Henoch fügt hinzu, dass er danach an einen Ort gebracht wurde, den er als ein weiteres Reich beschreibt, und zwar eines, das weitaus schrecklicher war als irgendein anderes, dem er bis dahin ausgesetzt gewesen war. Es war eine feurige, flammende Welt, voller dunkler und beunruhigender Bilder, die an die Hölle denken lassen. Daraufhin wurde Henoch von demselben Engel namens Uriel erklärt, dass dieser Ort, der ihn in einen tiefen Schreckenszustand versetzt hatte, nichts anderes war als ein Gefängnis für Engel – ein Ort der Einkerkerung, den niemand jemals wieder verlassen würde.
Bemerkenswerterweise haben schon die frühesten Erforscher außerirdischer Lebensformen angedeutet, dass in diesem Kerker möglicherweise keine Engel hinter Schloss und Riegel gehalten wurden, sondern diejenigen Anunnaki, die Verkehr mit menschlichen Frauen gehabt hatten, was von der herrschenden Elite der Anunnaki als schwere Verfehlung angesehen wurde.
»Die Menschheit hat die Wächter als Götter verehrt«
Peter R. Farley, der eine sehr sorgfältige Untersuchung des Buches Henoch vorgelegt hat – die, wie ich betonen möchte, weitaus mehr als die eben erwähnten Auszüge enthält –, legt nahe, dass Henoch einen Flug in den Weltraum beschreibt, mit Wesen, die wir heute höchstwahrscheinlich als Außerirdische bezeichnen würden. An einem bestimmten Punkt der Geschichte teilt Henoch Methusalem mit, dass die Engel ihn zu einem »Ersten Himmel« mitnahmen, wo er ein riesiges Gewässer erblickte. Farley interpretiert dieses Gewässer als den Persischen Golf, den ein verblüffter Henoch zu sehen bekam, als er am Himmel reiste und auf die Welt weit unter sich hinabblickte. Ein »Zweiter Himmel«, den Henoch beschreibt, war, so Farley, möglicherweise eine vollkommen zerstörte irdische Landschaft – sehr wahrscheinlich verursacht durch die Atomkriege der Anunnaki, die auch zur Zerstörung von Sodom und Gomorrha geführt hatten. Hinter einem Verweis Henochs auf das Paradies und den Baum des Lebens vermutet Farley eine Sichtung des afrikanischen Dschungels aus der Vogelperspektive.
Im Hinblick auf die Beschreibung des »Vierten Himmels« vermutet Farley, dass Henoch hier ein Ausblick auf die Himmelskörper gezeigt wurde, zu denen auch unsere Sonne und unser Mond zählten. Natürlich konnte Henoch damals das Gesehene nur aus einer religiös-mythischen und nicht aus einer wissenschaftlichen Sichtweise heraus beschreiben. Nach Farley verkörperte der »Fünfte Himmel« das Ende von Himmel und Erde und entsprach dem Verbannungsort »der Engel, die sich mit Frauen verbunden hatten«, wo Henoch »sieben Sterne des Himmels aneinandergebunden« sehen konnte. Interessanterweise schlägt Farley vor, dass diese sieben miteinander verbundenen Sterne tatsächlich eine riesige, von den Anunnaki geschaffene Weltraumstation gewesen sein könnten (Farley, 2016).
Man sollte in diesem Zusammenhang bedenken, dass Farley nicht der Einzige ist, der eine Verbindung von Methusalems Vater zu Außerirdischen annimmt. Der verstorbene Philip Coppens glaubte, dass das Buch Henoch uns sehr deutlich Besuche von Außerirdischen in ferner Vergangenheit schildert, unter der Voraussetzung natürlich, dass wir seine Inhalte in einer bestimmten Art und Weise interpretieren. Ein Großteil von Coppens’ Arbeit auf diesem Gebiet drehte sich um die sogenannten »Wächter«.
Er sagte, dass diese Wächter erstmals in Sumer auftraten – an einem Ort, der untrennbar mit den Anunnaki und ihrer Anwesenheit auf der Erde sowie deren bewusster Veränderung durch sie verbunden war. Laut Coppens lässt sich Sumer (oder Shumer) als »Land der Wächter« übersetzen. Seine Inspiration zur Thematik der Wächter bezog er aus den Schlussfolgerungen Zecharia Sitchins über die Anunnaki. Coppens erklärt, dass die Wächter keine übernatürlichen Gottheiten gewesen seien; sie waren vielmehr Aliens. Er bot folgende Deutung an: »Diejenigen, die landeten, paarten sich mit den Menschen oder veränderten sie gentechnisch zu ihrer jetzigen Form. Infolgedessen verehrte die Menschheit die Wächter als Götter« (Coppens, 2016).
