Hotel Budapest, Berlin .... Thomas Sparr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Sparr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783946334965
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       THOMAS SPARR

       HOTEL BUDAPEST, BERLIN …

       VON UNGARN IN DEUTSCHLAND

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       Ivan Nagel (Budapest 1931–Berlin 2012) zum Gedächtnis

       Budapester Straßen

       Sommer in Budapest

       Menschen im Hotel

       Zwischen Ost und West

       Momentaufnahmen

       1918

       Gründerfigur

       Die Seele und die Formen

       Der Sonntagskreis

       Metaphysikermacht

       Babylon Budapest

       Die Seele und die Dinge

       Der Freischwebende. Karl Mannheim

       Der Verwaiste. Arnold Hauser

       »Wissen Sie, ich bin gerne ich.« Edit Gyömrői

       1944

       Einmarschmusik. Familie Nagel

       Der geänderte Name. Familie Szondi

       »Sie sind da.«

       Retter. Rezső Kasztner

       Das Ende, ein Anfang

       Dr. Faustus aus Budapest

       Der geteilte Ideenhimmel

       1956

       Péter – Peter Szondi

       »Staatenlos – jüdisch – homosexuell«. Ivan Nagel

       »Kein echter Ungar«. György Ligeti

       »Balkanese«. Lucien Goldmann

       »Genosse Lukács«. Ágnes Heller

       Schnellzug »Hungaria«. Franz Fühmann

       Reisen nach Berlin

       Dank

       Literatur

       Budapester Straßen

      Die Budapester Straße im Westen Berlins misst gerade einmal 950 Meter. Sie begrenzt den Zoologischen Garten, der am Elefantentor einen Eingang neben dem Berliner Aquarium hat, unweit vom Hotel Palace und dem Europa-Center, beides Orte, deren geschichtliche Bedeutung in Berlin kaum noch jemand kennt. Die städtebauliche Veränderung auch dieser Straße erzählt, wie oft in dieser Stadt, etwas von den Umbrüchen und Zeitläuften: Ursprünglich verlief die Budapester Straße auf der stolzen Achse zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor, die man nach dem Tod des ersten Reichspräsidenten in Friedrich-Ebert-Straße umbenannte. Um den Namen Budapests nicht zu tilgen, benannte die Reichshauptstadt den nordöstlichen Teil des Kurfürstendamms, der heute vorbei am Hotel Interconti den Zoo entlangführt, in Budapester Straße um und bezog vierzig Jahre später, im Februar 1965, ein Teilstück zur Nürnberger Straße mit ein. Sechs Jahre zuvor hatte man den Kreisverkehr um die Gedächtniskirche aufgehoben und eine Verbindung von der Ecke Tauentzienstraße / Kurfürstendamm hergestellt, die sogenannte »Schnalle«. Sie führte ostwärts in Richtung Potsdamer Platz, westwärts in Richtung Hardenbergstraße. Man errichtete eine Unterführung entlang der Budapester Straße. Der Weg war so konzipiert, dass an der Ecke ein kreuzungsfreies Abbiegen nach Westen möglich war, nicht aber nach Osten. Der Westen war eben in der geteilten Stadt – denken wir an Ku’damm 59 – die entscheidende Himmelsrichtung. Es gab einen Autotunnel, einen Fußgängerbereich, Blumenbeete, um den Verkehr zu regulieren. Um 2004 gestaltete man den westlichen Teil der Budapester Straße neu, schüttete den Tunnel zu, das Bikinihaus erwachte zu neuem Leben. Der nahe gelegene Breitscheidplatz brachte es im Dezember 2016 zu trauriger Berühmtheit durch den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten und zahlreichen Verletzten.

      Auch Hamburg hat eine Budapester Straße, mitten in der Stadt am östlichen Ende der Reeperbahn. Ursprünglich war es die damals noch stadtauswärts gelegene Eimsbütteler Straße, die man 1946 nach Ernst Thälmann benannte, den sechzig Jahre zuvor in der Hansestadt geborenen Sohn der Stadt, Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands und Kandidaten bei den schicksalhaften Reichspräsidentenwahlen der Weimarer Republik 1925 wie 1932. Nach der Machtübertragung 1933 wurde Thälmann verfolgt, entrechtet, verhaftet und 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Nach dem Aufstand in Ungarn gegen die sowjetische Besatzung im Herbst 1956 benannten die Hamburger die asphaltierte Erinnerung in Budapester Straße um. Aber der Name Thälmann verschwand nicht ganz aus dem Stadtbild. Er ist heute Namenspatron eines Platzes an seinem Geburtshaus in Hamburg-Eppendorf.

      Wir fahren elbaufwärts: Die Budapester Straße in Dresden überquert an einer Stelle die Gleise, auf denen die Bahn von Budapest nach Berlin