Nach dem Studium der angeführten Briefe dürfte doch unbestritten sein, dass der Paulus von dem überflüssigen Gesetz der Juden, von dem notwendigen Gesetz der guten Werke und auch vom Seligwerden im Glauben sprach. Somit kann Beweis angetreten werden, dass er, der Apostel Paulus, den Glauben an Christus über das Gesetz der Beschneidung gestellt hat, denn er sagt zur Beschneidung: „… die Beschneidung nach dem Fleisch, die mit der Hand geschieht.“
Die Juden-Christen haben damals aus dem menschlichen Denken ein hartes Urteil gesprochen.
Das Wort Ur(teilen) ist zusammengesetzt aus dem Wort Ur und teilen. Also alte bekannte gelebte Werte und abwägen, also teilen und sich eine Meinung bilden, und die eigene Sicht dann auch Anderen mitteilen. Aus der wahren christlichen Sicht sollen wir nicht an altem Fehlverhalten festhalten, sondern ein neues Denken zulassen. Tun wir es nicht, dann kommt es zu einer Bewertung, eines Teilens aus dem bisherigen Alten. Das Für und das Wider ist dann ein Urteil, an dem man nicht nur festhält, sondern es nachträgt, selbst dann, wenn sich Verhältnisse verändert haben.
Das Zulassen von neuem Denken ist auch die Chance, eine positive Veränderung des ehemaligen Störers zu unterstützen und das Erbarmen, gewesene Verletzungen nicht mehr zu thematisieren. Die Liebe trägt und verzeiht, baut auf und weist in die bessere Richtung. Wenn nicht, dann hat das Zerbrochene keine Chance mehr!
1.2.3 Der Kirchenfluch
Den 2. Timotheus-Brief schrieb Paulus in seiner Gefangenschaft in Rom. Dieser Brief ist voller Liebe, Sanftmut und Geduld denen gegenüber, die den wahren Glauben nicht erkennen, begreifen oder nicht erkennen wollen. In dem Brief empfiehlt er seinem Nachfolger, dem jungen Jünger Timotheus, den er auch unter anderem: „Mein lieber und getreuer Sohn in dem Herrn“ nannte, Streit und Zank aus dem Weg zu gehen: „Ein Knecht aber des Herrn (Christus) soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, lehrhaft, der die Bösen tragen kann und mit Sanftmut strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermal einst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen.“ (2. Timotheus 2 : 24 – 25)
Nach seinem Brief soll man mit Sanftmut „strafen“ und in Liebe hoffen, dass der/die Gegner die Wahrheit erkennen. Das war die Gesinnung von Paulus, als er in Gefangenschaft in Rom eingekerkert war. Dieser Brief ist echt und spiegelt die Liebe zu Jesus wider. Weiter schreibt er: „Drohe mit aller Geduld und Lehre.“ Auch hier ist keine Gewalt mit „Wehe Euch“ und Strafankündigung, sondern Verkündigung in Liebe und Geduld herauszulesen.
Ich wende mich jetzt einem anderen Brief zu, dem Paulusbrief an die Galater 1 : 8: „Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“
Hieraus liest man eine harte Gangart und ich frage mich, ob diese Haltung der Geist Gottes dem Paulus offenbart hat? Sollte die Drohung an die Judenchristen im Festhalten ihrer Beschneidungslehre gerichtet sein?
In einem Brief soll mit Sanftmut gehofft werden, dass die Gegner die Wahrheit erkennen und in einem anderen Brief sollen dann Prediger mit einer anderen Sicht verflucht werden?
Man kann nicht alle Irritationen einem möglichem Fälscher zuschreiben. Auch Paulus war nur ein Mensch, der sich selbst aufgrund der aufgeladenen Strapazen unter Stress setzte. Dann kam noch der zusätzliche Druck aufgrund fälschlicher Interpretationen der Lehre Jesus hinzu, die ihm das Leben zur Hölle machten. Erst als er in der Gefangenschaft gezwungenermaßen zur inneren Ruhe und Besinnung kam, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, dass einige seiner Texte nicht aus den Offenbarungen des Geistes Gottes stammen konnten.
Manchmal muss der Mensch erst innerlich zur Ruhe kommen, damit er die Weisheit Gottes spüren und erleben kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass Paulus in der Gefangenschaft versucht hat, das eine oder andere geradezubiegen. Entweder war es ihm nicht mehr möglich oder wie ich meine, sind diese Korrekturen zurückgehalten und nicht veröffentlicht worden.
