Ja, es gibt hier Führung und Hilfe, aber nicht um euch Antworten zu geben, sondern nur um euch zu helfen, selbst zu forschen. Die innere Arbeit, die wir hier machen, ist dazu da, eure eigene innere Entwicklung zu ermutigen, was immer das sein mag, euch zu helfen, mit eurem Forschen allein zu bleiben. Es kann schwierig sein, mit sich selbst allein zu bleiben. Wir werden gewöhnlich nicht darin unterstützt oder dazu ermutigt, unser Sein einfach sein zu lassen, authentisch und nicht eine Imitation oder eine Reaktion zu sein. Ihr könnt offen sein und auf das hören, was andere vorschlagen, aber diese Dinge sind nur Möglichkeiten. Ihr müßt immer noch selbst in der Intimität eures eigenen Herzens forschen. Ist diese Antwort eure eigene Erfahrung, eure Antwort? Ihr müßt vollkommen offen sein und dürft das, was ihr hört, nicht dazu benutzen, euch zu beruhigen. Ihr müßt es benutzen, um eurem Forschen Nahrung zu geben.
Könnt ihr euch selbst ganz intim mit euch selbst, vollkommen unbeeinflußt und unparteiisch sein lassen? Könnt ihr dieses Forschen, diese Flamme, in der Intimität, im äußersten Alleinsein in eurem Inneren brennen lassen?
Bist du da?
Vor ein paar Wochen haben wir gefragt: „Warum seid ihr hier?“ Jetzt kommen wir zu einer noch grundlegenderen Frage. „Seid ihr hier?“ Seid ihr wirklich hier in diesem Raum? Ich meine nicht, ob euer Körper hier ist, denn das ist ja ganz offensichtlich der Fall. Aber seid ihr hier? Habt ihr das Gefühl, daß ihr hier in diesem Raum seid? Seid ihr gewahr, daß ihr hier präsent seid, und seid ihr eurer wirklichen Erfahrung in diesem Augenblick gewahr? Oder habt ihr euch in Gedanken, Phantasien, Pläne oder emotionale Reaktionen verloren? Seid ihr hier, oder seid ihr mit Mögen und Nichtmögen beschäftigt? Seid ihr hier, oder seid ihr damit beschäftigt, euch und alles andere zu beurteilen?
Seid ihr jetzt hier, oder versucht ihr, hier zu sein, und strengt euch pro forma an, weil wir gerade darüber sprechen? Seid ihr aller Dinge und eines jeden um euch herum gewahr? Seid ihr eurer Umgebung gewahr, oder habt ihr euch in einen Wirbelwind von Gedanken verloren? Wenn ihr auf die Frage „Seid ihr hier?“ antwortet, kommt es nicht darauf an zu versuchen, gut oder richtig zu sein. Es ist nur wichtig, aufrichtig für euch selbst zu erforschen, ob ihr hier seid oder nicht. Seid ihr in eurem Körper oder geistesabwesend, oder seid ihr seiner nur teilweise gewahr? Wenn ich sage: „Seid ihr in eurem Körper?“, dann meine ich: „Füllt ihr euren Körper vollkommen aus?“ Ich möchte wissen, ob ihr in euren Füßen seid oder nur Füße habt. Lebt ihr in ihnen, oder sind sie einfach Dinge, die ihr gebraucht, wenn ihr geht? Seid ihr in eurem Bauch, oder wißt ihr nur einfach ganz vage, daß ihr einen Bauch habt? Oder ist er einfach nur für das Essen da? Seid ihr wirklich in euren Händen, oder bewegt ihr sie aus der Ferne? Seid ihr in euren Zellen anwesend, präsent, und bewohnt ihr euren Körper und füllt ihn aus? Wenn ihr nicht in eurem Körper seid, welche Bedeutung hat dann in diesem Moment eure Erfahrung? Bereitet ihr euch vor, so daß ihr in der Zukunft hier sein könnt? Stellt ihr Bedingungen, indem ihr euch sagt „Wenn dies und jenes geschieht, dann habe ich Zeit, dann werde ich hier sein“? Wenn ihr nicht hier seid, wofür spart ihr euch dann auf?
Unabhängig von den Geschichten, die ihr euch selbst erzählt – in diesem Moment, genau in diesem Moment, gibt es nur diesen Moment, hier, jetzt. Nichts anderes existiert. Für eure unmittelbare Erfahrung ist nur das Hier und Jetzt relevant. Nur Jetzt ist wirklich. Und so ist es immer. In jedem Augenblick existiert nur dieser Augenblick. Wir müssen uns also fragen, warum wir uns zurückhalten und abwarten, auf den richtigen Zeitpunkt warten, darauf warten, daß in der Zukunft die richtigen Umstände eintreten. Vielleicht kommt nie der richtige Zeitpunkt. Vielleicht werden sich die richtigen Bedingungen, die ihr im Kopf habt, für euch nie alle zugleich einstellen. Wann wollt ihr dann anfangen zu existieren? Wann wollt ihr anfangen, hier zu sein und zu leben? Unabhängig von den Vorstellungen über Vergangenheit und Zukunft, die eure Erfahrung beherrschen, existiert genau in diesem Moment nur dieser Moment, und nur dieser Moment hat eine Bedeutung für euch. Die unmittelbarste und offensichtlichste Tatsache, die in der Erfahrung gegeben ist, ist die, daß dieser Moment, das Hier und Jetzt, alles ist, was existiert. Das ist alles, was es in diesem Moment gibt. Was immer in diesem Moment geschieht, das ist euer Leben. Die Zukunft ist nicht euer Leben, sie kommt nie an. Was wirklich hier ist, ist immer nur dieser Moment.
