Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung. Rolf Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Schmidt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783957444684
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weiter in Richtung Zentrum, das sehr gut ausgeschildert ist. An einem Kreisverkehr biege ich auf die Reichsstraße 509 in Richtung Osten ab. Vom Bahnhof aus muss ich durch den 705 Meter langen Bergelandstunnelen fahren, um auf die Seeseite der Stadt zu kommen. Vorbei an den Anlegestellen verschiedener Fähren und am 1999 eröffneten Ölmuseum fahre ich bis zum alten Hafen Vagen. Hier finde ich in der Skansegata sogar noch einen freien Parkplatz. Und weil heute Sonnabend ist, brauche ich auch nicht einmal etwas zu bezahlen.

      Mein Spaziergang führt mich zuerst quer durch die Innenstadt. Vorbei an vielen Gaststätten und Kneipen, die alle sehr gut besucht sind, komme ich zum Marktplatz vor der Domkirche. Hier wird heute ein ganz besonderer Markt durchgeführt. An sehr vielen Ständen werden Lebensmittel und andere Delikatessen aus verschiedenen europäischen Ländern verkauft. Bei so vielen leckeren Sachen läuft mir sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen. An jedem Stand duftet es anders. Es gibt sowohl süße Sachen, als auch deftige Speisen. Eigentlich könnte ich ja wieder mal etwas essen. Als ich aber sehe, dass beispielsweise eine einfache Rostbratwurst aus Deutschland 65 NOK, also umgerechnet über 8 EUR kostet, habe ich auf einmal keinen Hunger mehr.

      Dafür erklimme ich den Stadtberg, auf dem der 26 Meter hohe Valbergturm steht. Von der Aussichtsetage des Turmes aus soll man laut Prospekt einen sehr schönen Blick über die gesamte Stadt haben. Leider ist der Turm aber heute schon geschlossen, so dass ich diese Aussage im Reiseführer nicht überprüfen kann.

      Nachdem ich den ehemaligen Feuerwachturm, der in den Jahren 1850 bis 1853 erbaut wurde, mehrmals umrundet habe und dabei doch etwas von der Aussicht auf die Stadt erhaschen konnte, mache ich mich wieder auf den Weg hinunter in das Zentrum der Stadt.

       Valbergturm

      Am Vagen vorbei gehe ich durch die engen Gassen der Innenstadt. Neben der teuersten Stadt Norwegens scheint Stavanger auch die Stadt mit den meisten Kneipen und Gaststätten zu sein. Immer wieder komme ich bei meinem Spaziergang an den verschiedensten Lokalitäten vorbei. Aus der „XO-Bar“ in der Skagen kommt laute Country-Musik. Vor dem Lokal stehen einige Leute, die der live gesungenen Musik zuhören. Auch ich bleibe eine ganze Weile stehen. Anschließend gehe ich hinunter zum Vagen. Von dort aus führt mich mein weiterer Weg in das auf der Westseite gelegene Gamle Stavanger, die historische Altstadt. Die kleinen und sehr gut erhaltenen Holzhäuser sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Stavanger. Viele Touristen werden tagtäglich durch dieses Stadtviertel geführt. Der Zustand und der Gesamteindruck rechtfertigen auch diesen Zustrom. Zwischen den Häusern schlängeln sich schmale Straßen mit uraltem Kopfsteinpflaster entlang.

       Övre Strandgate in Gamle Stavanger

      Wo es auch immer nur möglich ist, da haben die Bewohner für Grünpflanzen und Blumen vor ihren Häusern und in den kleinen Gärtchen gesorgt. Am Zustand der einzelnen Häuser kann man ganz eindeutig die Liebe der Anwohner zu ihrem Zuhause erkennen. Nicht nur, dass alle Holzhäuser wie frisch gestrichen aussehen, nirgendwo liegt irgendetwas herum. Sogar weggeworfene Papierreste kann ich nicht entdecken.

      In regelmäßigen Abständen sind moderne Feuerlöscheinrichtungen installiert, die sich harmonisch in das Gesamtbild des Viertels einfügen. Bei einem etwaigen Brand sind die aus Holz bestehenden Häuser der Altstadt nur schwer zu retten. Wenn man die Häuser und auch die Enge der Gassen sieht, so kann man sich vorstellen, warum in früheren Zeiten ganze Städte ein Raub der Flammen wurden. Das muss man hier unbedingt vermeiden.

