Good Will Hunting handelt von Will, einem jungen Mann, der zwar auf dem Gebiet der Mathematik bis zur Genialität begabt ist, auf Grund traumatischer Erlebnisse in seiner Kindheit jedoch in seinen praktischen persönlichen und sozialen Beziehungen unter einem schweren Handikap leidet. Der erste Hoffnungsschimmer kommt durch seine Begegnung mit einem unkonventionellen Therapeuten, gespielt von Robin Williams, der seinem Patienten nach einer Reihe von Sitzungen, durch die er immer mehr Zugang zu ihm gefunden hat, einen Ordner mit den Einzelheiten über seine problematische Vergangenheit hinhält und einfach sagt: „Es ist nicht deine Schuld.“ Der junge Mann weicht zurück, unfähig, eine solche Aussage zu verarbeiten, doch der Therapeut bleibt beharrlich, bis Will nach der vierten oder fünften Wiederholung dieses Satzes zum ersten Mal zusammenbricht und sich an der Schulter des Therapeuten ausweint.
Ich weinte auch. Eimerweise. Eigentlich ziemlich peinlich.
Um wen ich weinte?
Nun, zum einen weinte ich um die Heimkinder, mit denen ich früher arbeitete. Mit vielen von ihnen hatte ich denselben Prozess durchlaufen und ihnen so deutlich wie möglich zu verstehen gegeben: „Manche Dinge sind zweifellos deine Schuld, und dafür musst du die Verantwortung übernehmen, doch diese Dinge hier, die Dinge, auf die du keinen Einfluss hattest, die Dinge, die in dir einen Wirbelwind aus Furcht und Zorn und Schuldgefühlen erzeugen, wann immer sie an die Oberfläche deines Bewusstseins steigen – die sind nicht deine Schuld, und das waren sie auch nie. Es ist Zeit, das zu akzeptieren und nach vorn zu schauen.“ Manchmal hatte ich sogar vor dem Schlafengehen mit ihnen in ihren Akten geblättert, besonders dann, wenn sie kurz davor waren, zu Pflegeeltern zu kommen oder adoptiert zu werden. Für viele von ihnen war das eine Offenbarung. In solchen Momenten durfte ich Zeuge großer Tapferkeit und vieler Tränen werden.
Ich weinte um Matthew, den ich stets sehr geliebt und geschätzt hatte, der aber dennoch seine eigenen handfesten Dämonen auszutreiben hatte, Dämonen, deren Gegenwart ganz sicher nicht seine Schuld ist; und ich wünschte mir, ich könnte zurückfliegen, um ihm dabei zu helfen, auch wenn er inzwischen sehr gut allein zurecht zu kommen scheint.
Ein bisschen weinte ich um die Leute von Aserbeidschan, die offenbar immer von diesem oder jenem benutzt oder missbraucht werden, und besonders um die Kinder, die sich mit verwirrenden Veränderungen im historischen und politischen Ethos ihres Landes auseinandersetzen müssen, dem man die dritthöchste Korruptionsrate unter allen Ländern der Welt nachsagt. Sie haben zur Zeit so wenig, und dieser Mangel und die Verwirrung, die viele empfinden müssen, ist nicht ihre Schuld.
Ich weinte sogar ein bisschen um mich selbst und um den Rest meiner Familie, deren Leben manchmal durch den undefinierbaren Schatten, der mich seit meiner Kindheit bedrückt, unverdientermaßen verdunkelt wird.
