlinguistische Lexikologie „models the understanding of natural language through computers with a central role for knowledge sources such as lexicons.“1 Im angewandten Bereich beschäftigt sie sich mit der Entwicklung und Verwendung von computerlinguistischen Methoden zur Formalisierung und Implementierung von lexikalischen Regularitäten und Ausnahmen. Außerdem erstellt sie mit den Mitteln der automatischen Sprachverarbeitung (statistischen Methoden) die verschiedensten Lexika.
Die vergleichende Lexikologie (auch komparative, kontrastive oder konfrontative Lexikologie) vergleicht die Lexik von Sprachen miteinander, um Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede festzustellen. (Tekin, 2012, Einleitung) Dies ist u.a. für den Fremdsprachenunterricht, die Universalienforschung und die Spracherwerbsforschung wichtig. (Pöll, 2002, Kap. 6.1)Pöll, B. Popescu (2018)Popescu, F. zeigt die vergleichende Methodik beispielhaft an der englischen Sprache auf. Lexikologievergleichende
Wichtig ist, dass die Subdisziplinen nicht als autonom gesetzt werden, vielmehr sollte das komplexe Phänomen Lexikon integrativ beschrieben und erforscht werden. Pöll (2002, Kap. 1) hat dies anschaulich gemacht, indem er die Lexikologie als „eine Disziplin mit unscharfen Rändern“ beschrieb.
Zur Entwicklung der Lexikologie sei angemerkt, dass sie in der Regel als „relativ junge sprachwissenschaftliche Disziplin“ charakterisiert wird; so auch bei Schippan (2002, S. 18) Schippan, Th.und Schlaefer (2002, S. 12):
Als selbständige sprachwissenschaftliche Disziplin ist die Lexikologie noch sehr jung. Erst in den 60er Jahren wird in der deutschsprachigen Linguistik die Bezeichnung „Lexikologie“ verwendet. (Schippan, 2002)
Es wird aber auch immer hervorgehoben, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Wortschätzen schon sehr alt ist. Sie erfolgte meist im Rahmen anwendungsorientierter Ziele, explizit in der Lexikografie (‘Lehre von den Wörterbüchern’), der Orthografie und der Rhetorik bzw. Stilistik (‘Wortkunde’). Arens (1980, S. 99) Arens, H.schreibt: „Die ältesten erhaltenen Zeugnisse der Linguistik sind sumerisch-akkadische Wörterlisten, nach Sachgruppen geordnet, des 3. Jts.“
Außerdem war und ist das Wort in Hinsicht auf seine formalen Charakteristika Gegenstand der Morphologie, einem Teilgebiet der Grammatik im engeren Sinne. Schwarze und Wunderlich (1985, S. 7) Schwarze, C.Wunderlich, D.fassen das Gesagte so zusammen:
Die traditionelle Forschung hat sich mit den Wörtern einer Sprache hauptsächlich deshalb befasst, weil der Wortschatz ein soziales und kulturelles Faktum darstellt: in den Wörtern sind die für die Kommunikation unentbehrlichen Erfahrungen der Sprachgemeinschaft gespeichert. Das Studium des Wortschatzes konnte so als eine Methode der Kultur- und Geistesgeschichte angesehen werden.
Sie heben aber auch hervor, dass die lexikalische Semantik „innerhalb der strukturellen Linguistik eine Tradition“ (als Semasiologie) habe. „Die Semasiologie wurde als Wissenschaft, als Sondergebiet der Grammatik, zuerst von C. K. Reisig Reisig, C. K.in den 1839 veröffentlichten Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft eingeführt.“ (Schippan, 1975, S. 16)
Die spezielle Lexikologie der deutschen Sprache hat sich, je nachdem welchen Aspekt des Wortschatzes diese beschreibt und untersucht, in Teildisziplinen mit spezifischen Arbeitsgebieten LexikologieTeildisziplinenaufgespaltet, die aber nicht isoliert voneinander existieren. Welche Teildisziplinen und spezifischen Arbeitsgebiete zur Lexikologie gehören, wird keineswegs einheitlich gesehen. So gibt es eher enge Auffassungen wie bei Wanzeck (2010) oder weite wie bei Schwarze und Wunderlich (1985).
Schippan (2002), die maßgeblich zur Entwicklung der systemorientierten „Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache“ beigetragen hat, nahm in der Erstausgabe ihres Lehrbuchs (Schippan, 1992) drei Teildisziplinen an: die Semantik und die Soziologie des Wortschatzsystems sowie die Wortschatzentwicklung. Die Wortbildungslehre, die Phraseologie und die Lexikografie charakterisierte sie als Nachbarwissenschaften der Lexikologie.
