Das Timing ist schon interessant und mehr als passend; denn kurz nachdem ich den letzten Abschnitt zu Ende geschrieben hatte, überschlugen sich die Ereignisse auf unserer Welt. Ich schreibe diese Zeilen im April 2020, und das Corona-Virus breitet sich unaufhaltsam aus. Es legt große Teile unseres Lebens lahm, und Tausende Menschen fallen dem Virus jeden Tag zum Opfer. Momentan sind Norditalien und New York besonders stark betroffen, ein Ende ist bislang nicht in Sicht. Auch im Rest Europas steht alles still. Es gibt Kontaktverbote, Ausgangssperren, und das Einkaufen geht nur noch mit Sicherheitsabstand und Mundschutz. Noch sind die Supermarktregale gut gefüllt, nur Konservendosen, Nudeln, Mehl und Toilettenpapier sind ständig ausverkauft. Schon jetzt ist absehbar, dass die Welt nach der Pandemie eine andere sein wird. Dieses kleine Virus bringt uns allen plötzlich bei, was wirklich von Bedeutung ist. Alltägliche Dinge bekommen plötzlich einen großen Wert: Hygieneartikel, Lebensmittel, Medizin, der Besuch beim Frisör und die Nähe zu unseren Liebsten sind keine Selbstverständlichkeiten mehr. Das Virus macht uns plötzlich alle gleich. Es unterscheidet nicht zwischen reich und arm oder ob wir aus dem Westen oder Osten kommen. Die Arbeit von Kassiererinnen, Müllmännern, Erntehelfern, LKW-Fahrern und von vielen bislang gesellschaftlich kaum beachteten Berufen steht plötzlich in einem völlig anderen Licht da. Wir erkennen gerade, wie wichtig jeder Einzelne von uns ist, ganz egal, wo unser Platz sein mag. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Corona-Virus Teil des Wandels ist. Die Frage ist nur, ob es auch ein Wandel zu einer bewussteren und besseren Welt für alle Lebewesen der Erde wird. Das hoffe ich, und wenn wir den Voraussagen der vedischen Schriften und der Mayas Glauben schenken, so dürfen wir unsere Sorgen und unsere Angst vor Mangel und Verlust beiseiteschieben und in uns ein Gefühl von Hoffnung und Vertrauen keimen lassen. Die Sterbeforscherin Dr. Elisabeth Kübler-Ross hat in ihrem Buch Über den Tod und das Leben danach einen bemerkenswerten Abschnitt geschrieben, der, so scheint es, die aktuelle Situation der Corona-Krise voraussagte:
»Doch meine eigentliche Aufgabe besteht darin – und hier benötige ich Ihre Mithilfe –, den Menschen zu sagen, dass es keinen Tod gibt. Es ist sehr wichtig, dass die Menschheit dies weiß, denn wir stehen am Beginn einer sehr schwierigen Zeit, nicht nur für Amerika, sondern für den ganzen Planeten Erde. Schuld daran ist unsere eigene Zerstörungssucht, schuld daran sind die Atomwaffen, schuld daran tragen unsere Habsucht und unser Materialismus, schuld daran ist unser Verhalten hinsichtlich der Umweltverschmutzung, schuld daran sind wir, weil wir so unendlich viele Gaben der Natur zerstört haben, und Schuld tragen wir insofern, als wir jegliche echte Vergeistigung verloren haben. Ich übertreibe ein bisschen, aber bestimmt nicht zu sehr. Das einzige Mittel, das eine Veränderung für ein neues Zeitalter herbeizuführen vermag, besteht darin, dass die Erde zu beben beginnt, auf dass wir aufgerüttelt werden.« 44
2.4.2 European Values Study 2017
Die European Values Study (EVS) ist eine transnationale empirische Langzeitstudie über die Vorstellungen der Europäer zu Familie, Arbeit, Religion, Politik und Gesellschaft. Die Umfragen werden seit 1981 alle neun Jahre in sogenannten Wellen neu erhoben. 2017 wurde die fünfte Welle abgeschlossen und veröffentlicht, in Summe wurden über 70 000 Menschen in Europa interviewt.45 Vor diesem Hintergrund darf man sicherlich von einer repräsentativen Stichprobe sprechen. Ich habe die Daten zu den religiösen und spirituellen Ansichten für Deutschland (D), Österreich (AT), die Schweiz (CH) und Europa gesamt (EUR) unter die Lupe genommen. Dass in einer modernen, vorwiegend materialistisch orientierten europäischen Gesellschaft drei Viertel aller Menschen an Gott und mehr als die Hälfte an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, hat mich ehrlich gesagt sehr überrascht. Interessant ist auch die Erkenntnis, dass die Deutschen bei diesen Fragen deutlich zurückhaltender sind als die Österreicher, die Schweizer und die Europäer insgesamt (11 bis 14 Prozentpunkte, siehe Tabelle 2-2).