Könnt ihr euch selbst also sein lassen? Ich schlage euch nicht vor, euch sein zu lassen sollt, damit ihr irgend etwas bekommt oder tut, nicht einmal damit ihr irgend etwas versteht. Ich meine: einfach nur sein. Gebt ihr euch das einfache Privileg zu sein, zu existieren? Warum glaubt ihr, das, was ihr tut, was ihr habt, was ihr bekommt oder nicht bekommt, könne wichtiger sein als einfach hier zu sein? Warum wollt ihr immer etwas bekommen oder irgendwohin gelangen? Warum nicht einfach entspannen und hier sein, einfach in all euren Zellen existieren, euren ganzen Körper bewohnen? Wann werdet ihr euch von euren erhabenen Beschäftigungen herablassen und einfach da landen, wo ihr seid?
Hört auf, nach allen möglichen Dingen zu streben, hört auf zu träumen, Pläne zu schmieden, zu arbeiten, etwas zu erreichen, euch zu bemühen, zu bewegen, hört auf zu manipulieren, zu versuchen etwas zu sein, zu versuchen irgendwohin zu gelangen. Ihr vergeßt das Einfachste und Offensichtlichste, und das ist: hier sein. Wenn ihr nicht in eurem Körper seid, dann verpaßt ihr die Quelle aller Bedeutsamkeit, allen Sinns und aller Befriedigung. Wie könnt ihr Befriedigung empfinden, wenn ihr nicht hier seid? Wir verpassen das, was wir sind, und das ist im wesentlichen Seiendsein (beingness), Existenz. Wenn wir nicht hier sind, existieren wir nur an den Rändern der Wirklichkeit. Wir schätzen einfaches sein nicht genug. Stattdessen legen wir Wert auf das, was wir erreichen wollen oder was wir besitzen wollen. Das ist unser größter Fehler. Das nennt man den „großen Verrat“.
Wir streben immer nach Lust, wir suchen auf viele Weisen unermüdlich nach Glück und verpassen vollkommen die einfachste, grundlegendste Lust, die eigentlich auch die größte Lust ist: einfach hier sein. Wenn wir wirklich präsent sind, dann besteht die Präsenz selbst aus Fülle, Zufriedenheit und seliger Lust.
Unsere Gewohnheiten und unsere Konditionierung lassen uns den größten Schatz, den wir haben, unser Geburtsrecht, vergessen - die Lust und Leichtigkeit der Existenz. Wir denken, wir werden Lust oder Freude haben, wenn wir einen bestimmten Plan ausführen, wenn ein bestimmter Traum wahr wird, wenn uns jemand mag, an dem uns liegt, wenn wir eine wunderbare Reise machen. Diese Haltung ist eine Schmähung dessen, was wir sind. Wir sind die Lust, wir sind die Freude, wir sind die tiefste Bedeutsamkeit und der höchste Wert. Wenn wir das begreifen, dann sehen wir, daß es lächerlich ist zu meinen, wir würden Lust und Freude durch diese äußeren Dinge bekommen, - dadurch, daß wir dieses oder jenes tun, Anerkennung oder Liebe von dieser oder jener Person bekommen. Wir sehen dann, daß wir falsch informiert waren; wir haben vor der falschen Tür gewartet.
Glück, Wertgefühl und Lust sind nicht das Ergebnis von irgendetwas. Diese Qualitäten sind Teil unserer grundlegenden Natur. Wenn wir uns einfach erlauben zu sein, dann sind sie unsere natürliche Erfahrung. Ihr seid das Wertvollste im Universum, aber ihr verhaltet euch so, als wäret ihr das Kümmerlichste, Trivialste, was es gibt. Es gehört wirklich nicht viel dazu, das zu sehen. Haltet einfach diesen Wirbelwind eurer Gedanken an. Laßt zu, daß ihr euch entspannt und einfach da seid. Ihr könnt euch das erlauben, wo immer ihr seid. Ihr müßt nicht auf den Kanarischen Inseln sein, um glücklich sein zu können. Ihr müßt nicht mit jemandem zusammen sein, in den ihr verliebt seid oder der euch liebt, um glücklich zu sein. Wenn ihr eurem Glück Bedingungen