Der Straßenbau
Der Langenweg, beginnend im Ort mit der Dinglinger Straße (heute: Kaiserswaldstraße) bei der evangelischen Kirche, führte als sogenannter Gemeindeverbindungsweg über den Hursterhof nach Dinglingen. Man muss sich vorstellen: Der Hauptverkehr verlief von Nonnenweier kommend an der evangelischen Kirche vorbei rechts in die Wylerter Hauptstraße. Richtung dem heutigen Langenwinkel, das es bis zur Umsiedlung in den 1960er-Jahren gar nicht gab, endete das Dorf bei den Anwesen „Fässler Gerhard“ (rechts) und „Zipf Herbert“ (links). Die Dinglinger Straße führte um das in den 1950er-Jahren abgerissene „Haus Gertisser“ herum Richtung Ortsausgang. Heute befindet sich dort der Fußgängerüberweg.
1966 wird das Planfeststellungsverfahren zum Neubau der heutigen K5344 über den Hursterhof (heute: Langenwinkel) mit einer Anbindung an den Autobahnzubringer nach Lahr eröffnet. Die Verkehrsfreigabe der neuen Kreisstraße Nr. 65 (heute: 5344) von Kippenheimweiler über Langenwinkel nach Lahr erfolgte am 1. April 1968. Durch diesen Straßenneubau änderte sich an der Infrastruktur für Kippenheimweiler sehr viel. Für die Verkehrsteilnehmer bestand nun die Möglichkeit, ohne Umwege das überregionale Straßennetz und die Stadt Lahr anzufahren. Die neue Straßenführung über Langenwinkel und Dinglingen stellte in der Tat gerade für die Pendler eine deutliche Verbesserung dar und verband Wylert wesentlich besser mit der großen Welt.
1970/71 wurde auch die K26 (heute: 5342) im Rahmen der Flurbereinigung als Ortsumfahrung an den westlichen Ortsrand verlegt. Dadurch wurden die Bahnhofstraße und die Wylerter Hauptstraße, die bis dahin Haupteinfallstraßen von Süden und Norden waren, erheblich entlastet. Der schienengleiche beschrankte Bahnübergang nach Kippenheim bei der Bahnhofswirtschaft Wurth wurde 1972 durch einen Brückenbau ersetzt. Auch der Bahnübergang im Rebweg wurde durch einen Brückenbau ersetzt. Der Bahnübergang Herrod/Freimatten wurde geschlossen.
Blick nach Westen während der Straßenbauarbeiten im Bereich der evangelischen Kirche und der Anwesen Baier und Jung. Auffallend sind die überwiegend von Hand ausgeführten Arbeiten, bei denen selbst eine zweirädrige Handkarre zum Einsatz kam.
Der Neubau der Autobahn von 1959 bis 1962 trennte die Gemarkung im Auewald. Etwa 1,7 Hektar Gemarkungsfläche im sogenannten Dürrenschlag liegen westlich der Autobahn.
2009 wurden die Erneuerungs- und Ausbauarbeiten des Kanalnetzes im Dorf weitergeführt. Damals stand die Auswechslung des Mischwasserkanals in der Wylerter Hauptstraße an. Die etwa acht Wochen andauernden Erd-, Kanalisations- und Straßenbauarbeiten wurden im Auftrag der Stadt Lahr durch die Fa. Lässle aus Schwanau ausgeführt.
Mithilfe des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR) wurde der nördliche Bereich der Wylerter Hauptstraße 2013 ausgebaut. Ortsvorsteher Tobias Fäßler nannte bei der Einweihung des Straßenabschnitts als Kosten dieser Maßnahme einen Betrag in Höhe von 540.000 Euro, davon stammen 180.000 Euro aus ELR-Fördermitteln. Fäßler sah darin einen Impuls, der private Anlieger dazu ermutigen könnte, ihre Objekte zu verschönern. 3.450 Quadratmeter Straßen- und Gehwegfläche wurden saniert. Dadurch wurde der Bereich um die Ortsverwaltung neu und dorfbildgerecht gestaltet. Sie erhielt außerdem einen barrierefreien Zugang vom Hinterhof in das Gebäude. Mittlerweile sind bereits die Planungen für die Sanierung des zweiten Bauabschnittes zwischen der Zufahrt zur Kaiserswaldhalle und der Sankt-Blasius-Kapelle (Ludwig-Huber-Platz) mit angedachter Bepflanzung des Mittelstreifens in der Wylerter Hauptstraße im Gang.
