»Sicher.« Reg hob vergnügt die Augenbrauen. »Warum? Hast du deine Meinung schon geändert?« Er verschränkte die Arme und fing an, wie ein Huhn zu gackern.
»Du machst jetzt gerade keine Hühnergeräusche.«
»Hey, wenn das doch passt.«
»Gut.« Jeremy rollte mit den Augen. »Worum wetten wir?«
»Wenn du die Linie in beide Richtungen gehen kannst, ohne anzuhalten und ohne deine Arme zum Ausgleich zu benutzen, nehme ich dein Angebot an.«
»Und wenn ich es nicht kann?«
»Dann bist du zu betrunken, um zu wissen, was du sagst, und du musst noch einmal fragen, nachdem du deinen Rausch ausgeschlafen hast.«
»Das war’s? Das ist alles, was ich verliere?« Er schnaubte. »Du musst lernen, wie man wettet. Das ist …«
»Es gibt noch mehr«, sagte Reg.
»Oh. Was?«
»Ich will ein Jahr statt sieben Monate.«
Jeremys Gesicht zog sich zusammen und erinnerte Reg an den Ausdruck seines Neffen, wenn er ein Nickerchen machen sollte. »Das würde ich ja gerne, aber ich kann nicht. Die Konzerte sind bereits geplant. Alle Arenen sind gebucht. Heißt das, du machst es nicht?«
Sich davon abzuhalten, die lilanen Haare zu zerstrubbeln, kostete ihn Mühe. In Zeitschriften war Jeremys Schopf immer in einer anderen Farbe zu sehen und stachelig gestylt. Aber nachdem sie die ganze Nacht in einem stickigen Raum von einer Kappe bedeckt gewesen waren, waren die Strähnen steif von Schweiß und verfilzt und verklebt an einigen Stellen, während sie auf unschöne Weise an anderen Stellen abstanden. Der Look passte zu dem Bild des kleinen Jungen und Reg lächelte.
»Ich werde es tun«, sagte er, ballte und entspannte seine Hände, um sich davon abzuhalten, nach dem Mann zu greifen, um diesen enttäuschten Ausdruck zu besänftigen. »Aber wenn die Tour vorbei ist, können wir weiterreisen. Nur wir gehen dann dorthin, wo wir wollen, wann wir wollen. Keine Pläne.«
Jeremy weitete seine Augen und öffnete den Mund. »Ein Abenteuer?« Er keuchte.
Sicher, sie könnten es so nennen. Reg nickte.
»Nur wir beide?« Seine Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an und er senkte seine Stimme. »Kein Manager. Keine Groupies. Niemand, der will, dass ich irgendwas tue.«
Nicht sicher, ob Jeremy mit sich selbst redete oder ihm eine Frage stellte, schwieg Reg.
»Deal«, sagte Jeremy. Mit dem Blick auf das Linoleum machte er den ersten Schritt und warf sofort seine Arme zu den Seiten, um sein Gleichgewicht zu halten. Er schwankte nach zwei Schritten hin und her, stolperte nach drei von der Linie, und beim vierten Schritt fiel er direkt auf den Hintern.
Kehlig lachend half Reg Jeremy auf die Füße. »Alter, du bist so verdammt erledigt.«
»Vielleicht.« Jeremy zuckte mit den Schultern und zeigte Reg ein albernes Grinsen. »Aber morgen früh holen wir Kaffee und du willigst ein, für ein Jahr ganz mir zu gehören.«
Nachdem er die meiste Zeit gearbeitet hatte, während Jeremy getrunken hatte, war Reg immer noch sehr nüchtern, sodass er durch den Kommentar hart wurde. Natürlich wusste er: Was Jeremy wollte, war kein fester Freund. Der arme Kerl brauchte einen Kumpel, jemanden, der Zeit mit ihm verbrachte, der keine Hintergedanken hatte oder ständige Forderungen stellte. Es war traurig, dass er das Gefühl hatte, darauf verzichten zu müssen, aber Reg würde sich nicht beschweren. Jeremy war cool, seine Musik war toll und die Welt zu bereisen, war ein Traum, der wahr werden würde. »Ich hoffe es, Mann«, sagte er. »Das wäre großartig.«
»Das wäre es.« Jeremy nickte. »Keine einsamen Nächte mehr. Keine langweiligen Flüge mehr ohne jemanden zum Reden. Keine Mädchen mehr, die sagen, dass sie bei mir sein wollen, obwohl sie mich nicht einmal mögen, denn alles, was sie wirklich wollen, ist ein Sprung auf der Karriereleiter.« Er seufzte. »Nicht mehr.«
Da er nicht wusste, wie er reagieren sollte, drückte Reg Jeremys Schulter.
