Die Naturgesetze sind nicht von uns gemacht. Die Tatsache, dass das Eis schmilzt, wenn die Temperatur über null Grad steigt, ist ein Naturgesetz, das nicht von unserer Spezies erfunden wurde. An diesem Phänomen können Menschen Gott sei Dank nichts ändern. Es ist einfach dumm, diese Erkenntnisse zu leugnen. Diese Erkenntnisse erfordern freilich Demut. Im selben Alten Testament heißt es: »Macht euch die Erde untertan«, was aber in Wahrheit bedeutet: »Macht euch der Erde untertan.« Wir Menschen können aber sehr wohl dafür sorgen, dass immer weniger fossile Rohstoffe verbrannt und diese schließlich komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Die »Trotzmacht des Geistes« ist die herrlichste Gabe des Himmels.
Gott hat uns als seine Ebenbilder erschaffen. Wir sind vielleicht das Beste, was ihm je einfiel. Wir sind ihm geradezu gefährlich ähnlich. Er hat uns einen cleveren Kopf mitgegeben zum Lernen, zum Träumen, zum Denken und Verstehen, aber auch zum Fehlermachen. Das ist unser Schicksal. Wir sind als Freie geboren. Mit unserer Freiheit hat Gott alles riskiert. Die berühmte Frage »Wie kann Gott das zulassen?«, wird immer wieder gestellt, wenn wir Menschen etwas vergeigt haben. Das ist eine typische Projektion. Wir brauchen einen Sündenbock, um unsere eigene Verantwortung zu verdrängen. Nicht Gott baut Atombomben, sondern wir. Nicht Gott ist für die Klimaerhitzung verantwortlich, sondern wir. Nicht Gott führt Kriege, sondern wir. Alle Gründe für das Insektensterben haben mit unserer Zivilisation zu tun. Wir Menschen sind die Ursache des Massenaussterbens.
In den meisten Weltregionen und Weltreligionen ist es absolut unverständlich, dass im christlichen Mitteleuropa Träume als »Schäume« gelten. In Neu-Delhi sprach vor mir Indiens Präsident Abdul Kalam auf einer Welt-Wind-Konferenz. Hunderten begeisterten Jugendlichen rief er zu: »Träumt, träumt, träumt. Bevor Träume wahr werden, müssen wir träumen.« Aus Träumen werden Gedanken, und aus Gedanken werden Taten.
Die asozialen Freiheits-Dogmatiker der sogenannten Querdenker-Bewegung riefen in der Zeit der Corona-Krise »Corona-Diktatur« und heute beim Klimaschutz »Öko-Diktatur«. Doch gilt bei beiden Krisen in gleicher Weise: »Du hast kein Recht, andere krank zu machen.« Und: »Du hast kein Recht, die Lebensgrundlagen späterer Generationen aufs Spiel zu setzen.« Sie, liebe Leser, halten diese Thesen vielleicht für übertrieben? Da täuschen Sie sich: Das Bundesverfassungsgericht hat im Frühjahr 2021 höchstrichterlich bestätigt, dass wir nicht auf Kosten der nachfolgenden Generationen wirtschaften und leben dürfen.
Mich ärgert schon der Name der verqueren Querdenker, weil ich auf 3sat vier Jahre lang die Zukunftssendung »Querdenker« geleitet und moderiert habe. Die wirklichen Querdenker, die dabei zu Wort kamen, hießen: Michail Gorbatschow, der Dalai Lama, der Reform-Theologe Eugen Drewermann, der Boatpeople-Retter Rupert Neudeck, der Ökobauer Karl-Ludwig Schweisfurth, die Entwicklungshelferin Rosi Gollmann, der Solararchitekt Rolf Disch, der ökologische Jesus, der Friedensnobelpreisträger und Banker der Armen Muhamad Yunus, der Solarpolitiker Herrmann Scheer, der Verkehrsplaner Heiner Monheim, der Umweltpolitiker Klaus Töpfer, die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Die meisten von ihnen waren nicht nur Quer-Denker, sondern vor allem Quer-Handler. Doch die heutigen sogenannten Querdenker sind eher eine Mischung von Neonazis, Impfgegnern, Corona-Leugnern, Esoterikern und AfD-Anhängern.
Wirkliche Querdenker sind für mich Leute, die innovativ sind, etwas für die Gemeinschaft und für das Gemeinwohl vorausdenken und sich dafür auch in der Öffentlichkeit einsetzen. Doch die heutigen sogenannten Querdenker sind zukunftsblind und wissenschaftsfeindlich. Eher Wirrköpfe als wirkliche Querdenker.
Manchmal finden auch bei Politikern überraschende Lernprozesse statt. So hat der CSU-Politiker und Entwicklungsminister Gerd Müller mitten in der Corona-Krise den Vorschlag gemacht: »Milliardäre, öffnet eure Geldbeutel.« Er meinte: Superreiche Krisengewinnler sollen sich freiwillig an der Finanzierung der Krisenbewältigung beteiligen. Müllers Analyse: »In der Krise machen die Digitalkonzerne und die Finanzwirtschaft riesige Gewinne, während die kleinen Geschäfte in unseren Innenstädten unter der Corona-Krise leiden.«
Der CSU-Politiker sagte, allein Amazon-Chef Jeff Bezos sei in den vergangenen Monaten um mehr als 70 Milliarden Dollar reicher geworden, und fügte hinzu: »Das Nettovermögen von Mark Zuckerberg stieg an einem einzigen Tag … um acht Milliarden Dollar.« Er schlage vor, dass Milliardäre in einen Solidaritätsfonds einzahlen, etwa bei den Vereinten Nationen.
Auch andere große Digitalkonzerne, wie Google, Facebook und Apple, sollten sich stärker für das Gemeinwohl engagieren. Diese zahlten bisher in Europa, aber auch in Entwicklungsländern kaum Steuern.
Noch 2021 sollte eine Digitalsteuer international eingeführt werden. Auch Finanzminister Scholz und sogar die neue US-Regierung zeigen sich aufgeschlossen für diesen Vorschlag. Und ich wette, dass auch über 90 Prozent der Leserinnen und Leser dieses Buches dem Vorschlag zustimmen. Stimmt’s?
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