Tore zur Freiheit. Andrea Dinkel-Tischendorf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrea Dinkel-Tischendorf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная психология
Год издания: 0
isbn: 9783964420077
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      »Ach was! Fast der gleiche Ablauf wie in dem früheren Leben! Somit hast du deinen leiblichen Vater eigentlich gar nicht wirklich gekannt. Was hast du für ein Gefühl zu deinem leiblichen Vater?«

      Wahrheitsgemäß antwortete ich meiner Freundin: »Kein sehr gutes. Ich bin emotional nicht so sehr mit ihm verbunden.«

      »Und wie ist dein Verhältnis zu deinem Stiefvater?«

      »Meine Eltern trennten sich, und er ist dann weggezogen. Ich habe als Kind immer wieder versucht, die Verbindung mit ihm aufzunehmen, aber er hat dies verweigert. Später sagte er zu mir, dass er sich schämte, mit uns Kontakt zu halten, weil er uns ja schließlich nichts hätte bieten können.«

      Maya wirkte betroffen: »Abgewiesen zu werden von Mutter und Vater … von beiden Seiten! Dann muss ich sagen, dass du das wunderbar geschafft hast, so eine Gleichgewichtsfrau zu werden!« Maya brach ab, ging nach innen und bekam plötzlich ihren ›weiten, fernen Blick‹, den ich bereits gut kannte. Weiter an mich gerichtet: »Willst du wissen, was ich sehe?«

      »Ja!«

      »Ich sehe ein Leben von dir in Frankreich. Du lebst in einem Schloss und bist eine schöne junge Frau, die alle Männer um den Finger wickeln kann. Die zwei ‒ dein Stiefvater und dein leiblicher Vater in diesem Leben – wollten dich sehr gerne heiraten. Und einer der beiden war offensichtlich für deine Eltern keine so gute Partie, er war zu arm.

      Du hast Ja gesagt, Nein gesagt, Ja gesagt, Nein gesagt. Er hat dich wirklich geliebt. Und am Schluss hast du gesagt, es geht nicht. Er versuchte dich zu vergessen und nannte dich eine verwöhnte Puppe. Dies tat dir sehr leid, denn dir war nicht bewusst, wie viel Power du hattest und wie du dadurch Menschen auch Schmerzen zufügen konntest.

      Das war deine erste Lektion, dass große Schönheit, viel Geld und Adel Menschen nicht unbedingt gehaltvoll machen. Und deinen zweiten Vater, deinen Stiefvater, hast du dann geheiratet. Deine Eltern wollten so gerne, dass du diesen Mann heiratest, denn dadurch konnten sich eure Familien miteinander verbinden. Dieses Leben fand etwa zwischen dem 17ten und 18ten Jahrhundert statt. Er war ziemlich tyrannisch. Sein Wille war Gesetz, und nach zwei Jahren hast du ihn verlassen. Er wurde im Anschluss aus dem Dorf, in dem er das Sagen hatte, hinausgeworfen, weil die Leute erfahren hatten, dass er dich schlecht behandelt hat. Er flüchtete auf eine Insel, wo er sich fast mit jeder jungen Frau einließ. Als er sich jedoch der Tochter des Häuptlings näherte, wurde er von eben diesem erschossen.«

      Das amüsierte mich, denn auch in diesem Leben war mein Vater ein Schwerenöter, und meine Mutter hatte schwer darunter zu leiden, dass er nicht treu sein konnte. Nun verstand ich auch die bittere Rivalität zwischen meinem Stiefvater und meinem leiblichen Vater.

      Alles bekam nun einen Sinn. Ich wurde zurückgeführt zu einem Moment, den ich mit meinem Stiefvater gehabt hatte. Wir saßen damals an einem warmen Sommertag draußen im Garten. Plötzlich entdeckte ich Wut in den Augen meines Papas. Ja doch, er blickte mich für wenige Sekunden fast hasserfüllt an, und ich weiß noch, wie erschrocken ich darüber gewesen war. Jetzt verstand ich diesen Moment. Seine Seele erinnerte sich wohl an die Zeit zurück, als ich ihn verlassen hatte. Es muss eine große Schmach gewesen sein, galt er doch als der Dorfpatron!

      Ich erinnerte mich zudem daran, wie mir mein leiblicher Vater Briefe geschrieben hatte, und nachdem ich sie gelesen hatte, dachte ich oft kopfschüttelnd: »Wie komisch er schreibt, fast so, als wäre ich seine Auserkorene und nicht seine Tochter!« Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, alles fügte sich zusammen.

      Mayas Sitzung für mich heilte meine offenen Wunden. Ich fühlte buchstäblich, wie die alten Schuldgefühle, auch meiner Mutter gegenüber, von meinen Schultern abfielen, so als wären zehn Kilo Ballast von ihnen genommen worden. Ich fühlte mich befreit. Meine Mutter aus dem Jenseits und ich hatten uns gegenseitig vergeben, und das Resultat war spürbarer Frieden in mir. Auch meinem Vater konnte ich vergeben. Und so bat ich auch ihn innerlich um Vergebung.

