Meno-Balance. Mit gutem Gefühl durch die Wechseljahre. Petra Neumayer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra Neumayer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783863745899
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Oxytocin wird vom Hypothalamus produziert. Es steuert wichtige Funktionen bei der Fortpflanzung, bekannter ist es aber als »Kuschelhormon«, das in besonders hohen Mengen nach einem Orgasmus ausgeschüttet wird, aber beispielsweise auch beim Anschauen von Katzenvideos – oder wenn wir uns einfach besonders wohlfühlen.

      Der Hypothalamus wird auch oft als Masterdrüse bezeichnet. Denn als oberste Schaltzentrale im Gehirn erhält er ständig aus fast allen Bereichen des Zentralnervensystems (ZNS) Informationen. Der Hypothalamus steuert so alle vegetativen und hormonellen Vorgänge im Körper, prüft zugleich die biologische Wirkung und reguliert sie durch ein Feedbacksystem – bei Bedarf jederzeit. Durch Regelkreise und Rückkoppelung reagiert er also 24 Stunden auf die Hormonspiegel im Blut und reguliert, welche Hormone in welchen Mengen gebildet werden müssen. Seine Aufgabe besteht darin, alle Systeme in der Balance zu halten. Die meisten Hormone werden in bestimmten Rhythmen produziert und ausgeschüttet. Manche unterliegen auch einem Tag-Nacht-Rhythmus.

      Man kann sich das Hormonsystem wie einen Wasserfall vorstellen, der ganz oben aus einer Quelle entspringt und schließlich große Kraft entfaltet. Daher spricht man tatsächlich auch von der »Hormonkaskade«.

      Die gute Nachrichtet lautet: An der Schnittstelle zwischen Innenwelt und Außenleben können wir aktiv etwas tun, denn wir haben tatsächlich viel selbst in der Hand. Der Hypothalamus arbeitet wie ein sehr sensibler Hormonfühler. Er reagiert aber nicht nur auf das, was in unserem Körper geschieht, sondern auch auf das, was außerhalb passiert – und gerade deshalb können wir über diesen Hormonfühler selbst positiven Einfluss auf unsere Meno-Balance nehmen. Beispielsweise über die Ernährungsweise, über Entspannung oder positive Lebensveränderungen.

      Über diese und weitere »Hormonfreunde« werden Sie noch mehr im Laufe dieses Buches erfahren, aber natürlich auch über die »Hormonfeinde«, die die Meno-Balance unseres Hormonsystems gefährden und aus der Bahn werfen könnten.

      Es ist wirklich effektiv, ganz oben an der Hormonkaskade mit der geistigen Ausrichtung auf Gesundheit und Vorsorge zu beginnen. Und je mehr wir über Hormone und ihre Feinde und Freunde wissen, desto mehr nehmen wir positiv Einfluss, meiden, was unser Hormonsystem triggert und nähren unseren Organismus mit dem, was auch den Hormonen guttut. Denn: Hormone gut, alles gut! Wir können immer auf die Intelligenz unseres Körpers vertrauen, denn er hat die große Kraft der Selbstregulation.

      Selbstregulation

      Unser Organismus besitzt nicht nur die Fähigkeit, das Zellsystem zu erneuern, sondern auch die, alle Organe zu regenerieren. Homöostase nennt man in der Medizin das System der Selbstregulation, das versucht, die innere Balance stets aufrechtzuerhalten, selbst wenn dem Körper die letzten Reserven abverlangt werden. Setzt man sich jedoch immer wieder extremen Anforderungen aus, wird diese natürliche Wiederherstellung des Gleichgewichtes, die über das autonome Nervensystem reguliert wird, gestört, wenn die Zeiten von Ruhe und Entspannung zu kurz sind. Hält dieser Zustand zu lange an, greift dies das Immunsystem an, und Müdigkeitserscheinungen und stressverursachte Beschwerden können auftreten wie Verspannungen, nervöse Störungen, Depression uvm.

      Hormone und ihre Aufgaben

      Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie entscheidend Hormone die Biochemie unseres Körpers beeinflussen. Sie sind tatsächlich die Dirigenten unseres Lebens.

      Die Sexualhormone (Steroidhormone) sind die Hauptakteure dieses Buches. Steroidhormone bestehen aus dem Grundbaustoff Cholesterin. Das ist ein kristalliner, fettreicher Naturstoff, der in der Leber produziert wird. Er befindet sich auch in Gehirn, Nerven und Blut. In der Zellmembran übernimmt Cholesterin die Aufgabe, Signalstoffe in die Zelle hinein- und wieder hinauszuschleusen. In der unten stehenden Abbildung des sogenannten »Hormonbaumes« wird der Syntheseweg der Steroidhormone aufgezeigt.