      Langsam tun mir jetzt die Füße vom Gang über das Kopfsteinpflaster weh. Aber zum Stadtteil Böreviga mit den Fähranlegern und dem modernen Ölmuseum muss ich noch unbedingt. Diesmal gehe ich am Markt vorbei durch die Söregata auf die Ostseite der Stadt. Auf dem Parkplatz vor dem großen Museum hat wahrscheinlich ein Volksfest stattgefunden. Einige Stände für Getränke und Speisen stehen noch da, sind aber schon geschlossen. Ebenso sind noch Kinderbelustigungen, wie Karussell oder Skooter, vorhanden. Einige der Attraktionen werden aber gerade abgebaut und verladen.

      Durch eine der vielen langen Einkaufsstraßen gehe ich ganz langsam wieder zurück zu meinem Auto. Mein Weg führt dabei wieder an zahlreichen Gaststätten vorbei. Als ich mir mal kurz die Speisekarten und die aufgeführten Preise ansehe, haut es mich fast lang hin. Die Preisspanne reicht dabei von umgerechnet 15 EURO für eine Suppe bis über 100 EURO für ein ganzes Vier-Gänge-Menü. Und das für eine Person! Trotz dieser enormen Preise sind die Lokale rappelvoll. Um einen Platz zu bekommen, muss man sogar anstehen. Ich schaue mir die langen Menschenschlangen genauer an. Dabei fällt mir auf, dass fast alle Norweger ganz akkurat gekleidet in die Restaurants gehen. Es gibt kaum jemanden, der mit T-Shirt und Jeans am Tisch sitzt.

      Angesichts der hohen Preise in den Lokalen freue ich mich schon auf mein „karges“ Abendessen im Hotelzimmer. Ich habe gesehen, dass die Behauptung, dass Stavanger die teuerste Stadt Norwegens ist, stimmt.

      Ich nehme an, die Gaststätteninhaber haben ganz schnell erkannt, dass alle, die mit Öl zu tun haben, schwer arbeiten müssen und dafür auch ziemlich gutes Geld verdienen. Somit sind diese Leute auch bereit, in den entsprechenden Lokalen die hohen Preisen zu bezahlen.

      Mein Auto steht jetzt einsam und verlassen ganz allein in der Skansegata. Mit einer langsamen Rundfahrt beende ich meinen Besuch der Innenstadt. Ich glaube, wenn ich jetzt noch zu Fuß bis in das Hotel gehen müsste, würde ich lieber im Zentrum unter einem Baum übernachten. Meine Füße tun mir ganz schön weh. Aber ich sehe das als sehr gutes Training an. Morgen möchte ich nämlich bei hoffentlich schönerem Wetter eine weitere Wanderung unternehmen.

      Gegen 22 Uhr bin ich wieder im Hotel. Ich setze mich zur Erholung erst einmal in das Foyer und trinke genussvoll einen Kaffee. Es ist in den meisten norwegischen Hotels so üblich, dass man sich in der Nähe der Rezeption mit kostenlosem Kaffee bedienen kann. Im Foyer ist ein ständiges Kommen und Gehen. Im Hotelrestaurant findet nämlich heute eine Veranstaltung für behinderte Kinder und deren Eltern statt. Schon vor dem Hotel begrüßt man sich mit großem Hallo. Alle sind freudig gestimmt. Es wird sehr viel geredet und gelacht. Leider verstehe ich aber fast nichts, da sie sehr schnell sprechen. Gutgelaunt gehen alle anschließend in das Restaurant. Dabei wird gegenseitig geholfen.

      Jetzt erst bemerke ich, dass ich Hunger habe und so ziehe mich auf mein Zimmer zurück. Es gibt Brötchen mit Wurst und Käse. Dazu trinke ich eine kleine Flasche Cola. Ich lasse mir das selbstgemachte Abendbrot schmecken und schreibe anschließend sogar noch den Tagesbericht. Sehr interessant sind auch die heute gemachten Fotos, die ich gleich auf den Laptop überspiele. Ein bisschen zappe ich schließlich noch durch das Fernsehprogramm. Da aber nichts für mich interessant ist, schalte ich bald ab und versuche zu schlafen. Ich muss mich gut ausruhen, denn morgen wird wahrscheinlich ein anstrengender Tag werden.

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