      Unser nächstes Treffen zeigte eine deutliche Veränderung, und das, was uns als Menschen verband, nämlich die Liebe, konnte wieder frei fließen.

      Tief in meinem Inneren fühlte ich, was Mayas Seele zu tun vermochte. Welche transformierende Wirkung und Heilung eine solche Sitzung auf einen Menschen haben kann. Mayas Seele zeigte den Seelen, die ›wissen‹ wollten, das Leben auf, das Missverständnisse, Unfrieden und Schmerzen verursacht hatte. Im Spiegel ihres Lichtes war es den betreffenden Seelen möglich, sich gegenseitig zu vergeben. Der daraus resultierende Frieden kam einer wohltuenden inneren Ruhe gleich. Maya verstand es, die Umstände, welche die Liebe in einem Menschen reduzierten, hinfortzuwehen, als wären sie nicht mehr als eine staubige Wolke, die das Herz verdunkelte. War die Wolke fort, brach das Licht automatisch wieder durch.

      Noch hatte ich keine Ahnung, dass diese Sitzung die Initialzündung für meine mediale Tätigkeit werden sollte. Es hatte dank Mayas Hilfe ein innerer Durchbruch stattgefunden, und das eigene Erleben brachte mich zu der Erkenntnis, dass es doch viel mehr Menschen geben müsste, die aufgrund ihrer Fähigkeit, mit dem Jenseits zu kommunizieren, anderen Heilung schenken konnten.

      Ich denke, es war auch Mayas Wunsch, dass ich zu diesen Menschen zählen sollte, denn von diesem Zeitpunkt an ›sah‹ ich plötzlich wieder Verstorbene. Es passierte einfach. Ich sah sie zwar nicht mit den Augen, wie ich sie als Kind auf eher materielle Weise wahrgenommen hatte, aber auf subtilere Art in der Aura der Menschen.

      Das geschah am Anfang tatsächlich zu Heilzwecken, wenn mich Seelen aus dem Jenseits darum baten, für sie bei ihren Angehörigen um Vergebung zu bitten. Dann sah ich beispielsweise während einer Heilsession den verstorbenen Vater einer Teilnehmerin hinter ihr stehen, der sagte: »Sie hat ihr Magengeschwür wegen mir. Willst du sie bitte in meinem Namen um Vergebung fragen?«

      So begannen meine Kontakte mit Aufträgen aus den anderen Welten, die ich wiederum meist während der Heilarbeit erhielt. Eine Pforte schien geöffnet, und wann immer es notwendig wurde, spazierten die Seelen einfach hindurch.

      Kapitel 1 ‒ Das Jenseits

      Nachdem das Tor zum Jenseits durch Mayas Hilfe wieder geöffnet war, stellte ich überwiegend Kontakte zu Verstorbenen her, um den Trauernden mit Hilfe der entsprechenden Durchsagen Trost zu spenden; um sie wissen zu lassen, dass es ihren Lieben auf der anderen Seite gut ging, was meistens der Fall war; und um den Angehörigen Frieden zu schenken. Unzählige Male hörte ich von einem Verstorbenen: »Bitte sage ihr oder ihm, es tut mir leid, dass ich nie gesagt habe, wie sehr ich sie oder ihn liebe. Willst du das bitte für mich tun?«

      Es ist unglaublich, dass man diesen Satz so oft zu hören bekommt. So stellen diese Verbindungen auch immer die Möglichkeit dar, von der einen oder anderen Seite um Vergebung zu bitten, was oft ein wichtiger Aspekt dieser Gespräche darstellt ‒ ob nun ein Mensch auf dieser Ebene zurückbleibt oder auf die andere Seite hinübergegangen ist. Schuldgefühle können von beiden Seiten kommen, und so gibt es meist große Erleichterungen seitens der Seelen im Diesseits oder der Seelen im Jenseits. Manchmal kommt es während Lebzeiten nicht dazu, dass sich Menschen aussprechen oder etwas Wichtiges ausdrücken können. Das ist dann ihre Gelegenheit, Frieden zu schließen.

      Mir kommt eine Witwe, die mich um einen Jenseitskontakt mit ihrem verstorbenen Mann bat, wieder in den Sinn. Ich begleitete sie in mein Sitzungszimmer. Als ich zum CD-Player ging, um eine schöne, ruhige Einstimmungsmusik abzuspielen, hörte ich bereits die Stimme ihres verstorbenen Mannes: »Sage ihr, dass sie endlich kein Schuldgefühl mehr haben soll!«

      Obwohl ich noch nicht wirklich eingestimmt war, übermittelte ich der Frau diese Durchsage. Sie fing augenblicklich an zu weinen. »Genau deshalb bin ich zu dir gekommen! Ich habe furchtbare Schuldgefühle in mir, weil ich meinen Mann mit einem anderen betrogen habe, bevor er gestorben ist.«

      »Er weiß davon, Herzchen«, sagte ich zu ihr, »und er versteht dich vollkommen. Er hat es dir nicht übel genommen. Er sagt, er war nicht immer der einfachste Mensch, und auch seine Art hätte dich in die Arme eines anderen getrieben. Er möchte, dass du dir endlich selbst vergibst. Er hat es