Denn Arius war zwar geschlagen, nicht aber der Arianismus. Die Partei, die auf dem Konzil die Opposition gestellt und aus politischen Rücksichten das Ergebnis (mit dem Glaubensbekenntnis) unterschrieben hatte, gewann Oberwasser, brachte Konstantins Schwester Konstantia auf ihre Seite. Das bedeutete »Reinigung«. Einer der wichtigsten Protagonisten in Nicäa, Athanasius, der 328 als eine Art Dank für seine Leistungen zum Patriarchen von Alexandria aufgestiegen war, wurde vom Kaiser abgesetzt und ins Exil nach Trier (also möglichst weit weg vom Geschehen) geschickt, Arius dagegen rehabilitiert. Mit welchen Bandagen gekämpft wurde, sieht man vielleicht an einem eher nebensächlichen Ereignis: Man suchte Athanasius zu verdächtigen, einen Widersacher ermordet zu haben, legte eine abgehackte Hand als Beweis vor, worauf Athanasius den »Ermordeten« unverletzt vorführte und zunächst einmal davonkam.
Selbst Konstantin sympathisierte mit den Arianern, ließ sich auf dem Sterbebett von einem arianischen Bischof taufen. Nach seinem Tod übernahmen die Söhne die Herrschaft: Der älteste Sohn Constantin II. erhielt Rom, sein Bruder Constantius II. Konstantinopel. Beide Kaiser suchten jeweils ihren Reichsteil aufzuwerten, gerieten aber auch sofort in Streit mit dem jüngsten Bruder Constans, der Constantin II. besiegte. Er war katholisch gesinnt, während Constantius II. zwischen Katholiken und Arianern vermittelte. Constans hätschelte den Klerus und betrieb eine rigide Verfolgung von Heiden und Juden, auch Constantius II. ging gegen die Heiden vor, bediente sich aber daneben weiterer Mittel, um seinen Ruhm zu erhöhen. 357 ließ er die Reliquien des Apostels Andreas und des Evangelisten Lukas in die Apostelkirche von Konstantinopel überführen. Nach dem Tod von Constans gab es im Römischen Reich mit Constantius II. wieder einen Alleinherrscher, der die Arianer unterstützte. Als er nach vielen unglücklichen Kämpfen gegen die Goten die Strategie änderte und das germanische Volk ins Reich aufnahm, wurden diese wie die meisten germanischen Völker später (die Vandalen in Nordafrika oder die Langobarden in Norditalien) Arianer – bis sich der Franke Chlodwig um 500, übrigens an einem Weihnachtsfest, in Reims katholisch taufen ließ.
Das junge Christentum führte also um die Lehre von der Natur Christi einen erbarmungslosen Kampf inklusive Mord und Totschlag. Der heidnische Historiker Ammianus Marcellinus berichtet äußerst kritisch über die »ständigen Kontroversen«, bei denen es nie zu einer Einigung kam, sondern nach seinem Eindruck der Streit um des Streites willen geführt wurde: »Scharen von Bischöfen hasteten dahin und dorthin zu ihren verschiedenen Synoden und desorganisierten so den öffentlichen Postdienst.« Athanasius als einer der Hauptangriffsführer ging fünfmal in die Verbannung und wurde fünfmal rehabilitiert.
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