Unser Körper reagiert auf eine Bedrohung entweder durch Flucht oder Kampf oder emotionale Erstarrung. Bei einer wahrgenommenen körperlichen oder psychologischen Bedrohung kommt es zu einer komplexen physiologischen Kettenreaktion. In weniger als einer halben Sekunde setzt das Gehirn Neurochemikalien frei, die als biologisches Alarmsystem auf die Gefahr reagieren. War die Gefahr von kurzer Dauer, wurde etwas unternommen und ist die Bedrohung vorüber, dann kehren wir rasch wieder in einen Zustand des Gleichgewichts zurück.
Bei traumatischer Trauer jedoch brauchen wir für wesentlich längere Zeit mehr Unterstützung, als viele Menschen wissen und zulassen. Traumatische Trauer ist ein anhaltender Zustand des Ungleichgewichts, an den sich der Trauernde nicht anpassen kann. Verstärkt wird das noch dadurch, dass in einer Gesellschaft, die Angst vor Leid und Schmerz hat, die den authentischen Ausdruck von Gefühlen pathologisiert und der es an unterstützenden Strukturen und Ritualen zum Gedenken an ihre Toten mangelt, keine Gewöhnung und Anpassung an Bedrohungen stattfinden kann. Diese Gesellschaft treibt Trauernde dazu, ihre Trauerreaktionen negativ zu beurteilen und falsch zu bewerten. Dann sehen wir bei uns mangelhafte Anpassungsfähigkeit („Inzwischen sollte es mir doch bessergehen“), persönliche Unzulänglichkeit („Was stimmt nicht mit mir?“) oder gar psychische Erkrankungen („Ich habe schwere Depressionen“).
Solche irrigen Glaubenssätze über Trauer führen dazu, dass wir verdrängen, uns ablenken und natürliche Trauerreaktionen vermeiden – was uns am Ende nur noch mehr Kummer und Leid beschert.
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