Von Henoch zu Entführungen durch Außerirdische
Betty Andreasson, die zu den bekanntesten aller in heutiger Zeit von Außerirdischen entführten Menschen zählt, bezeichnete die kleinen, grauen, glubschäugigen Kreaturen, denen sie bei vielen Gelegenheiten begegnete, nicht als Außerirdische, sondern als »Wächter«. Im Jahr 1990 erschien daher (auf Deutsch ein Jahr später) Raymond Fowlers Buch, in dem Andreassons Erfahrungen festgehalten werden, unter dem Titel Die Wächter, wie Außerirdische die Erde retten wollen. Die mögliche Verbindung zwischen den Wächtern der Vergangenheit und denen der Gegenwart veranlasste den Forscher Gregory Little dazu, sich weiter mit Andreassons Begegnungen zu beschäftigen. Nachdem er Fowlers Buch sorgfältig studiert hatte, bemerkte Little etwas Bedeutsames. Im Zusammenhang mit dem Scheol – einem finsteren, bedrohlichen Totenreich, das in der hebräischen Bibel geschildert wird – heißt es, dass seine Herrscher Engelwesen von sehr kleiner Statur und mit grauer Haut seien. Sie ähneln zweifellos den grauen Außerirdischen in Berichten von Entführungen durch Aliens allgemein und insbesondere im Fall Andreasson.
Was Zecharia Sitchin selbst betrifft, so ließ er uns wissen, dass das Buch Henoch »nicht nur eine, sondern zwei Himmelsreisen« ausführlich beschreibt: Die erste erfolgte, um die himmlischen Geheimnisse zu erlernen und das erworbene Wissen nach der Rückkehr an seine Söhne [zu denen auch Methusalem zählte] weiterzugeben. Die zweite Reise war nur ein Hinweg: Henoch kehrte nicht von ihr zurück, und die biblische Aussage lautet, dass Henoch gegangen war, da die Elohim [ein hebräischer Begriff, der ›Gottheit‹ bedeutet] ihn mitgenommen hatten« (Sitchin, 1998).
Vielleicht wäre heute, aus unserer Perspektive betrachtet, »entführt« ein viel passenderes Wort als »mitgenommen«.
Noah – nicht von dieser Welt?
Kommen wir nun zu dem mit ziemlicher Sicherheit düstersten Teil des Buches Henoch. Und »düster« ist keine Übertreibung; der Begriff trifft es genau. Das Buch erzählt nämlich eine fast albtraumhafte Geschichte von einem sehr seltsam aussehenden Säugling, der, wie sich herausstellt, niemand anderes als Noah selbst ist. Laut Henoch »nahm mein Sohn Methusalem eine Frau für seinen Sohn Lamech, und sie wurde schwanger von ihm und gebar einen Sohn« (Charles, 1912).
Dieser Sohn, Noah, war jedoch kein normales Neugeborenes. Tatsächlich kann man sagen, dass der junge Noah definitiv nicht menschlich, vielleicht sogar unmenschlich wirkte. Henoch berichtet von dem Kind, sein Körper sei vollständig weiß gewesen – und zwar buchstäblich weiß –, während sein Sohn eine normale menschliche Hautfarbe hatte. Darin besteht natürlich ein Widerspruch. Aber was auch immer der Grund für Henochs seltsame Worte sein mag, es scheint wenig Zweifel zu geben, dass Noah wegen seiner Hautfarbe nicht wie ein normales, gewöhnliches Kind aussah. Außerdem werden im Buch Henoch auch Noahs Haare als vollkommen weiß beschrieben. Und noch seltsamer: Noah hatte ein Augenpaar, das leuchtete, ja geradezu glühte. In Anbetracht von Henochs Worten ist es kaum verwunderlich, dass Lamech durch das seltsame körperliche Erscheinungsbild seines neugeborenen Sohnes, das irgendwie an einen Albino mit einer großzügigen Menge außerirdischer Gene denken lässt, in einen Zustand des Schreckens versetzt wurde. In der Tat war Lamech vom Aussehen Noahs so verängstigt, dass er den Verdacht äußerte, Noah sei gar nicht sein Kind, sondern das eines Engels.
Bevor wir zum nächsten Punkt dieser atemberaubenden Geschichte kommen, wollen wir einen kurzen Abstecher zum Thema Albinismus machen sowie zu der Frage, wie die Anunnaki wirklich ausgesehen haben könnten.
Waren die Anunnaki Albinos?
Das ist eine sehr wichtige und provokante Frage. Es ist auch eine sehr kontroverse Frage. Wir wollen versuchen, sie hier zu beantworten. MedlinePlus, ein Online-Informationsdienst der United States National Library of Medicine, erklärt, dass Albinismus entsteht, wenn »der Körper aufgrund eines von mehreren