Gott die Ehre. Stefan Kiechle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Kiechle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783429065454
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ein Überstieg auf den Anderen hin. Ehrfurcht zu Gott gibt Gott Ehre, also Respekt und Wertschätzung, ist aber auch Furcht, nicht als Angst vor Bedrohung, sondern eher als Scheu und Scham, ja Demut, also Anerkennen des Geringseins vor dem gewaltig Numinosen.17 „Ehrfurcht machen“ (so wörtlich: hacer) setzt den Menschen in die rechte Beziehung zu Gott, der größer ist als er, der vor ihm war und ihn geschaffen hat, der ihn stützt und führt und der ihn richtend-rettend zu sich holen wird.18

      Gott erschafft den Menschen, mit Seele und Leib, individuell und als soziales Wesen. Der Mensch soll sich Gott ehrfürchtig nähern und so in eine Beziehung zu ihm eintreten, die ihn trägt und rettet, auch über den Tod hinaus. Dazu empfängt er von Gott Gaben und Gnaden, die er genießen und aktiv für den Dienst nutzen soll. Im Austausch der Gaben wird er ein liebender Mensch.

      7Vgl. DEI 121.

      8„Wille“ (volundad) ist im klassischen Sprachgebrauch nicht wie heute die vor allem rationale Kraft, etwas anzustreben und durchzusetzen, sondern eher die emotionale, affektive Energie der Seele.

      9Ausführlicher dazu Kiechle (1996) 352–355. Gegenüber dem rationaleren Thomismus erkennt Ignatius mit der augustinisch-franziskanischen Tradition eine gewisse Dominanz des Willens.

      10Das war sie in ihrer jahrhundertelangen Praxis durchaus; ihr Leibbezug wird seit einigen Jahrzehnten wiederentdeckt.

      11Das Spanische kennt für „Leib“ und „Körper“ nur ein Wort: cuerpo – hier mit „Leib“ übersetzt, denn gemeint ist nicht der biologische, gleichsam materielle Körper, sondern der lebendige, geistig offene Leib.

      12Der italienische Philosoph Mario Perniola (2017) schreibt in seiner Studie zum katholischen Fühlen (ital. sentire), dass Ignatius, als im 16. Jh. die Kirche moralisch-spirituell heruntergekommen war, mit anderen das Fühlen oder Spüren wieder betonte: nicht eines der eigenen Innerlichkeit, sondern jenes der Welt – allerdings in Differenz zu ihr. So geschehe Unterscheidung der Geister. Dies sei katholisch, gegen alle spätere Rationalisierung und gegen allen Dogmatismus.

      13Auch wenn hierbei manches zeitbedingt und nach heutigem Maß „leibfeindlich“ erscheint.

      14Dass die „Seele in diesem verderblichen Leib eingekerkert“ sei (47), sind Reste einer alten, den Leib abwertenden Philosophie, die die christliche Spiritualität jahrhundertelang bestimmte. Bei Ignatius fließt sie teilweise noch ein, ist aber in anderen Texten und im Ganzen überwunden – diese Inkohärenzen spiegeln wohl den langen Redaktionsprozess des Exerzitienbuchs wider. Am Ende hat Ignatius wohl nicht alles, was er durch Erfahrung und Studium als überholt erkannt hatte, redaktionell eliminiert.

      15Mercedes hat einen Zusammenhang zu Barmherzigkeit und erinnert an die „Gunsterweise“, die im Feudalismus ein hoher Herr seinen Untertanen gewährt: von oben nach unten und gratis.

      16In den Briefen des Ignatius kommt das Motiv immer wieder; etwa schreibt er an Franz von Borja: „Wenn meine Gebete irgendeine Gunst erreichen, wird sie ganz von oben sein und von seiner göttlichen Güte herabsteigen“ (BU 104).

      17Nach Charlotte Pauli (2016); die Autorin setzt die Ehrfurcht psychologisch in Bezug zum Narzissmus, wobei ein gesunder Narzissmus die Ehrfurcht fördert, ein krankhafter Narzissmus jedoch im Gegensatz zur Ehrfurcht steht und sie verhindert.

      18Erasmus von Rotterdam ermahnt in seinem Enchiridion militis christiani – von Ignatius in seiner Studienzeit gelesen – den Ritter, seinen Ehrgeiz zu bekämpfen und allein Gott die Ehre zu geben; vgl. Erasmus (2015) 178–180.

      19Span. salvación meint (irdische) Gesundheit und Heilung, aber auch (ewiges) Heil; salvar meint sowohl heilen als auch retten – zum sowohl irdischen als auch himmlischen Wohlergehen; vgl. Rainer Carls, Der Mensch als Geschöpf Gottes im Denken des Ignatius von Loyola, in: Gertler et al. (2006), 50–67, hier 62 f.

      20Vgl. Kap. 23.

      2.Gottunmittelbar