4.2.4Inhalte von Stereotypen
4.3Effekte von Stereotypen und Vorurteilen auf das Handeln und Auswirkungen auf die Zielpersonen
4.3.1Automatische und kontrollierte Prozesse
4.3.2Auswirkungen auf die Zielpersonen
5Intergruppenkonflikte und die Verbesserung der Intergruppenbeziehungen
5.1Ursachen von Intergruppenkonflikten
5.1.1Negative Interdependenz
5.1.2Relative Deprivation
5.1.3Negative soziale Identität
5.2Verbesserung von Intergruppenbeziehungen
5.2.1Veränderungen der sozialen Kategorisierung
5.2.2Strukturierter Intergruppenkontakt
5.2.3Intergruppale Versöhnung
6.1Begriffsbestimmung
6.2Vier Stufen zur aktiven Partizipation
6.2.1Mobilisierungspotenzial
6.2.2Mobilisierungsversuche
6.2.3Teilnahmemotivation
6.2.4Teilnahmebarrieren
6.3Jenseits individueller Kosten und Nutzen: soziale Identifikation und Emotionen
6.3.1Soziale Identifikation als Determinante der Teilnahmemotivation
6.3.2Gruppenbasierte Emotionen
6.4Biografische Faktoren und individuelle Differenzen
6.5Die Sozialpsychologie der Radikalisierung
6.5.1Das Streben nach Bedeutung und Sinn
6.5.2Gruppennarrative
6.5.3Gruppensozialisation
7Positives Verhalten zwischen Gruppen
7.1Grundlagen von Xenophilie
7.1.1Persönlichkeitseigenschaften
7.1.2Individuelle Motive
7.2Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdgruppenhelfen
7.2.1Wie verbreitet ist Fremdgruppendiskriminierung im Hilfeverhalten
7.2.2Motivationale Unterschiede
7.3Individuelle und soziale Funktionen von Fremdgruppenhelfen
7.3.1Individuelle Funktionen
7.3.2Soziale Funktionen
7.4Mobilisierung gruppenübergreifender Solidarität
Anhang
Vorwort zur zweiten Auflage
Die Sozialpsychologie erforscht die psychologischen und sozial-kontextuellen Grundlagen menschlichen Sozialverhaltens. Dieses Einführungslehrbuch widmet sich einer komprimierten Darstellung grundlegender sozialpsychologischer Forschungsbefunde zum menschlichen Erleben und Verhalten im Kontext sozialer Interaktionen innerhalb und zwischen Gruppen.
Auf viele (Sozial-)Psychologinnen und Psychologen übt die Erforschung von Gruppenprozessen eine besondere Faszination aus, weil sie fundamentale Fragen der menschlichen Natur berührt – Fragen, die Denker und Forscherinnen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen seit Jahrhunderten beschäftigen (z. B.: Haben Menschen eine „natürliche“ Abneigung gegen alles Fremde oder ist ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen möglich? Sind Menschen in Interaktionen mit anderen immer nur auf ihren persönlichen Vorteil bedacht oder stellen sie persönliche Interessen zugunsten von Gruppeninteressen zurück?). Ein zusätzlicher Reiz der Gruppenforschung besteht in der unmittelbaren Verbindung zu praktischen und gesellschaftspolitischen Fragen und dem daraus resultierenden Anwendungspotenzial. Sozialpsychologische Forschung liefert beispielsweise Ansätze dafür, wie sich die Zusammenarbeit in Gruppen effektiv gestalten lässt, wie sich Gruppen effektiv führen lassen oder welche Maßnahmen geeignet sind, um Vorurteile und Konflikte zwischen Gruppen abzubauen.
Ein Hauptziel dieses Buches ist es, Ihre Begeisterung für die Sozialpsychologie des Gruppenverhaltens zu wecken und grundlegendes Wissen über die relevanten Theorien und Forschungsbefunde der sozialpsychologischen Forschung zu Gruppenprozessen zu vermitteln. Das Buch richtet sich primär an Studierende im B.Sc. Psychologie, es ist aber auch für Studierende in anderen sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Studiengängen geeignet. Ziel dieses Buches ist es nicht, die oben genannten Themen erschöpfend zu behandeln, sondern Schlüsselwissen zu vermitteln, das eine systematische Grundlage für eine weitere Auseinandersetzung und erfolgreiches Lernen bietet.
Das Buch führt in beide traditionelle Schwerpunktbereiche der Gruppenforschung ein. Die ersten drei Kapitel widmen sich daher den intragruppalen Prozessen (d. h. dem Erleben und Verhalten innerhalb von Gruppen). Die darauffolgenden Kapitel widmen sich intergruppalen Prozessen (dem Erleben und Verhalten von Menschen im Kontakt mit Menschen anderer Gruppen).
Unser Dank gilt den wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Lehrstuhls Sozialpsychologie sowie zahlreichen Studierenden der FernUniversität in Hagen für ihre hilfreichen Hinweise und Rückmeldungen zu ersten Entwürfen unseres Manuskriptes. Für die Betreuung bei der Manuskriptgestaltung möchten wir uns bei der Lektorin Ulrike Landersdorfer herzlich bedanken.
In der zweiten Auflage haben wir aktuelle weitere Forschung eingearbeitet. Zudem haben wir das Spektrum um die Themen Radikalisierung, Diversität und Xenophilie erweitert.
Hagen, November 2019 | Stefan Stürmer, Birte Siem |
1Einführung in die Gruppenpsychologie
Menschen aller bekannten Populationen leben in Gruppen; die Fähigkeit, Gruppen zu bilden ist eine Universalie der Spezies Mensch. Im Vergleich zu den meisten anderen sozialen Lebewesen ist das Gruppenverhalten des Menschen ausgesprochen vielfältig und differenziert. Menschen können zu vielen unterschiedlichen Gruppen gehören, in diesen Gruppen unterschiedliche Rollen und Positionen einnehmen, ihre Gruppenzugehörigkeiten wechseln und eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppenziele verfolgen. Im Folgenden werden wir zunächst einige grundlegende Begriffe der sozialpsychologischen Forschung zu Gruppenprozessen und Intergruppenverhalten erläutern.
1.1Begriffsbestimmung
Der Gruppenbegriff wird in der Sozialpsychologie je nach Forschungstradition unterschiedlich definiert. Die meisten Sozialpsychologinnen und -psychologen stimmen aber darin überein, dass es für das psychologische Verständnis von Gruppenprozessen entscheidend ist, inwieweit sich Personen selbst als Gruppe definieren. Sie gehen daher von einem Gruppenbegriff aus, der die subjektive Sicht der Gruppenmitglieder, Teil einer Gruppe zu sein, zum zentralen Definitionskriterium erhebt (Tajfel/Turner 1986).
Soziale Gruppe: Eine Menge von Individuen, die sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen und ein gewisses Maß an emotionaler Bindung bezüglich dieser gemeinsamen Selbstdefinition teilen. Die Gruppe, zu der ein Individuum sich zugehörig fühlt, wird als „Eigengruppe“