Da Island zeitlich wie thematisch den Schwerpunkt der gesamten Tour ausmacht, habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit diese Tourschilderungen an den Anfang gestellt, gefolgt von denjenigen über die Färöer und Grönland.
Jeder Reisende setzt seine individuellen Schwerpunkte, der Autor natürlich auch. So will und kann auch dieses Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stets währende Richtigkeit der Angaben erheben. Anregungen möchte das Buch liefern, Ideen für eine Reise in diese nordatlantische Inselwelt, „Einsichten“ eben.
Isländische Shrimpstorte
Leinen los …
So heißt es an einem Samstag im Juni um 15:30 Uhr (MEZ). Das wohlbekannte Schiff Norröna der färöischen Reederei Smyril Line verlässt den Hafen vom dänischen Hirtshals. Vorher, von Hamburg kommend, heißt es zunächst gut 500 Kilometer zu bewältigen bis fast in Jütlands Nordspitze, meistens problemlos auf Autobahnen (in Deutschland A7, in Dänemark E45). Völlig stressfrei schaffe ich diese Strecke mit dem Wohnmobil in rund acht Fahrstunden. Zum Abklingen des Alltags und zum Umschalten auf das rund drei Monate währende „Abenteuer Island“ gönne ich mir eine nächtliche Unterbrechung (Freitag auf Samstag) in dem idyllischen dänischen Städtchen Viborg. Geruhsam rolle ich dann am eigentlichen Abfahrtstag die restlichen 150 Kilometer zum Fährterminal.
Das Einchecken und Verladen der Fahrzeuge verläuft professionell reibungslos. Keine langen Wartezeiten in den Wartespuren am Kai müssen ertragen werden. Kaum dort angekommen, werde ich auch schon ins Schiff gewunken. Und das bereits ungefähr fünf Stunden vor der eigentlichen Abfahrt. So entzerrt sich die zu verladene Fahrzeugschlange, wie auch die der Ratsuchenden an der Schiffsrezeption. Man könnte es auch nordische Gelassenheit nennen.
Hektisch wird es allerdings, als auf die Minute genau zur Abfahrtszeit ein heftiger Hagelschauer niederprasselt, gefolgt von einem 30-minütigen Sturzregen. Der Durchnässungsgrad sämtlicher Passagiere auf den Außendecks (mich inklusive) ist nahezu lückenlos. Die rettenden schweren Eisenschotten ins Schiffsinnere erscheinen weit weg. Sollte es sich etwa um ein Omen für die zu erwartende nordische Wetterlage handeln?
So denken nur Pessimisten! Bald reißen die Wolken wieder auf. Der Wechsel hin zu Sonnenschein über ruhiger See tut gut, trocknet die Kleidung und wärmt die Gedanken. So kann es bleiben auf der ersten Fähretappe von Hirtshals bis nach Tórshavn auf den Färöer-Inseln. Rund 32 Stunden wird sie dauern, um dann in rund weiteren 13 Stunden den Sprung hinüber nach Seyðisfjörður an die Ostküste Islands zu bewältigen.
Was sich wettermäßig am Abfahrtsnachmittag in Hirtshals zum Positiven gewandelt hat, lässt am Folgetag doch sehr zu wünschen übrig. Die See bleibt rau, kein Sonnenstrahl dringt durch die dichte Wolkendecke. Dafür bläst der Sturm umso heftiger. Der Nordatlantik ist halt nichts für zarte Gemüter und empfindliche Mägen, was der aufgelockerten Stimmung an Bord allerdings nur wenig Abbruch tut. Eine bunte Nationalitätenmixtur bevölkert die verschiedenen Decks, meist aus Europas nördlichen Regionen, auffallend viel Färinger und Isländer. Wie sie berichten, haben sie vor der „nordischen Tourismussaison“ noch einmal die Gelegenheit genutzt, um in europäisch südlichen Gefilden „Wärme zu tanken“.
Vorbei an den schottischen Shetland-Inseln, steuert die Norönna in einem weiten Bogen die Inselgruppe der Färöer an. Als Ankunftszeit ist 22:30 Uhr Ortszeit angegeben. Stellen wir die Uhren also rechtzeitig eine Stunde zurück.
Der zweite Teil der Fährfahrt nach Island, für mich rund zehn Tage später, verläuft nicht minder reibungslos und aufregend. Als Unterschied bleibt hängen, dass ich mich wettermäßig schon recht gut akklimatisiert habe. Man kann auch sagen: Die persönliche Erwartungshaltung hat sich reduziert. Auch im Zielhafen rolle ich problemlos und relativ geschwind von der Fähre. Das Abenteuer Island kann beginnen.
Leinen los in HIrtshals
Es wird bis fast Ende August währen. Zum Abschluss, von Donnerstag späten Vormittag bis Samstag gegen Mittag wird es dauern, bis wir wieder in den Hafen von Hirtshals einlaufen. Die Färöer werden als Zwischenstopp natürlich auch ein weiteres Mal angelaufen. Nachts um 3 Uhr sind 30 Minuten für Aus- und Einladen vorgesehen. Sofern das Meer ruhig bleibt, kann man insgesamt eine entspannte, erholsame Seereise in mehreren Teilen genießen.
Per Flugzeug gelange ich zweifelsohne schneller an die Zielorte. Doch zum gemächlichen „Ein- und Ausfädeln“ in die nordatlantische Welt erscheint mir die mehrtägige Schifffahrt geradezu ideal.
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