Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner. Морис Леблан. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морис Леблан
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783751800426
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glaube, dass du dich amüsieren, ein wenig aufschneiden wolltest.«

      »Aha, aufschneiden! Ich versichere dir, Ganimard, ich hielt dich für gescheiter. Vertu ich meine Zeit mit solchen Kindereien, ich, Arsène Lupin! Hätte ich diesen Brief geschrieben, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, den Baron ohne Brief auszuplündern? Aber versteht doch endlich, du und die anderen, dass dieser Brief der notwendige Ausgangspunkt ist, die Triebfeder, die alles ins Rollen gebracht hat. Lass uns der Reihe nach vorgehen, und, wenn du willst, den Diebstahl des Malaquis zusammen vorbereiten.«

      »Ich höre.«

      »Also, nehmen wir ein streng verschlossenes, verriegeltes Schloss, wie das des Barons Cahorn. Soll ich die Partie aufgeben und auf die Schätze, die ich haben will, unter dem Vorwand verzichten, dass das Schloss, in dem sie sich befinden, unerreichbar ist?«

      »Natürlich nicht.«

      »Soll ich den Ansturm wie früher an der Spitze einer Truppe Abenteurer versuchen?«

      »Kindisch.«

      »Soll ich mich heimlich einschleichen?«

      »Unmöglich.«

      »Dann bleibt nur noch eine Möglichkeit, die einzige nach meiner Meinung: mich vom Eigentümer des besagten Schlosses einladen zu lassen.«

      »Die Möglichkeit ist originell.«

      »Und so einfach! Nehmen wir an, dass der besagte Eigentümer eines Tages einen Brief bekommt, in dem er vor dem gewarnt wird, was ein Mann namens Arsène Lupin, ein bekannter Einbrecher, gegen ihn einfädelt. Was wird er tun?«

      »Er schickt den Brief zum Staatsanwalt.«

      »Der sich über ihn lustig macht, da eben derselbe Lupin gegenwärtig hinter Schloss und Riegel sitzt. Also, Entsetzen des guten Mannes, der bereit ist, jeden, der ihm in die Hände läuft, um Hilfe zu bitten, nicht wahr?«

      »Daran besteht kein Zweifel.«

      »Und wenn er zufällig in einem Käseblatt liest, dass ein berühmter Kriminalbeamter in der Sommerfrische im Nachbarort weilt …«

      »Wendet er sich an diesen Kriminalbeamten.«

      »Du sagst es. Aber nehmen wir andererseits an, dass Arsène Lupin in Voraussicht dieses unvermeidlichen Schrittes einen seiner fähigsten Freunde gebeten hat, sich in Caudebec niederzulassen, Verbindung mit einem Redakteur der Reveil aufzunehmen, der Zeitung, die der Baron abonniert hat, und verlauten zu lassen, dass er der und der ist, nämlich ein berühmter Kriminalbeamter, was geschieht dann?«

      »Dass der Redakteur in der Zeitung Reveil die Anwesenheit des besagten Kriminalbeamten in Caudebec verkündet.«

      »Richtig, und da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder beißt der Fisch – ich meine Cahorn – nicht an, dann geschieht nichts. Oder, und das ist die wahrscheinlichere Hypothese, er eilt zitternd herbei. Und so fleht mein Cahorn einen meiner Freunde um Hilfe gegen mich an.«

      »Es wird immer origineller.«

      »Natürlich verweigert der Pseudo-Kriminalbeamte zunächst seine Hilfe. Darauf folgt das Telegramm von Arsène Lupin.

      Entsetzen des Barons, der meinen Freund von Neuem anfleht und ihm soundsoviel dafür bietet, wenn er ihn bewacht. Der Freund nimmt an, bringt zwei Burschen aus unserer Bande mit, die nachts, während Cahorn von seinem Beschützer bewacht wird, eine Reihe von Gegenständen durch das Fenster transportieren und sie mit Hilfe von Seilen in eine zu diesem Zweck gemietete Schaluppe gleiten lassen.

