Offensichtliche Lügen?
Bei einem Interview antwortete ich auf die Frage eines Repor-ters nach meiner Motivation, als Arzt Bücher zu schreiben: „Ich schreibe lieber, da ich nicht lesen kann!“ Damals wurde diese Aus-sage nur belächelt. Doch beim Betrachten meiner handschriftlichen Aufzeichnungen, welche mit einer so genannten „Doktorschrift“ geschrieben sind, erscheint mir diese Antwort durchaus plausibel. Ja, ja. – In jeder Lüge steckt ein Funken Wahrheit.
Fragen und Antworten
Kein Vorwort
Das zweite, das „schul-medizynische“ Buch von Dr. Gerhard Kitz-ler – mittlerweile auch als „der Seidendoktor“ durch die vielen Ausstellungen seines malerischen Werkes bekannt –, trägt seinen Namen zu unrecht: Es ist nichts Zynisches in ihm – nicht einmal, wenn’s um „Schadenfreude“ geht, die bekanntlich eine der reinsten Freuden ist.
Es ist eher eine Sammlung „in Arbeit“ – von dem ein – bisheri-ger! – Querschnitt aufliegt.
Wen soll man da als Motto – Zitat voranstellen:
Heraklit (Alles fließt) oder gar den alten Aristoteles mit seinem „Solange wir leben, lernen wir?“ – mitnichten: Ich nahm die Kapitel (unsauber getrennt wie das Leben!) und schrieb drei 12-Zeiler:
„Statt einem Vorwort“, welche die Begründung sind, kein Vor-wort schreiben zu können:
Die Schule als Lebensmedizin
KAUM WIRST ALS MENSCH DU WAHRGENOMMEN,
IST AUCH SCHON DER MOMENT GEKOMMEN,
WO MAN DICH FRAGT, WAS WILLST DU WERDEN,
DAMIT DU ETWAS WIRST AUF ERDEN.
UND MITTEN AUS DEN BESTEN SPIELEN
REISST MAN DICH FORT ZU FESTEN ZIELEN:
SO MERKST DU IN DER SCHULANSTALT
DIE MACHT ERWACHSENER GEWALT.
UND ALS ARZNEI FÜRS GANZE LEBEN,
WIRD HIER DIR WISSEN EINGEGEBEN.
SOGLEICH ERKENNST DU AUCH DEN GRUND:
NUR BITTRE PILLEN SIND GESUND!
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Kein Vorwort
Das Leben als Medizinschüler
DIE SCHULZEIT GING, DU BIST STUDENT,
UND WEISST JETZT „WIE DAS LEBEN RENNT“.
ZWAR HAT SICH, QUASI ÜBER NACHT,
DIE KINDHEIT STILL DAVONGEMACHT.
SIE FEHLT DIR NICHT. JETZT BIST DU MANN
UND FÄNGST DIE WELT ZU RETTEN AN!
UND WÄHLST IM GLAUBEN, DASS ES GEHT,
DIE MEDIZINER-FAKULTÄT ...
AUCH HIER GIBT’S MANCHE BITTRE PILLEN,
DOCH SCHLUCKT MAN DIE: ES SIEGT DER WILLEN,
WEIL MAN IN SEINEM ÜBERMUT
WEISS, DASS MAN SPÄTER GUTES TUT.
Den Mediziner schult das Leben
DIE PROMOTION WAR LANGE SCHON,
UND VOLL DIPLOM HÄNGT DER SALON,
IST RENOMMIERT UND APPROBIERT,
IST DER, „AUS DEM DEMNÄCHST WAS WIRD“.
HAT FRAU UND KINDER, DIE PATIENTEN
SIND WERBETRÄGER, „DU, MAN KENNT DEN!“.
TREIBT SPORT, BLEIBT FIT – UND BLEIBT AM BALL –
KURZ: IST ERFOLGREICH ÜBERALL,
NUR HEIMLICH GEHT MAN INS GERICHT,
„DIE MENSCHHEIT RETTEN KONNT ER NICHT ...“,
NUR EINES KANN ER – FALLS DAS GESCHEIT IST –
MAN STIRBT GESÜNDER; WENN’S SO WEIT IST!“
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer: „Wo der Mensch aufhört, beginnt Gott ...“
KURT KRAMER, 2005
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Kein Vorwort
Kurt Kramer,
geboren 1945 in Freiland/Niederösterreich, Studium an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien. Seit 1969 freischaffender Maler und Graphiker.
1975–1977 intensive Auseinandersetzung mit orientalischer Kultur, aus-gedehnte Reisen durch den Mittleren Osten, 1994 Lateinamerika (präkolumbi-anische Kulturen), Fassaden- und Wandmalereien in Österreich und Kroatien, Bühnenprospekte (Original Broadway West Side Story); Metall- und Acrylobjekte, Plexi-Multiples, Designs. Kulturpublizistische Veröffentlichungen, Lyrik.
Seit 1963 rege Ausstellungstätigkeit in über 150 Einzel- und Kollektivprä-sentationen, u.a. Wien, London (Woodstock-Gal.), Paris (l’Université), Tokio (Int. House Gal.), Teheran (Gal. Seyhoun), Ankara (Gal. Artisan), Uppsala (Medborgars-kolan), Basel (Art 8), Köln (Gal. Sigrist); Frankfurt (Gal. Gessmann, Intern. Musik-messe seit 1967), New York, Chicago, Lissabon, Johannesburg, Berlin ... Werke im Besitz zahlreicher öffentlicher und privater Sammlungen im In- und Ausland.
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Kurt Kramer
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Prolog
Erstes Kapitel: Die Schule als Lebensmedizin
Erfahrung
Mein Vater sagte immer zu mir:
„Erfahrungen sollte man haben,
bevor man sie macht“.
Die zwei Hälften des Lebens
Die eine Hälfte des
Lebens wartet man
und die andere –
kommt man zu spät.
Prolog
Lebensmotto
Lässt du den Blick zum Himmel schweifen
zu den unendlich vielen Sternen,
so wirst voll Ehrfurcht du begreifen –
dein Lebensmotto heißt: das Lernen.
„Die Flaschenpost“
Malerei auf Seide, 85 cm x 85 cm, 2003
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Die Flaschenpost
Die geniale Übersetzung
Besonders während des Lateinunterrichtes in der Oberstufe des Gymnasiums kam es des Öfteren zu merkwürdigen, aber auch hu-morvollen Übersetzungen von lateinischen Textstellen.
So übersetzte zum Beispiel einer meiner Mitschüler,