Denn wie wir von Moment zu Moment entscheiden, wie wir leben und handeln wollen, das beeinflusst die Welt ein klein wenig, kann aber trotzdem in ungleich größerem Maße von Nutzen sein, wenn die Motivation, der unsere Entscheidungen entspringen, gesund und ethisch positiv ist und die Handlungen selbst klug und mitfühlend sind. Auf diese Weise kann sich die Heilung des politischen Gemeinwesens ohne strenge Kontrolle oder Anleitung entwickeln: durch das selbstständige und gleichzeitig interdependente Tätigwerden und die Bemühungen vieler verschiedener Menschen und Institutionen, mit vielen verschiedenen und reichhaltigen Perspektiven, Zielen und Interessen, aber auch mit einem gemeinsamen und potenziell verbindenden Interesse, nämlich dass es der Welt besser gehen soll. Das ist es, was Politik im besten Falle fördert und bewahrt.
Natürlich wird nicht jede(r) mit der Praxis der Achtsamkeit beginnen, weder kurzfristig noch langfristig. Aber Stück für Stück wächst, wie es nun schon seit Jahren geschieht, die Zahl und der potenzielle Einfluss derer, die auf vielen verschlungenen, überraschenden – und bis dato oft schlichtweg unvorstellbaren – Pfaden dazu gelangen, diesen Weg zu größerer geistiger Gesundheit und Weisheit zu wählen. In den kommenden Generationen, oder sagen wir in den kommenden Jahrhunderten (und auch gerade jetzt im Moment …) haben wir die bemerkenswerte Gelegenheit, als einzelne Menschen, als Nation und als Spezies das volle Potenzial unserer Kreativität und Klarsicht zu verwirklichen und diese in den Dienst der Ganzheit, der Heilung und der Inklusivität zu stellen. Wir können sie in den Dienst derjenigen stellen, von denen wir alle behaupten, dass wir sie uns am meisten wünschen und dass sie uns die größte Chance geben würden, uns sicher und glücklich zu fühlen: Gerechtigkeit, Mitgefühl, Fairness, Freiheit von Unterdrückung, die gleichen Entfaltungsmöglichkeiten für alle, ein gutes, erfülltes Leben zu führen, und damit also Frieden, guter Wille und Liebe – nicht nur für uns selbst oder für die, mit denen wir uns identifizieren, sondern für alle menschlichen Wesen, ja für alle fühlenden Wesen, mit denen wir auf so vielfältige, Leben spendende und Leben bewahrende Weise unauflöslich verbunden sind.
Wir stehen sozusagen auf einem Gipfelpunkt in der Entfaltung der Geschichte, an einem bedeutsamen Wendepunkt. Sei es nun revolutionär oder evolutionär oder beides: Die Zeit, in der wir leben, bietet einzigartige Gelegenheiten, die wir mit jedem Atemzug ergreifen und nutzen können. Es gibt nur einen Weg, das zu tun: dass wir in unserem Leben, wie es sich hier und jetzt entfaltet, unsere tiefsten Werte und unsere Einsicht, was das Allerwichtigste ist, lebendig verkörpern – und das mit anderen teilen in dem Vertrauen, dass solch lebendiges Handeln, selbst in den kleinsten Kleinigkeiten, die Welt mit der Zeit zu größerer Weisheit und Gesundheit und Vernunft hinlenken wird.
Das ist ein ganz schönes Stück Arbeit. Aber, wie gesagt – und das gilt für jede(n): Was sonst könnten wir mit diesem einen, wilden und kostbaren Leben Sinnvolles anfangen?
16 Siehe Band 3, Teil 1.
17 Vgl. Rosling, Hans, Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Berlin: Ullstein Verlag, 2018 (orig. ders., Factfulness: Ten Reasons Were Wrong About the World – And Why Things Are Better Than You Think. London: Hodder & Stoughton General Division, 2019); Pinker, Steven, Aufklärung jetzt. Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung. Frankfurt a.M.: S. Fischer Verlag, 2018 (orig. ders., Enlightenment Now. The Case for Reason, Science, Humanism, and Progress. New York, NY: Random House, 2018).
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