      Bereits auf den ersten Blick erkennt man vieles, ohne dass man Biochemiker sein müsste! Die Sexualhormone bilden ein baumartig verflochtenes sensibles Gefüge, das man sich auch wie ein Mobile vorstellen kann: Stupst man eines der Hormone an, ist diese Bewegung auch bei allen anderen spürbar. Nimmt man ein Teil allerdings einfach weg, gerät das Mobile sofort in Schräglage, die sensible Meno-Balance ist gestört.

      Aus dieser Abbildung (→ Seite 34) lässt sich leicht ableiten, dass aus dem Grundbaustein Cholesterin alle weiteren Sexualhormone hergestellt werden. Im ersten Schritt entsteht Pregnenolon, aus dem wiederum alle weiteren Geschlechtshormone hervorgehen wie z. B. Progesteron, DHEA, Testosteron, Östradiol und mehr.

      Die Pfeile bedeuten, dass aber auch ein Hormon aus einem anderen hergestellt werden kann. Beispiel: Östrogen kann auch aus Progesteron hergestellt werden. Oder aus Progesteron wird Cortisol gemacht. Viel Cortisol muss produziert werden, wenn wir in Stresszuständen leben. Das bedeutet, dass es im sensiblen Hormongefüge auch mannigfaltige Wechselwirkungen gibt. Haben wir beispielsweise Stress, dann wird viel Progesteron aufgebraucht für das Synthetisieren von Cortisol: Der Progesteronspiegel kann also stressbedingt in der Zeit des Wechsels zusätzlich sinken. Mehr zum Thema, wie Stress die Meno-Balance gefährdet, erfahren Sie im Kapitel über die »Hormonfeinde« auf Seite 58 ff.

      So bezeichnet man die Gruppe männlicher Geschlechtshormone, zu denen beispielsweise auch Testosteron gehört. Androgene sind für Entwicklung und Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale verantwortlich und werden bei Männern überwiegend in den Hoden gebildet. Doch auch Frauen haben einen Anteil dieser Androgene, wenn auch in viel geringeren Mengen. Sie werden in Eierstöcken, Nebennieren und Fettgewebe gebildet. Mit den Wechseljahren sinkt auch der Androgenspiegel im Vergleich zu einer 30-jährigen Frau um fast die Hälfte.

      Es ist auch als »Stresshormon« bekannt. Es wird in der Nebennierenrinde produziert, stärkt das Immunsystem, wirkt überschießenden Reaktionen entgegen, senkt die Entzündungs- und Allergieneigung und federt Stress ab. Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutzuckers, des Herzschlags und im Knochenstoffwechsel. Bei Stresszuständen produziert der Organismus vermehrt Cortisol, um die Belastungen abzufedern. Chronische Stresszustände können allerdings zu einem ständig erhöhten Cortisolspiegel führen, der negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Erschöpft sich die Cortisolproduktion in der Nebennierenrinde, kann sich dies als völliger Erschöpfungszustand, als Burn-out, zeigen.

      DHEA (Dehydroepiandrosteron) wird in den Nebennierenrinden hergestellt und ist das am häufigsten vorkommende Geschlechtshormon im menschlichen Körper. Aus der Hormonvorstufe DHEA kann der Organismus sowohl männliche Sexualhormone (Androgene) herstellen sowie auch weibliche Sexualhormone (Östrogene) – siehe auch den »Hormonbaum« auf Seite 34.

      DHEA ist wichtig für den Antrieb, emotionale Ausgeglichenheit, Haarwuchs und erholsamen Schlaf. DHEA weist von allen Geschlechtshormonen die höchsten Hormonkonzentrationen im Körper auf, aber auch den stärksten Abfall mit zunehmendem Alter. Mit rund 25 Jahren haben wir den höchsten Spiegel an DHEA im Organismus. Häufig wird DHEA auch als Anti-Aging-Hormon bezeichnet, weil es einen positiven Effekt bei altersbedingten Vitalitätsstörungen aufweist, die Immunabwehrkräfte stärkt und den Hauttonus verbessern kann. Ein Mangel kann insbesondere in der zweiten Lebenshälfte Ursache für Leistungsabfall, Müdigkeit, Antriebsschwäche und Haarverlust sein. DHEA gilt als Partnerhormon des Cortisols, das ungünstige Wirkungen bei Cortisolüberschuss hemmt. Doch Achtung: Wie landläufig angenommen, handelt es sich hier nicht um einen Mikronährstoff oder ein Nahrungsergänzungsmittel. DHEA ist ein Prohormon und in Deutschland ein rezeptpflichtiges Arzneimittel. Die Einnahme von DHEA kann den Testosteron-, aber auch den Östrogenspiegel