Schuldgefühle haben viele unterschiedliche Ursachen. Oft kommt es vor, dass in Menschen ein Schuldgefühl sitzt, weil sie nicht zum Todeszeitpunkt anwesend waren, um den Heimkehrenden die Hand zu halten, aber sehr oft bekam ich von den Verstorbenen zu hören: »Sage ihr oder ihm, ich wollte nicht, dass sie oder er dabei ist. Sie hätten es als viel schlimmer empfunden als ich selbst. Mein Übergang war leicht, auch wenn es nicht so ausgesehen hat.«
Häufig kam es vor, dass die Angehörigen mehrere Tage am Bett ihres Mannes, Vaters oder ihrer Mutter verbrachten, um im Sterbeaugenblick für sie da zu sein, und just in dem Moment, als sie für kurze Zeit das Zimmer verließen, wählte die Seele des Heimkehrenden diesen für sie perfekten Moment.
Angst vor Verstorbenen?
Manche Menschen fürchten sich vor Verstorbenen. Das kommt meiner Meinung nach daher, weil sich die Gesellschaft nicht mit dem Thema Sterben beschäftigt, was ja schließlich unser aller Schicksal ist. Und dennoch ist es so, dass wir uns stets im gegenwärtigen Sein zwischen Leben und Sterben befinden.
Wie viele Atemzüge, die gleichzeitig Sterben und Neugeburt darstellen, liegen eigentlich zwischen dem Zeitpunkt, wenn wir in diesen Körper eintreten, und dem Moment, wenn wir ihn wieder verlassen? Jeder getane Atemzug erinnert uns an unsere Vergänglichkeit, und zugleich bietet uns jeder neue Atemzug ungeahnte Möglichkeiten. Eine Neugeburt sozusagen im Sekundentakt. Wie nehmen wir dieses Leben an? Bewusst, oder unbewusst?
Meine Erfahrung lehrt mich, dass Menschen, die niemals bewusst atmen, zu Geiseln ihrer Ängste werden. Im Gegenzug erkenne ich, dass Menschen, die sich ihres Atems bewusst sind, meist auch mehr Vertrauen in Gott haben. Ist unser Atem nicht das Wort, das in der Bibel beschrieben wird und das ER in uns hineingelegt hat? Lebendig im Atem zu sein heißt, seine Liebe und Allmacht zu fühlen, den Klang Gottes als eine wunderschöne Melodie in sich selbst zu erfahren.
Menschen jedoch, die ihre Sinnhaftigkeit in der Materie suchen, beschäftigen sich meist nicht mit der körperlichen Vergänglichkeit. Sie verdrängen die Gedanken und finden nicht die Tore zur Freiheit, weil sie sich mit Macht, Besitz und reiner Körperlichkeit identifizieren. In einer äußeren, materiellen Welt errichten sie Mauern der Undurchdringlichkeit gleich einem Gefängnis, mit dem traurigen Ergebnis, dass sie ihr Herz auch nicht mehr erreichen.
Gäbe es nicht die Sorge um die Zukunft und unser unbewusstes, begrenztes Sein, dann gäbe es auch weniger Angst auf diesem Planeten. Menschen könnten vertrauensvoller im Jetzt leben. Indem wir beginnen, bewusst zu leben, alles und jeden loszulassen, wie wir es auch mit dem Atem tun, lernen wir, den Tod als etwas Natürliches zu betrachten und können ihn bereits im Leben überwinden. Wir öffnen uns dadurch gleich einer Blume, die beginnt, den Duft der Allgegenwart zu verströmen.
Es kommt auch vor, dass Menschen mit Verstorbenen nichts zu tun haben wollen – und eben nur aus dem Grund – weil sie bereits tot sind! Dann stelle ich gerne die Frage: »Wie wäre es für dich, wenn dein Leben morgen beendet wäre? Stell dir einmal vor, dass du morgen aus dem Leben gerissen wirst: Wäre es dir dann nicht ein Herzenswunsch, Kontakt mit deinen Lieben aufzunehmen, um ihnen zu sagen, dass es dir gut geht, oder würdest du sie nicht gerne noch bestimmte Dinge wissen lassen, für die es keine Zeit oder Gelegenheit mehr gab? Und wenn ›Ja‹ die Antwort auf die Frage ist, müssten sich deine Hinterbliebenen dann vor dir fürchten?«
Das kuriert die meisten von dem Gedanken, es sei etwas Unheilvolles, ›tot‹ zu sein. Es gibt keinen Tod, nur das Hinübergleiten in eine andere Welt, die sich nur einen liebevollen Gedanken entfernt von uns befindet. Werden Menschen, nur weil sie ihr irdisches Kleid abstreifen, zu beängstigenden Wesen? Sicher nicht, aber weil wir uns nicht mit dem Tod beschäftigen, bleibt das Unbekannte das Beängstigende.