Dorfentwicklung
In Kippenheimweiler wurde relativ spät mit der Erschließung neuer Baugebiete begonnen. Kanalisation und Straßenbau hatten den Gemeindesäckel bereits geleert. 1965 wurde der erste Bebauungsplan „Breitacker“ erstellt. Ende der 1960er-Jahre wurde ein Plan für das Gebiet „Hanfländer/Kirchenfeld“ erstellt, der aber noch nicht zur Genehmigung kam. Der Bebauungsplan „Oberer Saum“ wurde 1970 genehmigt. Dieser Plan erstreckte sich größtenteils über Grundstücke der Stiftungsverwaltung und sah eine Bebauung mit Wohngebäuden mit bis zu vier Stockwerken für ca. 750 kanadische Militärangehörige vor. 1980 wurde die Fläche zwischen Westendstraße und K5344 im Bebauungsplan „Oberer Saum“ genehmigt. Der Bebauungsplan „Hanfländer“ wurde 1976 ohne das Gebiet „Kirchenfeld“ genehmigt. In diesem Gebiet waren auch Flächen für eine Veranstaltungshalle ausgewiesen.
Ende September 2013 haben die Einwohner und Ortschaftsräte mit Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller und Ortsvorsteher Tobias Fäßler die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der Wylerter Hauptstraße gefeiert. Anwohner Franz Nopper ermutigte die Bewohner des zweiten Bauabschnittes, das Verschönerungsangebot anzunehmen.
2003 wurde das Baugebiet „Breitacker Nord“ für ein- und zweigeschossige Wohnbebauung genehmigt. Die endgültige Übergabe samt fertiggestelltem Straßenbelag fand im Juni 2013 mit den Anwohnern und der Verwaltungsspitze der Stadt Lahr statt.
Die Auswanderer von Stephan Hurst
Die Auswanderer
VON STEPHAN HURST
Armut, Unterdrückung und mangelhafte Perspektiven
Nicht mehr akzeptable Lebens- und Arbeitsverhältnisse waren für viele Menschen der Anlass, ihre Heimat zu verlassen und anderswo ihr persönliches Lebensglück zu suchen. Die einzelnen Gründe sind vielfältig und lagen vor 1800 hauptsächlich in der Suche nach der Religionsfreiheit. Aber auch die teilweise fehlenden Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten führten dazu, dass viele Wylerter außer Landes gingen. Bereits 1765 war Jakob Meyer mit seiner Tochter Ursula nach Siebenbürgen ausgewandert und holte 1773 seine Söhne Johannes, Jakob und Andreas nach.
Ab 1800 waren es Hungersnöte, Kriege, die politischen Verhältnisse, drohende Armut, der billige Landerwerb und der relativ hohe Lohn im Einwanderungsland im Gegensatz zum geringen Lohn und teuren Land in den deutschen Staaten. Auch die weitaus geringere Besteuerung im Einwanderungsland sowie die mangelhaften Zukunftsperspektiven in der Heimat durch viele soziale Ungerechtigkeiten wie zum Beispiel das Erbrecht, das zur Teilung des Landes in immer kleinere Parzellen führte, motivierte viele Menschen auszuwandern. Viele junge Männer wollten durch Auswanderung auch dem drohenden langen Zwangsmilitärdienst entgehen. Die Auswanderung war andererseits für zahlreiche deutsche Staaten ein willkommenes Mittel, unliebsame Personen wie Kriminelle, Prostituierte und Arme auf diesem Wege abzuschieben, und wurde deshalb auch von vielen offiziellen Stellen gefördert. Viele deutsche Staaten stellten sogar offizielle Auswanderungspässe aus, um ihren auswanderungswilligen Einwohnern bei der Überwindung bürokratischer Hürden zu helfen.
Der unmittelbare Anlass für viele Menschen, aus dem Südwesten Deutschlands auszuwandern, war im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815. Bei diesem Vulkanausbruch wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der Nordhalbkugel zu zwei sehr nassen und kalten Sommern kam, was zur Folge hatte, dass fast die gesamte Ernte zweier Jahre ausfiel. Umgangssprachlich hießen sie sogar „Jahre ohne Sommer“. Um dem Hungertod oder der totalen Verarmung zu entgehen, schifften sich viele Menschen aus Südwestdeutschland auf der Donau ein und siedelten in Ungarn, Rumänien und darüber hinaus auch in Teilen Russlands. Nur wenige Emigranten suchten in dieser Zeit in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat, sie verblieben vielmehr auf dem alten Kontinent wohl auch in der Hoffnung, in besseren Zeiten wieder in die alte Heimat zurückkehren zu können.
Amerika, auf nach Amerika …