Schließlich, und das ist mir wichtig, weil ich glaube, dass Gott möchte, dass ich das weitergebe, wohin immer ich gehe, weinte ich um die vielen Glieder der christlichen Gemeinde, die man nur über den Zorn und die Vergeltung und die Unbeugsamkeit Gottes belehrt hatte. Ich weinte um all die Männer, Frauen und Kinder, die nie richtig verstanden haben, dass Jesus, der Herr der Schöpfung, der zu Recht Buße von allen verlangt, die zum Vater heimkehren möchten, mit tiefer Barmherzigkeit auf alle diejenigen sieht, die in ihrem Leben mit uralten Wunden zu kämpfen haben. Ihnen legt er sanft die Hand auf die Schulter und sagt: „Ich weiß, was sie dir angetan haben, ich weiß, wie sie dir weh getan und dir das Gefühl gegeben haben, schuldig und wertlos zu sein. Ich weiß, wie dir immer wieder die Vergangenheit in der Kehle hochsteigt, um dir den Lebensatem zu rauben, und ich weiß auch, dass das nicht deine Schuld ist. Bitte, lass mich dir das noch einmal sagen – es ist nicht deine Schuld.“
5
Ich folge Jesus,
weil …
… man das darf, auch wenn man in praktischen Dingen, mit Technik im Allgemeinen und Computern im Besonderen völlig hilflos ist
Ich bin voller Bewunderung und größter Anerkennung für alle, die praktisch und technisch begabt sind. Alle Achtung, sage ich. Alle Macht ihren Ellbogen oder Fingerspitzen oder was auch immer. Die Sache ist nur die, dass die technische Revolution an mir völlig vorbeigegangen ist, und ich bin nur froh, dass Gebete nach wie vor nicht über das Internet laufen. Sicher, inzwischen komme ich mit meinem Computer soweit zurecht, dass ich darauf schreiben kann (was ich in diesem Moment auf ziemlich umständliche Weise tue), aber er ist trotzdem immer noch viel cleverer als ich. Hassen Sie das auch so wie ich, wenn Sie etwas geschrieben haben und dann ein Kästchen auf dem Bildschirm erscheint, in dem Sie gefragt werden: „WOLLEN SIE DAS WIRKLICH SPEICHERN?“
Ähnlich furchteinflößend finde ich den Geldautomaten an einer der Banken in unserem Städtchen Hailsham. Nachdem er einen aufgefordert hat, die Geheimnummer und den Betrag, den man abheben möchte, einzugeben, lautet die letzte Frage: „MIT ODER OHNE ERINNERUNG?“ In diesem Zusammenhang bedeutet das Wort „Bestätigung“ vermutlich so viel wie „Beleg“ oder „Quittung“, aber ich entscheide mich immer für „OHNE ERINNERUNG“, denn ich fürchte, sonst könnte die Maschine einen Zettel ausdrucken, auf dem etwa stünde:
Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie Ihr Geld in einem ziemlich beunruhigenden Tempo verbrauchen? Sie haben fünfzig Pfund angefordert, aber an Ihrer Stelle würde ich lieber dreißig nehmen. Sie wissen ja, wenn Sie es in der Tasche haben, geben Sie es auch aus, und nächsten Monat stehen einige Ausgaben an. Denken Sie doch dieses eine Mal nach! Geld wächst nicht auf Bäumen, wissen Sie …
Von den meisten praktischen Aufgaben (erst seit kurzem weiß ich, dass man mit einem Bohrhammer keine Nägel einschlagen kann), jeglichen Maschinen und allen Aspekten der Technik fühle ich mich völlig überfordert. Vor einiger Zeit zum Beispiel legte ich mir eines jener Geräte zu, die angeblich Telefon, Fax und Anrufbeantworter in einem sein sollen.
Meine naive Hoffnung war, dass diese unglaubliche Erfindung mir das Leben viel leichter machen würde. Und theoretisch hätte das doch auch so sein müssen, oder? Schließlich benötige ich diese drei Funktionen regelmäßig. Der Text auf der Schachtel schien zu verheißen, dass mein neues Spielzeug so ziemlich alles für mich erledigen würde – außer mir morgens vor der Arbeit meine Rühreier mit Speck zu braten. Ermutigend fand ich auch, dass eines jener benutzerfreundlichen Handbücher beilag, die angeblich auch den begriffsstutzigsten Laien befähigen, seine Neuanschaffung erfolgreich für die tägliche Anwendung zu programmieren.
Nun ja, aber was die Verfasser dieser idiotensicheren Veröffentlichung mit Abschnittsüberschriften in fetter schwarzer Schrift und kleinen Cartoonmännchen, die lächelnd auf die wichtigsten Punkte deuteten, einfach nicht berücksichtigt haben, ist die Tatsache, dass ich das gewöhnliche, altmodische Idiotentum auf neue, schwindelerregende Höhen geführt habe. Wie die Verfasser so ziemlich jeder anderen leicht verständlichen Anleitung, die ich je gelesen habe, hatten diese wohlmeinenden Zeitgenossen die Neigung, plötzliche, wilde Sprünge zwischen einem Stein im Bach und einem anderen, unvorstellbar fernen anderen zu vollführen und mich hilflos in der Mitte dazwischen ertrinken zu lassen.
Eines Tages werde ich ein spezielles Anleitungsbuch für alle Hohlköpfe wie mich schreiben – das heißt, vorausgesetzt, mein Computer ist so nett, mir das zu gestatten. Ich kann Ihnen versprechen, dass es nicht nur benutzerfreundlich, sondern geradezu benutzerliebevoll sein wird. Es wird Kapitel enthalten über Themen wie: Wie kocht man ein Ei, wie wechselt man eine Sicherung aus und wie stellt man ein Regal auf, das tatsächlich in der Lage ist, Gegenstände aufzunehmen. Diese Anweisungen werden ihre Leser sanft an den zitternden, unkundigen Händen nehmen und sie wie kleine Kinder in neue Welten des Selbstvertrauens und des Erfolgs führen. Der Abschnitt über das Auswechseln eines Reifens an Ihrem Auto zum Beispiel wird folgendermaßen beginnen:
1 Trinken Sie eine Tasse Tee (siehe