      Das ist so einfach wie Lupin.«

      »Das ist herrlich«, rief Ganimard, »und ich kann die Kühnheit des Einfalls und die Scharfsinnigkeit der Einzelheiten nicht genug bewundern. Aber ich kann mir kaum einen so berühmten Kriminalbeamten vorstellen, durch dessen Namen der Baron dermaßen hätte beruhigt werden können.«

      »Es gibt einen, es gibt nur einen.«

      »Welchen?«

      »Den des berühmtesten, des persönlichen Feindes Arsène Lupins, kurz, des Inspektors Ganimard.«

      »Ich!«

      »Du selbst, Ganimard, deswegen wird es ja so delikat: Wenn du dorthin fährst und der Baron sich entschließt, auszuplaudern, wirst du zu dem Schluss kommen, dass es deine Pflicht ist, dich selbst zu verhaften, wie du mich in Amerika verhaftet hast. He! Die Revanche ist köstlich: Ich lasse Ganimard durch Ganimard verhaften!«

      Arsène Lupin lachte aus vollem Hals. Der ziemlich verärgerte Inspektor biss sich auf die Lippen. Ihm schien der Spaß keinen solchen Freudentaumel zu rechtfertigen.

      Der Eintritt eines Wärters gab ihm Zeit, sich wieder zu fassen. Der Mann brachte die Mahlzeit, die sich Arsène Lupin durch Sondergenehmigung von einem benachbarten Restaurant bringen ließ. Nachdem er das Tablett auf den Tisch gestellt hatte, entfernte er sich. Arsène setzte sich zurecht, brach sein Brot, aß zwei, drei Brocken und fuhr fort:

      »Aber sei ruhig, mein lieber Ganimard, du wirst nicht dorthin fahren. Ich will dir eine Sache anvertrauen, die dich in Erstaunen versetzen wird: Die Affäre steht kurz davor, zu den Akten gelegt zu werden.«

      »Was?«

      »Kurz davor, zu den Akten gelegt zu werden, sagte ich.«

      »Das ist nicht möglich, ich habe gerade den Chef des Sicherheitsdienstes verlassen.«

      »Und? Weiß Herr Dudouis mehr über mich als ich? Du wirst erfahren, dass Ganimard – entschuldige –, dass der Pseudo-Ganimard sehr gute Beziehungen zu dem Baron aufrechterhalten hat. Dieser, und das ist der Hauptgrund, warum er nichts gestanden hat, hat ihn mit der sehr delikaten Aufgabe betraut, mit mir geschäftlich zu verhandeln, und zu dieser Stunde ist es mit Hilfe einer bestimmten Summe wahrscheinlich, dass der Baron wieder in den Besitz seiner lieben Kleinigkeiten gekommen ist. Als Gegenleistung wird er seine Klage zurückziehen. Also, kein Diebstahl mehr. Also muss die Staatsanwaltschaft wohl oder übel aufgeben …«

      Ganimard betrachtete den Häftling verblüfft.

      »Und woher weißt du das alles?«

      »Ich habe gerade das Telegramm erhalten, das ich erwartete.«

      »Du hast eben ein Telegramm erhalten?«

      »Im Augenblick, lieber Freund. Aus Höflichkeit wollte ich es nicht in deiner Gegenwart lesen. Aber wenn du erlaubst …«

      »Du machst dich über mich lustig, Lupin.«

      »Sei so gut, mein Lieber, und schlag vorsichtig das obere Ende von diesem weichen Ei. Du wirst selbst feststellen, dass ich mich nicht über dich lustig mache.«

      Mechanisch gehorchte Ganimard und schlug das Ei mit der Messerklinge auf. Ein überraschter Schrei entfuhr ihm. Die leere Schale enthielt ein blaues Blatt Papier. Auf Arsènes Bitte faltete er es auseinander. Es war ein Telegramm, oder eher der Teil eines Telegramms, von dem man die Stempel der Post abgerissen hatte. Er las:

      »Vertrag abgeschlossen. Hunderttausend Piepen ausbezahlt. Alles in Ordnung.«

      »Hunderttausend Piepen?« fragte er.

      »Ja, hunderttausend Francs. Das ist wenig, aber die Zeiten sind schlecht … Und ich habe so viele Ausgaben. Wenn du mein Budget kennen würdest … ein Großstadtbudget!«

      Ganimard stand auf. Seine schlechte Laune war verflogen. Er überlegte einige Sekunden, durchging die ganze Affäre noch einmal in Gedanken, um einen schwachen Punkt zu finden. Dann sprach er in einem Ton, der offen die Bewunderung des Kenners durchblicken ließ:

      »Gott sei Dank gibt es kein Dutzend von deiner Sorte, sonst könnten wir uns alle zur Ruhe setzen.«

      Arsène Lupin setzte eine bescheidene Miene auf:

      »Pah, ich musste mich zerstreuen, meine freie Zeit totschlagen … umso mehr, als die Sache nur gelingen konnte, während ich im Gefängnis saß.«

      »Wie?« rief