Jeremy gähnte.
»In Ordnung. Du bist fertig, ich bin fertig. Genug für heute. Ich hole dir ein Kissen. Brauchst du noch was? Eine Decke?«
»Nein.« Jeremy zog sein Shirt über den Kopf und schwankte zur Couch. »Mir geht’s gut.« Er fiel auf den Rücken, knöpfte seine eng geschnittene Jeans auf und schob sie von den Hüften. »Ich stecke fest«, sagte er dramatisch, als sich die Jeans um seine Knöchel verheddert hatte. »Warum geht die nicht runter?« Er trat mit den Füßen und wackelte herum, sah albern, aber liebenswert aus.
»Du bist ein lustiger Betrunkener.« Reg ging zu ihm und schnappte sich seine Füße. »Halt still.«
Jeremy erstarrte.
»Schuhe zuerst, dann die Hose«, neckte Reg ihn, als er Jeremys Turnschuhe auszog.
»Vergessen«, murmelte Jeremy, seine Stimme klang belegt, seine Augen fielen zu. Es schien, als hätten der lange Tag und die Menge an Alkohol ihn eingeholt.
»Halt, Superstar.« Er zerrte Jeremys Jeans runter und sah dessen kleinen schwarzen Slip, der der Fantasie wenig überließ. Wie es aussah, hatte der Typ schöne Eier, groß genug, um in der Hand gehalten zu werden, während man seinen Schwanz lutschte. Nachdem Reg den Gedanken verdrängt hatte, packte er Jeremys Knöchel und schüttelte ihn. »Du musst aufs Klo, bevor du einschläfst.« Als er keine Antwort bekam, schüttelte er wieder sein Bein. »Ernsthaft. Steh auf. Ich brauche nicht noch mehr Pisse auf dieser Couch.«
»Noch mehr Pisse?«, fragte Jeremy und kämpfte sich in eine sitzende Position. »Wer, der dich besucht, ist nicht stubenrein?«
»Meine Nichte und mein Neffe, ihr Hund und jeder, der diese Couch benutzt hat, bevor ich sie gefunden habe.«
»Du hast deine Couch gefunden?« Jeremy schaffte es endlich, aufzustehen, aber er war nicht stabil auf den Füßen. »Wo hast du deine Couch gefunden?«
Als er Jeremy von Kopf bis Fuß musterte, hatte Reg nur einen Gedanken: Gottverdammt, der Junge war heiß. Obwohl er nicht groß war, vielleicht fünf Fuß zehn, hundert Pfund an einem guten Tag, war er drahtig, hatte definierte Muskeln und glatte, weiche Haut. Die Bilder, die Reg in Magazinen gesehen hatte, wurden der Liveversion nicht gerecht. Reg hatte Jeremy Jameson immer für attraktiv gehalten, aber sein Bild kam nicht in Regs Kopf, wenn er nachts allein im Bett war. Zweifellos würde sich das ändern. Nachdem er mit einem kaum bekleideten Jeremy per Du war, wusste Reg, dass sein Kopfkino nun gut aufgestockt war, was inspirierende Bilder betraf.
»Ich habe es am Straßenrand gefunden«, Reg legte seinen Arm um Jeremys Schultern und führte ihn ins Bad, »am Sperrmüllabholtag.«
»Oh.«
»Wird es gehen oder brauchst du Hilfe?«, fragte er, sobald sie vor der Tür standen, die ins Badezimmer führte.
»Ich brauche keine Hilfe beim Pinkeln!«, erwiderte Jeremy und klang verletzt und stieß dann mit dem Gesicht gegen die Badezimmertür. »Au!«
Während er so heftig lachte, dass er nach Luft schnappen musste, sah er Jeremy dabei zu, wie dieser ins Bad taumelte, seine Stirn rieb und murmelte: »Aua.«
»Versuch nicht, auf meinen Boden zu pinkeln, okay, Superstar?«
Die Tür knallte zu. Reg hörte einen Stoß, gefolgt von einem weiteren »Au!«, und dann war er sich ziemlich sicher, dass Jeremy auf den Boden gefallen war. »Mir geht’s gut!« Das Geräusch seines Schlurfens drang durch die dünne Tür. »Alles in Ordnung!«
Wieder lachend, ging Reg in sein Schlafzimmer und stellte sich vor, wie toll es wäre, Nächte wie diese für ein Jahr zu haben. Er hoffte wirklich, dass Jeremy sein Angebot ernst gemeint hatte und es nicht das Bier gewesen war, das aus ihm