Wie Forscher herausgefunden haben, fürchten sich Menschen am meisten vor dem, was sie nicht kennen. Zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die sich um Aufklärung bemühen. Allein die Ausbildungen zum Sterbebegleiter haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, wodurch eine bessere Auseinandersetzung mit dem Thema Leben und Sterben einhergeht. Auch das steigende Interesse für Jenseitskontakte oder mediale Ausbildungen zeigt, dass sich Menschen bereits zu Lebzeiten um das Ergründen von Sinn und Sinnhaftigkeit des Lebens bemühen. Das ist eine schöne Entwicklung, denn alles, was wir in unserem Leben erfahren, dient uns auch auf der anderen Seite.
Eine Zeitlang half ich ehrenamtlich einer Freundin, die ein Kinderhospiz errichtet hatte, das mittlerweile eine ambulante und stationäre Einrichtung geworden ist, mit Öffentlichkeitsarbeit und der Organisation von Benefizveranstaltungen. Während dieser Zeit war ich unglaublich beeindruckt davon, wie leicht es die betroffenen Kinder mit dem Sterben nahmen. Sie sorgten sich nicht um sich selbst und hatten meist keine Angst vor dem Hinübertreten. Ihre Sorge war allein darauf begründet, dass ihre Eltern nicht mit ihrem Heimgang zurechtkommen könnten.
»Du musst sterben, um zu leben!« Wie wahr doch dieser Satz ist, denn Sterben bedeutet, alles loszulassen: Zorn, Hass, Bitterkeit, Ablehnung, Bedauern, Ängste, Materie, usw. Wenn dann die Dankbarkeit für das Leben wächst, für jeden einzelnen Atemzug, kannst du schon im Leben sagen: »Ich bin bereits ›gestorben‹, ich fürchte den Tod nicht mehr!«
Im Laufe der Zeit entwickelten sich mein inneres Gespür und das Sehen immer mehr, doch ich war zufrieden damit, Heilung mit Hilfe der geistigen Welt an andere zu schenken und mehr im Hintergrund zu wirken, als dass ich eine öffentliche Plattform gesucht hätte. Das sollte sich ändern, denn während der Seminare und Heilsessions, bei denen ich mitarbeitete, bekam ich deutlich mehr Anweisungen aus den Höheren Ebenen, Menschen auf die eine oder andere Art zu helfen.
So begann ich zusätzlich zu hören, manchmal Sätze wie: »Hilf ihr! Sie hat ihre ganze Familie verloren!«, oder »Hilf ihr … sie hat Schuldgefühle, weil …« Wenn ich den Mut und das Vertrauen aufbrachte, mit den entsprechenden Personen zu arbeiten, bekam ich stets das, was ich brauchte, um ihnen Trost und ihren inneren Frieden zu geben.
Das Sehen und Hören war ein langjähriger Prozess, der mich allmählich auf meine Arbeit als Medium vorbereiten sollte. Sehr oft kämpfte ich mit mir, ob ich das Gehörte weitergeben sollte oder lieber nicht. Ich war mir stets der großen Verantwortung bewusst. Auch hatte ich großen Respekt davor und war unsicher, ob ich richtig und gut gehört hatte.
Zum Glück hatten meine Freunde aus der geistigen Welt stets Geduld mit mir. Wenn ich zum Beispiel nicht sicher war, etwas richtig gehört zu haben, oder ich wollte aus Unsicherheit nicht tun, was mir im Inneren für andere aufgetragen wurde, gab es ein Hämmern in meinem Kopf … immer und immer wieder hörte ich das Gleiche, bis ich es selbst leid war und das Risiko einging, lächerlich gemacht zu werden oder auf Unverständnis zu treffen. Das ist jedoch nie passiert. Im Nachhinein war ich stets froh, denn das Gesagte bewirkte meist einen sofortigen Wandel bei den betreffenden Personen.
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