Wo die Tat zum Akt der Gewalt und des Hasses pervertiert, da hat die Angst im Hintergrund immer und ausnahmslos schon die Messer gewetzt. Der Irrglaube, Mangel und Entbehrung zugunsten eines anderen könne jemals möglich sein, treibt sein Unwesen in dieser Welt. Im Dunstkreis von Irrtum und Angst entstehen immer Unheil, Kummer und Elend. Und so kann unser Credo denn auch hier, in Bezug auf die Tat, kein anderes sein als beim Wort.
Du willst liebevoll handeln? Dann musst Du liebevoll denken. Du willst liebevoll denken? Dann musst Du liebevoll fühlen. Du willst liebevoll fühlen? Dann musst Du liebevoll sein. Dir selbst gegenüber. Wer anderen gegenüber liebevoll sein will, der muss sorgsam und rücksichtsvoll mit sich selbst umgehen. Im sorgsamen Umgang mit Dir selbst liegt der Schlüssel zum Glück und zu wahrer Nächstenliebe, die keine Opfer kennt, sondern nur Geschenke.
In der liebevollen Fürsorge für Dich selbst erkennst Du Dein Potenzial für andere. Diese liebevolle Fürsorge für Dich selbst zieht immer und unfehlbar tiefen Respekt und Dankbarkeit für das eigene Sosein nach sich und hat somit den gleichen Respekt für das Sosein des anderen im Gefolge.
Was aber, wenn Wort und Tat in Widerspruch zueinander stehen? Was, wenn die Taten den Worten nicht entsprechen? Wenn Menschen anders reden als handeln – und das tun sie oft (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt) – dann sind sie sich über sich selbst nicht im Klaren. Wenn Deine Worte Deinen Taten nicht entsprechen und Deine Taten nicht Deinen Worten, dann bist Du in Verwirrung über Dich selbst. Dies kommt immer einer schmerzhaften inneren Zerreißprobe gleich. Du bist im wahrsten Sinne des Wortes zwiegespalten. Hier ist Selbsterforschung angezeigt.
Du betrittst sozusagen Neuland und im furchtlosen, neugierigen und spielerischer Erkunden Deiner selbst kannst Du Dich selbst kennenlernen und vieles über Dich und Deine Selbstwahrnehmung in Erfahrung bringen. Du kannst Dich selbst überraschen und in Erstaunen versetzen und das kommt immer einer wunderbaren Abenteuer- und Entdeckungsreise gleich. Je furcht- und vorurteilsloser Du an Dich selbst herangehst, desto freudvoller und spannender Deine Entdeckungen. Die vorbehaltlose Akzeptanz des eigenen Soseins ist immer segensreich und zeitigt wundervolle Ergebnisse des Erkennens. In den Gefilden der Selbstliebe wird es niemals irgendetwas anderes zu entdecken geben als noch mehr Liebe, noch mehr Glück.
Wie wir in unseren vorangehenden Botschaften erkannt haben, ist Liebe allmächtig. Was, wenn nicht Liebe, könnte jemals die Macht haben, Deiner Angst vor Dir selbst und Deinen vermeintlichen inneren Abgründen ein Ende zu bereiten?
Je angstfreier Deine Selbsterforschung, desto klarer wirst Du Dir über Dich selbst. Wo keine Angst herrscht, da kann unfehlbar das Gewahrsein der göttlichen Liebesallgegenwart Einzug halten. Was aber bleibt, wenn die Angst geht, das kann ewig nur Liebe sein und nichts als Liebe. Nichts kann es jemals zu fürchten geben. Je angstfreier und vorurteilsloser Deine Selbsterforschung, desto mehr werden Deine Taten Deinen Worten entsprechen und Deine Worte den Taten. Das ist Heilung vom Feinsten! Du bist nicht länger ein zwiespältiges Wesen, sondern klar und zielstrebig im Wort wie auch in der Tat. Deine Energie erfährt eine ungeahnte Bündelung und eine klare und eindeutige, zweifelsfreie Richtung.
Frische Kräfte sind nunmehr freigesetzt und können sich ungehindert entfalten. Neue, vorher ungesehene Wege eröffnen sich Dir und Du gehst sie nunmehr freudig und sicheren, festen Schrittes. Menschen, deren Worte mit ihren Handlungen in Einklang sind, verströmen immer eine Aura des Charismatischen. Die frische Klarheit ihres Seins bleibt niemals unbemerkt und hat immer Vorbildfunktion.
Menschen, deren Worte ihren Taten entsprechen, sind mit sich selbst im Reinen und somit auch mit ihrem Lebensumfeld. Liebe ist immer und ausnahmslos segensreich für alle und jeden, der sich von ihr berühren lässt. Liebe ist Heilung, die einzige, die es jetzt und ewig geben kann.
