Als kleines Zeichen des kulturellen Werteerhalts setze ich mich demonstrativ auf meine Hände, als wir uns im Landeanflug auf München befinden. Wollen wir doch mal sehen! Die Maschine setzt auf, butterweich, der Flieger bleibt still. Draußen hat es minus 4 Grad, der Himmel ist bleiern grau, ein Hauch Schnee bedeckt die Landschaft. Die Motoren drosseln ihre Leistung, das Flugzeug rollt langsam aus, kein Applaus. Wo sind wir denn?! Ich habe mich so darauf gefreut, kopfschüttelnd die Augen zu verdrehen und meine klatschenden Nachbarn mit vernichtendem Blicken zum Verstummen zu bringen. Vielleicht sollte ich mich ein wenig als Agent Provocateur betätigen, und die Vorgabe machen? Da – der Flieger steht fast, endlich führen zwei oder drei Pauschalisten frenetisch patschend ihre Handflächen zusammen. Niemand steigt darauf ein. Nun fällt mir auch ein, dass bereits auf dem Hinflug bei der Landung in Bangkok kein Mensch geklatscht hatte. Die Klatscher verstummen, noch bevor sie richtig losgelegt haben. Schade, wo ich so gerne vernichtend um mich blicke. Pauschalreisen sind halt einfach nicht mehr das, was sie einmal waren …
PS, ein paar Monate später: Wie man eine uralte Kultur nachhaltig plättet und ausbluten lässt, haben kurz nach unserem Urlaub unsere amerikanischen Freunde demonstriert, als sie den Irak überfielen und neben vielen anderen berichtenswerten Aktionen auch Panzer dafür abstellten, Bagdads Museen mit jahrtausendealten Artefakten zu bewachen – zu bewachen, damit Plünderer (nicht selten GIs) ungehindert kostbare Kunstwerke aus der Frühzeit jeglicher menschlicher Kultur aus den Museen rauben und in Amerika verhökern konnten. So funktioniert das.
PS, beim Überarbeiten 2019: Damals, 2003, war Kambodscha noch touristisches Entwicklungsland. Wir hatten das Glück, Angkor noch verhältnismäßig leer zu erleben. Wir konnten in den verwunschenen Tempeln noch Fotos nur von uns machen. Heute, so heißt es, gehört Angkor zu den vom Übertourismus bedrohten Zielen, die man sich getrost sparen kann. Spart es euch auf gar keinen Fall, wenn ihr es euch irgendwie leisten könnt. Es ist über-gorgeos bzw. über-awesome. Meine Heimatstadt München zählt ja ebenfalls zu den vom Übertourismus schwerst gebeutelten Orten – und ist trotzdem weiterhin eine sensationell tolle Stadt, die jeden Besuch wert ist.
2 Beim Terroranschlag am 28. November 2002 auf ein Hotel in Mombasa wurden 16 Menschen getötet und 80 verletzt. Gleichzeitig wurde versucht, ein israelisches Passagierflugzeug mit Strela-2-Raketen abzuschießen.
1 Beim Anschlag vom 12. Oktober 2002 wurden in der Stadt Kuta durch muslimische Extremisten 202 Menschen getötet und 209 verletzt.
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