2. Materialismus in der Konkurrenz: Der Anspruch des Tüchtigen auf gerechten Lohn
3. Wie man das Ergebnis der Konkurrenz wegsteckt
4. Das Ideal der Brauchbarkeit und die Lebensalter
Verbrechen II: Der verbotene Weg zum gerechten Erfolg
§ 8. Privatleben: Vom Glück und seinem Scheitern in Genuss und Liebe
1. Das Ideal der Kompensation und die Sehnsucht nach Glück
2. Konsum und Freizeit: Das praktizierte Recht auf Genuss
3. Die große Entschädigung: Liebe als Rechtstitel auf bedingungsloses Verständnis
Liebeskummer und Verbrechen III: aus Leidenschaft
4. Die neuen Wege des Liebesbeweises
5. Konkurrenz in der Liebe: Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Teil III: Vom Scheitern zur Selbstzerstörung – Das Reich der Psychologie
2. Wie man sich einen Charakter bildet
3. Wie sich ein Charakter betätigt
4. Alternativen der Verstellung: Guter und schlechter Charakter
5. Ignoranz als Menschenkenntnis
6. Charakterologie am Ideal der Realitätstüchtigkeit
§ 10. Psychologische Selbstkritik: Die Techniken der Selbstbehauptung
1. Inhaltslose Selbstkritik: „Ich bin ein Versager“
2. Die unverschämte Selbstsicherheit des beschädigten Ich
5. Die bürgerliche Psychologie: ein wissenschaftlicher Parasit der Selbstbehauptung
§ 11. Verrücktheit und Normalität
1. Selbstbehauptung als Zweck: Sich auszeichnen
2. Selbsterniedrigung als Dienst: Vom Glück des Christenmenschen
§ 12. Die Vollstreckung psychologischer Selbstkritik: Selbstmord
1. Selbstgefälligkeit in Verzweiflung
2. Alberner Respekt vor dem „Freitod“
3. Berechnung im Selbstmord: Der Idealismus der Gehässigkeit
Einleitung:
Vom Fehler der bürgerlichen und vom Gegenstand einer materialistischen Psychologie
An psychologischen Theorien über das, was man selbst, ein anderer oder „die Masse“ tut, fehlt es wahrlich nicht. Was die Psychologie als wissenschaftliche Disziplin so über die innere Menschennatur in Umlauf gesetzt hat, erfreut sich über den Kreis der Fach-Leute hinaus einer ungeheuren Popularität. Mit der Anwendung ihrer Grundsätze verschafft sich mancher „Einblick“ in die tieferen Beweggründe menschlichen Treibens – im beruflichen Alltag, in Sport und Spiel, in der Politik und in den schönen Künsten –, und nicht selten verspricht man sich vom Einsatz psychologischer Weisheiten auf sich und andere einigen Erfolg. Psychologie ist in allen ihren Spielarten „in“ – und was es da nicht alles gibt von der „seriösen“ Therapie, die als kunstvoll erlerntes Handwerk zum Beruf geworden ist, über Zeitschriften, die sämtliche Regungen der modernen Menschheit als psychologischen Fall betrachten, bis zum praktischen Wegweiser für Ängstliche, die Fortschritte in ihrer Karriere oder in der „Kunst des Liebens“ machen möchten!
Dabei sind die Grundsätze des psychologischen Denkens so einfach wie verkehrt.
Das erste Prinzip besteht darin, den Bemühungen und Taten der Individuen ihren objektiven Inhalt und Zweck abzustreiten. Stets handelt es sich, ergreift ein Psychologe das Wort, um eine Auseinandersetzung der Leute mit sich selbst, mit ihrer Natur zugehörigen Kräften und Instanzen, die aber ihre Wirkung so tun, dass sie der Kontrolle des bewussten Willens ganz oder teilweise entzogen sind. So gegensätzliche Schulen wie die Psychoanalyse und die Verhaltenstheorie werden sich da lässig einig. Für einen Freud war es kein Problem, die literarischen Erzeugnisse eines Dostojewski aus seinem Seelenleben samt Kindheit zu deduzieren; ihm waren Liebe und Arbeit, Studium und Kommunismus gleichermaßen als Strategien zur Vermeidung von Unlust geläufig. Und einem Skinner erscheinen Denken und Sprechen, Staat und Religion als lauter Sonderfälle von durch allerlei Variable bedingtem Verhalten, von Prozessen und Mechanismen, die außer dem Verhaltenstheoretiker keiner kennt.
Das zweite Prinzip ist damit schon benannt. Der Mensch mag meinen, er hätte eine Vorstellung von sich und der Welt, würde sich Zwecke setzen und dafür Mittel suchen und schaffen; er mag sich einbilden, einen Verstand nicht nur zu haben, sondern ihn auch ständig zu gebrauchen – die Psychologie belehrt ihn eines