Gerade aber solche Sätze werden dann gern von Institutionen zwecks Machtmissbrauchs aufgegriffen und in Dogmen „gesetzlich“ als Wille Gottes verkündet, deshalb ist es besser an der Lehre Jesu von der Liebe festzuhalten.
Ich bin mir sicher, dass Paulus heute es als eine Lästerung Gottes und eine Verhöhnung der reinen, sanftmütigen und in der Liebe Gottes gehüllten Engel im Himmel ansieht, wenn ein „christlicher Lehrer“ schreibt: „Oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders …“
Wenn ein Engel Gottes hinweist und Hilfen anbietet, dann weiß man, dass diese Wunder göttliche Zeigefinger sind. Der Zeigefinger wird dann anders lautende Predigten, die von Menschen verbreitet werden, verwerfen, selbst dann, wenn solche behaupten die wahren Gesandten des Christus zu sein.
Ein ähnlicher Text findet sich im 1. Korintherbrief 16 : 22: „So jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei anathema. Maranatha! (das heißt: der sei verflucht. Unser Herr kommt.“
Wie hat denn Jesus selbst auf das Tun von einem Menschen reagiert, der ihm nicht nachfolgte, und aus egoistischer Profilierungssucht seinen Namen missbrauchte?
Markus 9 : 39 – 40: „Jesus aber sprach: Ihr sollt’s ihm nicht verbieten. Denn es ist niemand, der eine Tat tue in meinem Namen und möge bald übel von mir reden. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.“
Paulus war sehr tief in die Lehre Jesus verwurzelt und es ist schade, dass ihm vor seiner Gefangenschaft solche Sätze unterlaufen sind. Schon sehr lange ist es ihm vergeben.
Der große Martin Luther hatte am Ende seines Lebens Hetzschriften gegen die Juden verfasst, die sich mit seinen vorherigen Schriften nicht vereinbaren ließen. Ich meine, niemand kann heute mit völliger Gewissheit sagen, ob Luther falsch informiert war, oder welche besonderen Umstände ihn als Christ hierzu getrieben haben. Aber auch besondere Umstände rechtfertigen keinen Schuldbefund gegenüber anderen Volksstämmigen. Seine Gedanken waren von seinem menschlichem Gefühl geleitet und nicht Gedanken des Geistes Gottes. Eine solche Fehlinterpretation gegenüber einem anderen Volk darf aber nicht dazu führen auch seine anderen Schriften in Frage zu stellen. Auch Luther war nur ein Mensch mit menschlichen Schwächen, so wie auch Paulus, und so wie wir alle.
Vor kurzem meinte ein Kritiker Luthers mit stolzer Brust zu wissen, dass dessen Verhalten nicht in allen Dingen einem christlichen Verhalten standhält. Niemanden, der sich abmüht für die Sache Christi zu kämpfen ist ohne Sünde und ohne vergangene Schuld. Sucht man die Schwachheiten, dann wird man sie finden. Sucht man aber die Gründe für die Liebe, dann wird man auch diese Gründe finden. Es kommt immer darauf an, was man sucht. Deshalb ist es besser nicht vorschnell zu urteilen und mit dem Finger zu zeigen. Kennen wir die verbreiteten Lügen, die Halbwahrheiten, und die persönlichen Interessen im Verdrängen von eigener Schuld und dem Aufdecken von der anderen Schuld, so wie man sie wahrnehmen möchte?
„Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.“
Wenn man nicht nur die Schuld, sondern auch das Bedauern und das Leid sehen könnte, dann wären manche Irritationen einfacher lösbar. Wir sollen prüfen und in uns hineinhorchen und die göttliche Energie aufnehmen, festhalten und deren Wirkungen zulassen.
Das Beste war, ist und wird auch in der Zukunft sein, Christus, seine zeugende Liebe!
Zu diesem Kapitel hatte ich begonnen zu schreiben, dass aufgrund der krassen Lehraussagen zu den beiden Briefen des Paulus man hier nachgeholfen haben muss. Jetzt bin ich dankbar, dass hierzu mir meine Wesenheit sagte: „Da muss Paulus durch!“
1.2.4 Paulus der Kirchenstifter und der Bischofsbegriff
Texte eines vor kurzem gefundenen Evangeliums sollen auch die Aussage beinhalten, dass nicht der Glaube, sondern das Wissen uns weiterführt. Wissend macht uns der Heilige Geist, Glauben ist „nur“ eine Annahme, oft sind es nur die Annahmen, die uns belehren. Also versuche ich mein persönliches Wissen zu nutzen, laienhaft und ohne wissenschaftliche Präzision den oder die Fälscher zu überführen.
Unstreitig ist, dass am