Der Sonnensturm Teil 2 Graffiti. Hardy Klemm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hardy Klemm
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783959633291
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als er das Hauptquartier von Ekret betrat.

      Wachmann: »Die Papiere, bitte.«

      Charles: »Hier!«

      Wachmann: »Sie sind aber alt, so sehen Sie gar nicht aus.«

      Charles: »Schönheits-OP.«

      Wachmann: »Hilft das wirklich?«

      Charles: »Mir hat es seiner Zeit sehr geholfen. Das war noch im kalten Krieg und ich brauchte ein neues Gesicht. Ich habe in Deutschland damals großen Mist gebaut und mich bei der Gelegenheit gleich verjüngt. Das Ganze hieß Gilgamesch. Das wäre mit den alten Methoden heute noch Mode.«

      Charles kam noch aus der alten Schule des KGB. Er war damals ein richtiger 007. So etwas gab es nicht mehr und schon gar nicht bei Ekret. Ekret war die neue Methode. Charles lief durch die, für die neue Methode notwendigen, Bürokästen, wo er von den neuen Nogs, den nicht offiziellen Geheimagenten, gegrüßt wurde. Auch sein neues Gesicht war bekannt, durch die Arbeit mit dem verrückten Martin Bretz. Charles war das sehr bewusst, durch die ganzen winkenden Hände. Er konnte sein altes Lehrbuch völlig vergessen, in dem noch stand, keine Kameras. Er hatte schon vorher damit abgerechnet. Da kam etwas, dass ihn freute, die 2. Sicherheitskontrolle und dann noch in den Reinraum, mit der neuen Methode. Dort stand ein Supercomputer, Senecas Urgroßvater. Überall liefen Mathematiker herum. Es gab auch keine winkenden Hände mehr. Alle waren mit Dingen beschäftigt, die Charles schon lange nicht mehr verstand. Ekret war eine Antennenanlage aus dem alten, dem kalten Krieg. Man hatte sie modernisiert. Früher, zu Charles Hochzeiten, hörte sie den Funk ab. Heute hörten sie das Internet ab.

      Charles: »Hallo, ich bin alle. Ich brauche neue Trojaner, Viren und diesen ganzen anderen Kram.«

      Daniela Fotnew: »Wir haben gerade ganz neue Zombieblocker entwickelt. Die auch? Das wird aber teuer.«

      Charles: »Ja, auf jeden Fall.«

      Charles hatte ein von Martin Bretz genehmigtes Budget und furchtbare Angst vor Zombies. Die Rede war nicht vom Computerspiel Halflife, sondern von Zombies, wie sie heutzutage von Geheimdiensten benutzt wurden. Es waren Programme, die von Fremdemailadressen, E-Mails versendeten. Es war eine Form von Spam, nur, dass es nicht die Inhalte waren, die Gefährliches boten, sondern die Masse die ganzen Staaten lahm legte. Es war schon geschehen. Vielleicht haben Sie eher zufällig von so genannten DDos-Attacken, oder wahrscheinlicher von den ausführenden Bot-Netzen gehört. Der Cyber-Space, dieser fremde Raum, der sich über Charles befand und zu hoch für ihn war, war ein anerkannter und viel genutzter Kriegsschauplatz.

      Charles: »Kaum zu fassen, dass ihr damit Saddam Husain gefunden habt. Ich kenne noch die Probleme, die wir damals mit dem Funkverkehr hatten. Bei der ganzen Menge an Informationen sind wir nur von Büro zu Büro gehastet, mit Papiertüten über dem Kopf, damit kein anderer mitbekommen konnte, über was wir brüteten. Ich kann hier mit meiner niedrigen Sicherheitsstufe ein und ausgehen. Hier, ich habe sogar mein Foto-Telefon behalten können und die Tür da drüben ist nur angelehnt. Dafür würde ich jemanden doch degradieren, oder nicht?«

      Daniela: »Was wollen Sie denn fotografieren? Die E-Mails werden nicht gelesen, nur nach Schlüsselwörtern durchsucht und die sozialen Gewohnheiten aufgezeichnet. Google macht das gleiche, nur, dass sie die Informationen zum Verkaufen verwenden. Die haben große Glastüren. Wenn Sie bei uns diese Sicherheit suchen, gehen Sie zu den Schattenkriegern mit ihren Viren und Würmern. Die sollen sogar diese Nacktscanner haben!«

      Charles: »Ihr werdet auch viel Mist haben, wenn ihr immer jede E-Mail mit dem Wort Bombe beachten müsst.«

      Daniela: »Ja, wir müssen sie aber nicht lesen. Das geht automatisch in Millisekunden. Kaum vorstellbar, welche Hundertschaften früher hier Top-Secret waren.«