»Der schönen Blume gleich,
die keinen Duft ausstrahlt,
ist schön gesproch'nes Wort,
das ohne Tat verhallt.«
Dhammapada
(Pfad der Lehre; 51. Vers)
2. Teil
Die Tugenden der Liebe
Wahrhaftigkeit
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, als erste Tugend der Liebe wollen wir die Wahrhaftigkeit nennen. Es sei an dieser Stelle klargestellt, dass es bei der Benennung der Tugenden der Liebe, wie auch bei der später folgenden Aufzählung ihrer Merkmale, nicht etwa um eine Rangordnung ihrer Bedeutung oder ihres Stellenwertes geht. Es handelt sich vielmehr um den Versuch, Attribute, die im Grunde und in Wahrheit gleichzeitig und gleichrangig nebeneinanderstehen, einzeln zu beleuchten und in einen sinnvollen Zusammenhang zueinander zu stellen.
Die erste Tugend der Liebe ist also wie gesagt die Wahrhaftigkeit. Dies bedeutet in erster Linie, dass nur dann von Liebe die Rede sein kann, wenn es sich auch um Liebe handelt. Dies scheint auf den ersten Blick selbstverständlich und kaum erwähnenswert und doch ist dem so. Es geht darum, dass wir alle dasselbe meinen, wenn von der Liebe die Rede ist, ansonsten wäre ein heilloses und verwirrendes Aneinander-Vorbeireden die logische Folge.
Liebe ist jenes Bestreben, welches das Glück des geliebten Menschen will und nichts als sein Glück.
Wie wir in den vorherigen Botschaften immer wieder betont haben, ist Liebe niemals partiell. Es gibt nicht ›ein bisschen‹ Liebe – entweder es ist Liebe ganz und gar oder aber es ist keine.
Wir setzen also nunmehr voraus, dass wir von wahrer Liebe reden. Dies schließt grundsätzlich alle pathologischen Gefühlsauswüchse aus, die diese Welt so gerne als Liebe bezeichnet und mit ihr verwechselt: Sicherheitsbedürfnis, das in Abhängigkeit entartet, Herrschsucht, die in Kontrollzwang ausufert, Egoismus, der ohne jede Rücksicht nur die Raffgier befriedigt, usw. Man kann ein Prinzip eben nicht an seinen Krankheiten erforschen und erkennen, sondern an seinen ›Gesundheiten‹. In Band I Des Menschen Wunsch und Gottes Wille und vor allem in Band III Des Menschen Weg und Gottes Licht haben wir schon viel über die Eigenschaften der Liebe gesagt. Nun fahren wir also fort in unseren Bemühungen, das Wesen der Liebe, welches das ureigene Wesen Gottes ist, zu erkunden. Die Wahrhaftigkeit der Liebe hat noch eine weitere Ebene als die der Wahrhaftigkeit in ihrem Sein: Die Liebe handelt wahrhaftig! Dies bedeutet ganz einfach ausgedrückt, dass es im Denken und Fühlen, im Reden, Handeln und im Unterlassen aus der Liebe heraus niemals Lüge, Heuchelei oder Lieblosigkeit geben kann. Liebe ist immer und ausnahmslos ganz und gar authentisch und kennt keine ›Auszeiten‹, in denen sie sich Ausnahmen erlaubt. Sie ist wie eine Spirale, die gleichermaßen sowohl tiefer in das Innen dringt als auch nach außen, zum Geliebten hin. Obwohl Liebe von ihrer göttlichen Uressenz her vollkommene Stille ist, so ist sie dennoch in ständiger Bewegung und Ausdehnung. Liebe ist der einzig mögliche Gemütszustand, in dem Du gleichermaßen euphorische Lebensfreude, ungestümen Bewegungsdrang und dennoch gleichmütigen Frieden und selige Herzensruhe empfinden kannst.
Wie wir gesehen haben, ist Liebe aufrichtige, ehrliche Liebe oder aber sie ist gar keine. Liebe verheimlicht nichts, warum sollte sie? Jede Äußerung der Liebe ist frohe Botschaft. Menschen, die sich aufrichtig lieben, haben keine Geheimnisse voreinander, denn sie wollen keine. Liebe verschenkt sich ganz und will immer ganz und gar den ganzen Menschen. Blindes Vertrauen ist die erste und logische Begleiterscheinung der Liebe. Wo nichts gesagt und getan werden muss, da ist bereits alles gesagt und getan. Wir haben an vielen Punkten unserer vorherigen Überlegungen von der Selbstliebe gesprochen. Auch und ganz besonders im Aspekt der Wahrhaftigkeit kommen wir