Schießen kann ich nicht mehr und so schnalle ich den Hund, der im nächsten Moment am Stück ist und es tatsächlich mit Drosselgriff nieder-zieht, so dass ich es abfangen kann. Eine Leistung, die für einen Teckel nicht typisch, so nicht zu erwarten und so auch nicht zu fordern ist. Es macht mich aber froh, dass ich durch die hervorragende Arbeit meines Hundes die Leiden eines augenscheinlich auf der nahen Chaussee angefahrenen Stückes beenden kann.
Unsere letzte Hasenjagd
Als ich 1960 mit der Jagd begann, war diese nicht unbedingt spannender, aber vielseitiger als heute. Die Feldflur war noch nicht so ausgeräumt und es gab noch einzelbäuerliche kleine Äcker mit einer abwechslungsreichen Fruchtfolge. Auf den Feldern, die sich an den baumbestandenen Rand des Roten Luchs anschlossen, wirtschaftete ein Volkseigenes Gut, das für die Versorgung seiner Rinderbestände ausgedehnte Futterflächen mit Landsberger Gemenge, Lupinen oder Luzerne bestellte. Das waren ausgesprochene Magnete für alles Wild und vor allem Hasen und Fasanen waren häufig, Rebhühner hingegen schon weniger zu sehen. Die Feldhühner schossen wir wegen ihrer Seltenheit schon damals nicht mehr. Den Einzelabschuss von Weihnachtshasen gewöhnten wir uns bereits Mitte der 1970-er Jahre ab. Das geschah vorher sehr bestandsschonend beim Ansitz am Aus- oder Einwechsel der Hasen und war besonders morgens relativ einfach. Bestandsschonend deshalb, weil die Rammler und Häsinnen zu verschiedenen Zeiten einwechseln und man deshalb vor allem Rammler schießen konnte. Der Ansitz an fast jeder Stelle der Feldmark am Waldrand versprach Erfolg, vorzugsweise dort, wo das Gelände zum Feld etwas anstieg, so dass man die einwechselnden Hasen gegen den hellen Morgenhimmel gut sehen konnte. Meister Lampe kam meist sehr früh und da um diese Zeit noch kein Mensch auf der Feldmark war und die Schrote ja auch nicht weit trugen, konnte man es verantworten, gegen den Himmel zu schießen. Was man ja ansonsten nicht macht - und eigentlich auch nicht darf.
Wem der Teckel schon einmal einen Hasen lanciert12 hat, weiß, wie spannend diese Jagdart ist. Ich habe sie, warum weiß ich nicht, nie ausgeübt, aber begeisterte Berichte darüber gelesen. Dazu begibt man sich in den Wald und lässt den Hund frei suchen. Findet dieser einen Hasen, braucht man eigentlich nichts weiter zu tun, als sich in Ruhe und Geduld zu üben und zu warten. Was dann vielleicht geschieht, lässt jedes Jägerherz höher schlagen.
Der kleine Hund kommt meist nicht so nahe an den flüchtenden Hasen heran, dass aus dem Spurlaut ein Hetzlaut werden könnte. Langsam wird der Spurlaut leiser und leiser, um nach geraumer Zeit wieder anzuschwellen. Der Hase kommt im großen Bogen zurück zu seinem Einstand. Im Zweifelsfalle sucht er sogar die Sasse13 auf, aus der er kurz zuvor flüchten musste. Die Erlegung eines solcherart durch den Hund lancierten Hasen ist dann keine Kunst mehr, aber bietet hohe jagdliche Freude.
Einmal im Jahr führten wir in den 1960-er Jahren noch eine kleine Hasenjagd mit wenigen Schützen durch. Entweder wurde auf der Feldmark ein Kessel von relativ bescheidenem Umfang ausgelaufen oder wir stellten die Windschutzstreifen ab, die ein solventer und naturliebender Grundherr schon vor 150 Jahren in der Feldflur anlegen ließ. Die begehrtesten Stände waren naturgemäß die an den Enden der Hecken. Als ich einmal das Glück hatte, dort zu stehen, konnte ich beobachten, dass mein Teckel das Lancieren auch beherrschte - oder war es vielmehr so, dass der Hase sich selbst lancierte? Jedenfalls kam mir auf diesem Stand ein Lampe, den ich leider krank schoss. Obwohl mir klar war, dass für das Bringen eines kranken Hasen eigentlich ein Vorstehhund erforderlich ist, aber keiner da war, schnallte ich Utz. Dieser nahm die Spur sofort auf und nachdem er sich darauf festgesaugt hatte, ertönte auch bald sein heller, anhaltender Spurlaut. Nun wurde es spannend. Der Laut entfernte sich außer Sicht immer mehr von mir, war dann seitlich über eine längere Strecke zu hören und näherte sich wieder der Hecke, an deren Ende ich stand. Dann sah ich auch den Hasen, wie er weit entfernt in die Hecke flüchtete. Nur wenige Meter dahinter lief der Hund, der auf der Spur des Hasen ebenfalls in der Hecke verschwand. Der Laut kam näher und näher und ich konnte mich in aller Ruhe fertig machen. Noch einmal wollte ich keinen schlechten Schuss anbringen, schon meines Hundes wegen nicht. Der Hase kam langsam und seine Erlegung war nun keine Kunst mehr. Wieder einmal waren Hund und Herr zum Schluss mit sich und der Welt zufrieden.
Mit meinem ersten Jagdteckel „Utz vom Eichhof“ teilte ich viele jagdliche Erlebnisse, die meinen weiteren Weg als Jäger nachhaltig beeinflussten. Er war sehr leichtführig und ich lernte durch ihn, die nachfolgenden Hunde fast spielerisch abzurichten und zu führen. Wie ich mit einer äußerst harten Hündin dann doch etwas Gewalt anwenden musste, darüber wird später berichtet werden.
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