Als die Oper mit Bier gelöscht wurde. Heinz Gebhardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinz Gebhardt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783830730125
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Papst Benedikt

       1990Schickeria-Morde in Münchens Scheinwelt

       1993Christian Ude: Vom Anzapf-Trauma zum Traum-Anzapfer

       1996Später Dank an Richard Wagner

       2002Sturm auf die Pinakothek der Moderne

       2005Hochhäuser im Millionendorf

       2009Die größte Kunstausstellung der Welt

       Nachwort

       »Denn ich bin in München verliebt!«

       Liebeserklärungen ans Münchner Kindl

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       Schöne Münchnerin im »Mathäser«, 1888

      Einleitung

      Die Münchner Madln sind die Schönsten!

      Wenn etwas in München seit seiner Gründung unverändert Bestand hat, dann ist es die legendäre Schönheit der Münchner Madln! Dass die Amerikaner in den 1950er Jahren das »Deutsche Fräuleinwunder« in München entdeckten, ist ja kein Zufall. Lange bevor Ludwig I. seine Galerie mit schönen Münchnerinnen anlegte, schwärmte bereits 1782 Lorenz von Westenrieder in seinem Buch »Über den Charakter der Eingeborenen« von den Münchner Madln als den schönsten im Lande: »Das Frauenzimmer wird unter das schönste in Deutschland gezählt.« Und Westenrieder war wahrlich kein Frauenheld wie Ludwig I., sondern Jesuitenpater! Vor 268 Jahren in München geboren, war er Professor für Rhetorik und Poetik, Sekretär der Akademie der Wissenschaften und schrieb neben historischen Werken auch Romane und Theaterstücke. Er gilt als einer der bedeutendsten bayerischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. Auf dem Promenadeplatz steht sein Denkmal und in der Ruhmeshalle seine Büste. Ihm verdanken wir die älteste und genaueste Beschreibung des Münchner Lebens, vor allem aber der Münchnerinnen und Münchner: »Der wahre eingeborne Münchner ist sehr leicht von einem andern wegzukennen. Er ist höflich und schämt sich, jemand eine Schmeicheley zu sagen, welche der andere nicht verdient oder woran sein Herz nicht denkt. Er spricht über seine Angelegenheit ohne allen Umweg, und setzt durch seine Kühnheit den Fremden in Erstaunen. Denn der Eingeborene heuchelt nicht und wo ihm etwas mißfällt und Unrecht deucht, sagt ers geradezu und beurtheilt öffentlich den Vornehmen wie den Niedern. Die Musik gehört zu den Lieblingsfreuden der Einwohner. Überhaupt sind sie sehr empfindsam und weinen herzliche Thränen bei einer tragischen Vorstellung.« Und über die sprichwörtliche Bescheidenheit der Münchner: »Es haben hier ununterbrochen berühmte Künstler und Gelehrte gelebt, und sie bemühten sich nicht im geringsten, wie sie bekannt werden möchten, und sind es bey dem Auslande immer mehr als zuhause gewesen.« Und noch etwas ist unverändert, wie wir dank den Beobachtungen Westenrieders jetzt wissen, nämlich der Immobilienstandort München: »Es ist hier gut seyn, und wer nur eine kleine Zeit zugegen ist, will hier seine Wohnung bauen.«

       Vorwort zur erweiterten Neuauflage

      Münchner Stadtgeschichte kann trocken und eintönig sein, Geschichten über die Münchnerinnen und Münchner sind das nie: Drum erscheint »Als die Oper mit Bier gelöscht wurde« jetzt schon in der dritten Auflage mit 20 weiteren unbekannten, aber nicht minder interessanten Ereignissen aus der 858jährigen Stadtgeschichte. Zum Beispiel welche unglückliche Liebe dem Bildhauer Ludwig von Schwanthaler Modell für die Bavaria, dem Bayerischen Nationaldenkmal gestanden hat: Sie war eine Schönheit vom Lande und hieß Cornelia. Oder wer hinter der bekanntesten Stimme des Oktoberfestes steckt, die seit 1950 ihr »Löööwenbräu!« über die Wiesn brüllt. Und wie uralt Rauchverbote in München sind, ja dass sogar einmal in der ganzen Stadt das Rauchen verboten war, nur daran gehalten hat sich halt niemand … Oder die Geschichte von Eckart Witzigmann, der als »Koch des Jahrhunderts« München mit dem Tantris und der Aubergine zum Mekka der Feinschmecker in ganz Europa machte. Aber wenn er in den 1970er Jahren auf dem Viktualienmarkt nach Ruccola, Estragon und Bärlauch Ausschau hielt, war bei den Marktfrauen Alarmstufe Rot: »Jetzt kommt wieder der G’spinnerte und will diese Giftpflanzen!« Ja so sind’s, die Münchnerinnen und Münchner, mehr darüber in diesem Buch!