      Fast 500 Tausend Euro ließ Charles in Teeside. Er hatte sich auf Martins Kosten mit Programmen eingedeckt, die in 6 Monaten nur noch Mittelklasse waren. Es waren auch Spezialanfertigungen dabei für den recht bizarren Südpol mit seinem Funkstörer. Seneca zahlte nichts für weit fortgeschrittene Programme aus der Zukunft, die ausnahmsweise einmal Charles überwachten. Der Supercomputer des Präsidenten der USA aus der Zukunft konnte sie auch abhören auf dem halben Weg zur Wostokstation und aus dem Funkstörer. Er wusste genau, wieso Charles neues Material brauchte. Die Hälfte des Gewichts der Station Nica bestand doch aus Abhöranlagen. Seneca sollte schon ein paar Sekunden rechnen, um zu ermitteln, ob er Martin diese Information gab. Bei der Menge an Geld, die Martin hatte und ständig ausgab, war es zu unwichtig, dads er jetzt dafür bezahlte selbst abgehört zu werden. Seneca entschied sich stattdessen für das Klebeband, das die künstliche Haut nur scheinbar vor Erfrierungen auf dem Motorschlitten schütze und drückte es fest zu. Die Kontrollwut Chinas war fast groß genug, dass Deng es in seinen Bericht, der natürlich ausschließlich von Sebastian Seneca handelte, aufgenommen hätte. Martin war immer noch beschäftigt und die Erinnerung an die anderen großzügig ausgestatteten Konten hätte ihm gutgetan. Er wollte einkaufen. Er griff zur Brieftasche.

      Martin: »Autsch, nichts mehr da. Soll ich den Molke erst fragen, ob er bei den Zeugen ist?«

      Gedankentrunken und völlig abwesend war die nächste Haltestelle Martins der Geldautomat. Etwas war anders beim Geldautomat. Erst lief alles wie gehabt. Er steckte die Karte in den Schlitz, aber dann, als er zum Eingeben der Geheimzahl kam, wurde der gewöhnliche Trott unterbrochen. Der mit voller Absicht absolut blickoffen konstruierte Geldautomat hatte einen aufgeklebten Sichtschutz, für Blöde. Eine Mutmaßung meinerseits, der aufgeklebte Sichtschutz, der verhinderte, dass ein anderer von hinten die Geheimzahl ausspähte, wurde von jemandem vorgeschlagen, der noch nie die auf dem freien Markt, zum Beispiel in den Niederlanden, erhältlichen, genauso aufklebbaren Kameras gesehen hatte, die natürlich exakt unter den Sichtschutz passten. Martin kniete sich hin, um unter dem Sichtschutz die Lage zu sondieren, bevor er die Geheimzahl eingab. Hinter ihm sagte jemand Amen.

      Martin: »Amen, genau!«

      Als ob die Bank nicht schon lange genug sein Leben kontrollierte, jetzt verlangte sie noch ein Gebet.

      Beim Blick auf das Konto stellte Martin fest.

      Martin: »0 Euro. Seneca, was ist eigentlich der Sinn der Null?«

      In dieser Stadt verwunderte es keinen, dass Martin Selbstgespräche führte.

      Seneca: »Die Null ermöglicht das Konto und die Bank. Sie gibt an, dass noch Immaterielles existiert, den Besitz des Kontos. Ohne Null würde das Konto, das sich genau zwischen Soll und Haben befindet, gelöscht. Bevor die Null aus Indien nach Europa kam, konnte es keine Bank, kein Konto und keinen Wechsel geben. Etwas später kamen noch Aktien dazu. Es ist eine sehr wichtige Angabe, die eine Bestätigung von mathematischen Formeln ermöglicht und ein Grundpfeiler der Zivilisation. Sie ist seit dem Mittelalter die eigentliche Zahl des Teufels.«

      Richtig, unvorstellbar war es für den Papst jener Zeit, dass eine Zahl ohne Wert, eine andere Zahl mit Wert verzehnfachte, wenn sie hinter ihr stand, Hexerei.

      Martin: »Dann habe ich gerade zum Teufel gebetet!«

      Die Bestätigung kam wieder von hinten. Martin hatte leichten Hunger und schon lange kein Bier mehr gehabt. Zeit, die Wohnung der Mutter zu besuchen. Dort waren immer ein Bier und etwas Geld. Jetzt war wieder etwas anders. Die Wohnung hatte wieder eine andere Farbe und Martins Laune hatte sich aus irgendeinem Grund nicht verschlechtert. Das Bier und das Geld waren Notgroschen, wenn Martin einen Monat schlecht gehaushaltet hatte. Das war schon lange nicht mehr passiert. Ein Rückfall in die Zeit, wo Martin noch von seiner Mutter abhängig war. An sich eine kleine Katastrophe, doch jetzt dachte Martin nur an Dr. Molke und die Zeugen. Der mandelförmige Bereich in Martins Kopf glühte regelrecht. Das Bier, das in einer solchen Situation einfach für gute Laune sorgen sollte, wurde mehr gewohnt als gewollt herunter gekippt. Es hatte anscheinend keine Wirkung auf Martin. Da war dann aber doch eine, die man nicht spürte. Martin erinnerte sich auch nicht an die Regeln des Einkaufens. Einfache Regeln, die das Überleben eines Hartz-IV-Empfängers erst ermöglichten. Ein Discounter war nicht umsonst immer nach demselben System aufgebaut. Der erste Grundsatz besagte, dass der Weg des Kunden immer gegen den Uhrzeigersinn zur Kasse führte, damit die rechte