Lernziele des Lehrbuchs
Neben diesen inhaltlichen Aspekten zeichnet sich dieses Lehrbuch durch sein didaktisches Konzept aus: Viele Details erleichtern die Lektüre und das Verarbeiten von viel Text. Zu Beginn des Lehrbuchs finden Sie jeweils eine Synopse, die die Lernziele der Kapitel zusammenfasst. Innerhalb der einzelnen Teile – der Geschichte, Theorien, Problemfelder – sind die Kapitel weitgehend einheitlich gegliedert: Auf diese Weise können jeweils historische Epochen, Theorien und Problemfelder miteinander verglichen werden. Die Fülle an Information lässt sich dadurch schneller verarbeiten und prägt sich besser ein. Schlüsselbegriffe in den Randspalten bieten Anhaltspunkte für die Gliederung und erleichtern zusätzlich das schnelle Erfassen von Textinhalten. Karten, Tabellen, Definitionen, Zusammenfassungen, Anmerkungen und kleinere Fallstudien sind grafisch hervorgehoben und fokussieren auf wichtige Inhalte. Am Ende jedes einzelnen Kapitels finden sich Fragen, die dazu einladen, das Gelesene noch einmal zu rekapitulieren, den Wissensstand abzuprüfen und Themen weiter zu bearbeiten. Das Lehrbuch bietet am Ende ein Sach- und Personenregister, das Zugriff auf Inhalte des Buches gibt. Hier können zentrale Begriffe und Konzepte nachgeschlagen und rekapituliert werden. Zusammengefasst: Das Lehrbuch vermittelt nicht nur Inhalte, sondern macht es auch so leicht wie möglich, sich diese Inhalte anzueignen.
Dieses Buch wäre ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht entstanden oder es sähe zumindest ganz anders aus. An erster Stelle möchte ich Angela Osorio und Nadine Schröder herzlich danken, deren konstruktive Kritik in der Frühphase des Schreibprozesses wesentlich dazu beigetragen hat, die Kapitel anschaulicher zu machen. Beide haben die Anlage des Lehrbuchs von Beginn an systematisch mit mir durchdacht. Wesentlicher Dank gebührt meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen der Universität Göttingen, die das Manuskript wiederholt gelesen und kommentiert haben. Dazu gehören: Jun. Prof. Dr. Bernd Schlipphak (Universität Münster), Dr. Patrick Theiner, Kristina Kurze und Benjamin Barth, Hannah Becker, Julia Egle, Lena Gottschalk, Franziska Lammers, Samira Meier, Fabian Rasem und Alina Ripplinger. Die Verantwortung für verbleibende Fehler liegt bei der Autorin. Großer Dank gebührt auch dem Narr Francke Attempto Verlag, vor allem Dr. Bernd Villhauer, Daniel Seger und Stephanie Stojanovic. Sie haben stets geduldig auf Verzögerungen reagiert und die Drucklegung professionell begleitet.
Göttingen, im Sommer 2016
Globalgeschichte der internationalen Beziehungen I: Vom Wiener Kongress bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Inhalt
1.1 Die Welt zwischen 1815 und 1919
1.2 Die Ordnung des Wiener Kongresses
1.3 Die wichtigsten globalen Trends und Entwicklungen vom Wiener Kongress bis zum Ersten Weltkrieg
1.4 Innerstaatlicher und geopolitischer Wandel 1860–1870
1.5 Der Wettlauf Europas um kolonialen Besitz 1870–1914
1.6 Deutschland und Japan als aufsteigende Mächte
1.7 Globaler Wandel und der Weg in den Ersten Weltkrieg
1.8 Die Welt zwischen 1919 und 1945
1.9 Die Ordnung der Versailler Verträge (1919)
1.10 Die wichtigsten globalen Trends und Entwicklungen (1919–1939)
1.11 Globaler Wandel und der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Übungen
Verwendete Literatur
Überblick
Was wäre, wenn es die Möglichkeit gäbe, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen und die Welt zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten aus einer Vogelperspektive zu erleben: 1815, 1915 und 2015. Zu allen drei Zeitpunkten würde man sich zweifelsohne an relevanten Punkten der Weltgeschichte befinden: 1815 wäre man Zeuge des Wiener Kongresses, 1915 wäre man mitten in einem Weltkrieg und 2015 würde man sich vielleicht darüber wundern, dass kein Staat mehr unter kolonialer Herrschaft steht und ein Gegensatz zwischen einem relativ friedlichen Europa und einem kriegerischen Nahen und Mittleren Osten herrscht. Zentrale Veränderungen der internationalen Beziehungen in zwei längeren und ereignisreichen Zeitabschnitten darzustellen, die durch die drei Datenpunkte markiert werden, ist das Ziel dieser und der nächsten Einheit.
Das Kapitel vermittelt grundlegendes Wissen zu den empirischen Trends und Entwicklungen der globalen internationalen Beziehungen zwischen 1815 und 1939 mit dem Ziel, einen Überblick über die zentralen Veränderungen in diesem Zeitraum zu geben, die die internationalen Beziehungen beeinflusst haben. Es beschreibt und analysiert die Ursachen von zwei Weltkriegen und befasst sich mit den Inhalten der großen Friedensverträge mit dem Ziel, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den großen Friedensschlüssen bis nach dem Zweiten Weltkrieg zu erfassen.
Ziel der Einführung in die Geschichte der internationalen Beziehungen ist es, einen Überblick über die Entwicklung internationaler Beziehungen zu geben, der vor allem eines leisten soll: deutlich machen, dass sich die Praxis der internationalen Beziehungen in den letzten beiden Jahrhunderten beständig gewandelt hat und aufzeigen, worin dieser Wandel genau besteht. Nehmen wir die verschiedenen Extreme, die in der Disziplin diskutiert werden: Für die Einen ist internationale Politik eine Wiederholung von großen Kriegen, die sich mit gewisser Regelmäßigkeit einstellen (Morgenthau 1954). Für Andere ist es Fortschritt in Richtung einer Zivilisierung von Politik, durch den die Machtpolitik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts durch die Schaffung internationaler Organisationen und die Zunahme internationaler Verträge gebändigt wird (Zangl/Zürn 2004; Alter 2014). Dieser Überblick liefert – trotz aller Kürze – eine differenzierte Sichtweise. Er zeigt aus einem historischen und globalen Blickwinkel, wie sich zentrale Charakteristika von Staaten als bedeutende Akteure des internationalen Systems entwickelt haben, wie sich Krieg und Frieden global verteilen und welche Systeme der Friedenssicherung Staaten und andere Akteure im Lauf der Zeit entwickelt haben, um vor allem eine Wiederholung der großen Kriege der letzten beiden Jahrhunderte zu vermeiden. Die beiden Einheiten sind so konzipiert, dass sie zentrale Muster der internationalen Beziehungen erkennbar machen, die einen Schnellzugriff auch auf aktuelle Herausforderungen der internationalen Politik geben. Dabei geht diese und die folgende Einheit von folgenden Annahmen aus:
Kernannahme 1
Die Beschaffenheit der Einheiten der internationalen Politik macht einen fundamentalen Unterschied für die internationalen Beziehungen. Deshalb lohnt es sich, etwas mehr über die Entwicklung der Staatenlandschaft zu erfahren.
Es macht einen Unterschied, ob die zentralen Akteure des internationalen Systems stabil sind oder nicht, ob es