Schwarze und Wunderlich (1985) haben die kognitive Sichtweise in die germanistische Lexikolgie eingebracht („Wörter in psychischen Prozessen“ (Teil C)) und zusätzlich auch die Anwendungen in der Lexikografie, im Fremdsprachenunterricht und der KI-Forschung als Gegenstände der Lexikologie beschrieben.
Die Wortschatzkunde beschäftigt sich mit den systemhaften Charakteristika von Wörtern in den einzelnen Sprachen. Wortschatzkunde (oder Wortkunde) wird im weiteren Sinne auch synonym mit Lexikologie verwendet. Im engeren Sinne beschäftigt sie sich mit den semiotischen, grammatischen, kognitiven, soziolinguistischen und strukturellen Aspekten des Wortschatzes. Von besonderer Relevanz sind die Relationen zwischen der Form- und Inhaltsseite des Wortschatzes, zwischen den Wortschatzeinheiten und anderen Wissensmodulen.
Die lexikalische Semantik der deutschen Sprache beschäftigt sich mit der Bedeutung der Lexeme. Sie interessiert sich für ihren sprachspezifischen Inhalt und für die Methodik, diesen Inhalt zu erforschen. Sie wird nur aus theoretischen Gründen von der Satz- und Textsemantik getrennt. Die Verbindung zum Satz und Text muss im Auge behalten werden, sonst sind bestimmte Phänomene überhaupt nicht erklärbar. Z.B. zeigt sich, dass trinken ein polysemes (mehrdeutiges) Wort Polysemieist, erst im Satzkontext.
(1.2) | a. trinken 1: jemand trinkt etwas Carl trinkt meistens Tonic Water. b. trinken 2: jemand trinkt regelmäßig, suchthaft Alkohol Carla trinkt. |
Wörter gehen oftmals in ihrer Textreferenz über die Satzgrenze hinaus, so auch das in (1.3).
(1.3) | Es war einmal eine Zeit, da gab der Kaiser Franz auf der Bühne des FC Bayern München nicht nur die strahlende Leitfigur, …. Das ist länger her.2 (Süddeutsche Zeitung, 14./15.08.2002) |
Wichtig ist auch, dass im strengen Sinne innerhalb der lexikalischen Semantik der semasiologische von dem onomasiologischen Blickwinkel zu trennen ist. In Kapitel 8 wird genauer auf die lexikalische Semantik eingegangen.
Semasiologisches Vorgehen liegt Semasiologiedann vor, wenn vom sprachlichen Zeichen ausgegangen wird und nach der Bedeutung dieses Zeichens gefragt wird. Also, wenn ich beispielsweise frage, was bedeuten die Wörter Pannenhilfe und Notruf Pannenhilfeim Beispiel (1.4) in der deutschen Sprache.
(1.4) | Pannenhilfe mit Notruf verwechselt Erfurt (dpa/tlz): Ein angetrunkener Autofahrer hat am Samstagmorgen in Erfurt die Pannenhilfe mit dem Polizeinotruf verwechselt. (TLZ, 09.09.2002) |
Das onomasiologische Vorgehen geht Onomasiologievon den Denotaten (Referenten) bzw. Begriffen (Konzepten) aus und fragt, welche Zeichen für sie in einer Sprache zur Verfügung stehen. Beispielsweise: Wie kann in der deutschen Sprache die Polizei noch benannt werden? Beispiele für Synonyme sind in (1.5) angeführt.
(1.5) | Polizei, Auge des Gesetzes, Polente, Plempe, … |
Auch hinsichtlich der Bedeutungsbeschreibung von Wörtern ist die historische Komponente von Interesse, die hier aus oben genannten Gründen weitgehend ausgeklammert werden muss. Grundsätzlich ist aber auch hier den Verfassern der Thesen des Prager Linguistenkreises zuzustimmen (Scharnhorst und Ising, 1976, S. 48):
Zwischen der synchronischen und der diachronischen Methode dürfen keine unüberwindlichen Schranken aufgerichtet werden. […] die synchrone Beschreibung [kann] den Begriff der Entwicklung nicht mehr völlig ausschließen, weil selbst in einem synchronisch betrachteten Ausschnitt immer das Bewußtsein von einem im Schwinden begriffenen Stadium, von einem gegenwärtigen Stadium und einem sich herausbildenden Stadium vorhanden ist. LexikologieTeildisziplinen
1.5 Angelagerte