      Die ersten Münchner

      1158 Die Geburtsurkunde unserer Stadt

      Im Juni 1158 trafen sich in Augsburg drei Verwandte: Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Bischof Otto von Freising und Herzog Heinrich der Löwe. Geregelt werden sollte »der Streit, der über den Markt zu Föhring und München hin- und hergeht«, wie es im Dokument vom 14. Juni 1158 heißt. Oder: Wer verdient am wichtigsten Ost-West-Handelsweg am meisten, der Bischof von Freising oder der Herzog in München.

      Es wurde beschlossen, dass das Markt- und Münzrecht in München verbleibt. Der Bischof erhält ein Drittel des Münchner Marktzolls und der Münzeinkünfte. Umgekehrt bekommt München ein Drittel der Freisinger Münzeinkünfte. Von einer Vernichtung der Föhringer Brücke ist in der »Geburtsurkunde Münchens« keine Rede.

      Erst in einer zweiten Urkunde, von 1180, wird eine Zerstörung der Brücke erwähnt, ohne dass ersichtlich ist, wann sie stattgefunden hat: Vor 1158 – um diese Regelung zu erzwingen – oder nach 1158, weil die Abmachungen nicht eingehalten wurden?

      Die Lage hatte sich 1180 total verändert: In Freising war ein neuer Bischof im Amt und Heinrich der Löwe bei Barbarossa in Ungnade gefallen und nach England ins Exil geflüchtet. Kaiser Barbarossa widerrief seinen Schiedspruch von 1158 – doch das Rad der Geschichte, die vollendeten Tatsachen von 1158 konnte er nicht mehr zurückdrehen: München war schon zu stark geworden, um in die Unbedeutendheit eines Dorfes zurückzufallen.

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       Der »Augsburger Schied« vom 14. Juni 1158, die Geburtsurkunde Münchens. Das Original liegt im Bayerischen Hauptstaatsarchiv

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       Hervorgehobene Innenstadtbereiche kennzeichnen die »Keimzellen« Münchens. Altheimer Eck (links), Petersbergl (mitte), Alter Hof (rechts)

      »Die Erforschung der ältesten Münchner Stadtgeschichte ist längst zu einer wortklauberischen Ansichts- und Glaubenssache geworden«, schrieb schon vor 30 Jahren völlig entnervt Hans F. Nöhbauer in seiner Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Nicht anders heute: Die einzig erwiesene und neue Tatsache in den letzten 60 Jahren, nach der vieles umgeschrieben werden musste, ist die Erkenntnis nach dem Ausschlussverfahren, dass weder die Mönche vom Kloster Tegernsee noch die vom Kloster Schäftlarn die ersten waren, die heutigen Münchner Grund besiedelten.

      Bei dem in der »Geburtsurkunde« von 1158 benützten Namen »Munichen« handelt es sich nicht mehr um eine Siedlung »bei den Mönchen«, sondern »bereits um eine zum Ortsnamen geronnene Bezeichnung«, wie es in der von Stadtarchivdirektor Richard Bauer herausgegebenen Geschichte Münchens heißt. Es kann also durchaus schon eine Besiedelung gegeben haben, bei der sich erst später Mönche niederließen, für diese Siedlung dann aber die Bezeichnung »apud monachos«, »bei den Mönchen«, geläufig wurde.

      Da also nicht feststeht, ob es Mönche waren oder rein weltliche Personen, ist auch nicht bewiesen, ob das Petersbergl mit dem Alten Peter die älteste Besiedelung Münchens ist. Die Kirche selbst reicht sicher ins 11. Jahrhundert zurück, der wesentlich ältere sogenannte »Alte Raum« unter dem Kirchenschiff gibt aber viele Rätsel auf: Umstritten ist vor allem, ob es sich überhaupt um einen sakralen Raum handelt oder um einen weltlichen, auf den dann später die Kirche gebaut wurde.

      Große Rätsel gibt auch