Tabelle 2-2: EVS 2017 – Glaubensfragen
Eine 2008 vom SPIEGEL in Auftrag gegebene Umfrage zeigt ein sehr ähnliches Resultat. Demnach glauben 52 Prozent der Deutschen an die Unsterblichkeit der Seele.46 Der Glaube an die Wiedergeburt, dass wir also schon vor diesem physischen Leben gelebt haben und durch immer neue Reinkarnationenszyklen die Erde betreten, war etwas, das ich eigentlich nur höchst spirituellen Menschen zugetraut hätte. Doch der Anteil der Menschen in Deutschland, die daran glauben, liegt bei 24,8 Prozent. Das sind bei 83 Millionen Einwohnern (Schätzung des statistischen Bundesamtes vom Januar 2019), über 20 Millionen Menschen allein in Deutschland, die an Reinkarnation glauben. Wenn wir diese Berechnung auf Europa mit einer Gesamtbevölkerungszahl von 746 Millionen (Schätzung der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung 2018) bei einer Quote von 26,7 Prozent übertragen, so leben in Europa fast 200 Millionen Menschen, die an eine Wiedergeburt glauben.
Tabelle 2-3: EVS 2017 – Was entspricht am ehesten deinem Glauben?
Tabelle 2-3 fasst zusammen, welcher Glaubenssatz am ehesten für die Befragten zutraf. Beim Vergleich der Daten aus Tabelle 2-2 zur Frage Glaube an Gott mit den Ergebnissen aus Tabelle 2-3 wird deutlich, dass für die meisten Menschen bei diesem Punkt der Begriff Gott einen übergreifenden Charakter besitzen muss. So ist nicht nur der Glaube an einen persönlichen, biblischen Gott gemeint, sondern auch der Glaube an eine Geistige Welt. Beim Thema Geistige Welt gibt es in Europa übrigens eine große Diversität. In den meisten westeuropäischen Ländern liegt der Prozentwert beim Glauben an eine Geistige Welt zwischen 29,2 Prozent (Spanien) und 59,8 Prozent (Schweiz), wohingegen in den osteuropäischen Ländern enorme Schwankungen zu erkennen sind. So glauben z. B. in Armenien lediglich 1,3 Prozent und in Georgien 5,6 Prozent der Bevölkerung an eine Geistige Welt. Die Schweiz ist beim Thema Geistige Welt Spitzenreiter in dieser Studie. In der Schweiz gibt es eine lange Tradition der Spiritualität, viele der weltweit renommiertesten Medien und spirituellen Lehrer stammen aus der Schweiz oder leben dort (z. B. Pascal Voggenhuber, Andy Schwab, Kim-Anne Jannes u. v. m.). Dort findet dieses Thema auch durch renommierte Organisationen wie den Baseler Psi-Verein in der Bevölkerung bereits eine breite Akzeptanz. Ich bin mir sicher, dass sich diese Akzeptanz weiter erhöhen und in den nächsten Generationen durchsetzen wird. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen sollte man sich nicht länger davor fürchten, diese Themen auch in der Öffentlichkeit frei zu diskutieren. Der Paradigmenwechsel hin zu einer Welt, in der auch die Spiritualität Einzug halten darf und mitunter eine Selbstverständlichkeit ist, ist nicht länger von der Hand zu weisen.
1 * Kleinstcomputer, meist für den Einsatz in eingebetteten Systemen (z. B. in programmierbaren Kaffeemaschinen oder in Steuergeräten für das Auto).
3 * Veden = altindische heilige Sanskrit-Schriften aus der Tradition des Hinduismus
3 Materie
» Wenn wir die Galaxien der Sternenwelt zählen oder die Existenz von Elementarteilchen beweisen, so sind das wahrscheinlich keine Gottesbeweise. Aber als Forscher bin ich tief beeindruckt durch die Ordnung und die Schönheit, die ich im Kosmos finde, sowie im Inneren der materiellen Dinge. Und als Beobachter der Natur kann ich den Gedanken nicht zurückweisen, dass hier eine höhere Ordnung der Dinge im Voraus existiert. Die Vorstellung, dass dies alles das Ergebnis eines Zufalls oder bloß statistischer Vielfalt sei, das ist für mich vollkommen unannehmbar. Es ist hier eine Intelligenz auf einer höheren Ebene vorgegeben, jenseits der Existenz des Universums selbst.« 1
Carlo Rubbia, Nobelpreis für Physik 1984
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