Ohne Schal, Handschuhe und Mütze – ist alles verschwitzt – geht es in Runde 3.
Jedes Pinkelplätzchen wird untersucht, ein Schritt vor, ein Schritt zurück. War dieser Grashalm gestern schon so krumm?
Akita schnüffelt, Akita untersucht, Akita denkt nach, Akita setzt sich hin und kratzt sich. Jedes Meterchen dauert eine Ewigkeit. Die Hände werden an der Leine kalt und gefühllos. Die Ohren tun weh und leuchten rot. Ich stehe da und bibbere vor Kälte.
Es war vor einer Stunde ganz sicher nicht soooooo kalt. Der Akita untersucht seine Umgebung in aller Ruhe weiter. Da ich als Besitzer ja Zeit habe, durchkrame ich mit den abgestorbenen, kribbelnden Händen meine Jackentaschen nach Eukalyptusbonbons, Labello und Taschentüchern. Wir schlendern weiter, denn jeder Hund soll ja auch mal seine Zeit für sich alleine haben …
Dank des lieben Akitas fallen mir jetzt bei der dritten Runde manche Dinge auf. Die Rüben wurden vom Feld geholt, die ersten Bäume gefällt und aufgestapelt und ein Hund aus dem Dorf hatte nach dem Genuss von einem Knochen Verstopfung.
Nach 70 Minuten komme ich völlig durchfroren zurück. Die gefühlte Temperatur liegt bei -25 Grad … ohne Mütze, Schal und Handschuhe, versteht sich.
Ratet mal, was der Blick aufs Thermometer sagt?
Münstedt +2 Grad
Nach einem kurzen »In-mich-Gehen« entscheide ich mich, die tatsächliche Temperatur zu ignorieren, und koche mir nach der gefühlten einen Glühwein.
Beim nächsten Mal laufe ich als Letztes mit Cooper, dann setze ich mich sicherlich im Bikini auf die Terrasse und trinke Eistee!
Marotten
von Heinz Penndorf
Marotten sind gelegentlich nervig, Marotten sind manchmal lästig, Marotten sind hie und da liebenswert. – Marotten sind Teil der Persönlichkeit.
Jeden Morgen startet Kiyo als Letzter von acht Akitas zu seinem Rundgang im Garten. Er hat eine Menge zu tun … Sich zu erleichtern, zum Beispiel, aber auch »die Zeitung« zu lesen, das heißt, alle Gerüche auf Neuigkeiten zu überprüfen und natürlich auch bei den Pferden, Eseln, Schafen und Hühnern nach dem Rechten zu sehen. Ist dies alles zu seiner Zufriedenheit erledigt, öffnet er eine der Türen und kommt zurück ins Wohnzimmer, wo sein Frühstück auf ihn wartet. Das ist der Ablauf eines »normalen« Morgens.
Ein Tag in der Woche ist aber nicht normal, es herrscht ein strenger Fastentag. Wozu sollte er es da eilig haben zurückzukehren? Kiyo sieht dazu nicht den geringsten Grund. Er öffnet wie gewohnt die Außentüren, denkt aber gar nicht daran hereinzukommen. Er legt sich lieber vor die Küchentür und wartet. Worauf denn? Na, auf Herrchen, der ist nämlich sein Partner bei seiner Marotte, ohne ihn funktioniert sie nicht. Der weiß das und geht bei geöffneter Tür zur Leckerlibox. Getrockneter Pansen ist da drin und getrockneter Fisch und andere Köstlichkeiten. Kiyo beobachtet scheinbar gelangweilt, ist aber höchst konzentriert, denn Herrchen kommt mit einer Leckerei in der geschlossenen Faust zu ihm und lässt ihn schnüffeln – schließlich muss Kiyo ja wissen, ob es sich lohnt zu kommen oder nicht, denn wegen ein wenig Trockenfutter oder Ähnlichem käme er niemals.
Nachdem er den Pansen gerochen hat, ist er sehr aufmerksam. Herrchen wirft den Belohnungshappen in die Küche auf den Boden … ein genauer Blick von Kiyo … zu klein das Stück … aufstehen lohnt sich nicht. Brav holt Herrchen noch ein Stückchen, diesmal etwas größer, und wirft es zu dem anderen. Gut, das kann ein Akita akzeptieren. Wie der Blitz ist der Rüde in der Küche, frisst die beiden Stücke und legt sich genüsslich zu Herrchen neben den Herd. Er sieht sehr zufrieden mit sich und der Welt aus. Darf er doch auch sein.
Herrchen ist genauso zufrieden, denn manchmal kann auch der Stärkere nachgeben, wenn er dazu noch der Klügere ist. Tja Kiyo, so ist das nun mal.
»Sagen Sie, warum erziehen Sie Ihre Hunde nicht? Meinen gewöhne ich solche Unarten ab!«
»Unarten erziehe ich meinen Hunden doch auch ab.«
»Warum dann nicht auch diese?«
»Weil es keine Unart ist, sondern eine Marotte.«
»Haarspalterei!«
»Nein, eine Unart ist etwas, was uns ärgert oder nervt, eine Marotte bringt uns zum Schmunzeln. Wie manches empfunden wird, hängt wohl von der Großzügigkeit des Beobachters ab. Oder sind Sie da anderer Meinung?«
Kiyo
Ken und sein Sofageheimnis
von Gabriela Richard
Ken ist ein 10-jähriger gestromter Akitarüde. Wir haben ihn selbst gezüchtet und er lebt zusammen mit Jojo, einer roten 8-jährigen Akitahündin bei uns im Haus. Ken und Jojo sind, wie die meisten Akitas, am liebsten in unserer Nähe, daher wandern sie unermüdlich von Raum zu Raum, wenn wir diesen wechseln.
Arbeite ich im Büro, liegt Jojo unter einem kleinen Tisch auf ihrer Decke und Ken entweder unter meinem Schreibtisch oder vor dem Büroschrank.
Sind wir in der Küche, liegen die beiden mitten im Raum, dort wo man am häufigsten über sie herübersteigen muss.
Anders ist es im Wohnzimmer. Nachdem Ken eines Nachts festgestellt hat, dass er auf dem Sofa viel bequemer liegt als auf einer Decke oder dem Teppich, versucht er diesen Ort möglichst frühzeitig am Abend zu erobern.
Während es sich Jojo schnell auf ihrer Decke bequem macht, wenn ich abends den Fernseher anschalte und es den Hunden klar wird, dass ich den restlichen Abend vor dem Fernseher verbringe, legt sich Ken auf den Teppich vor dem Sofa. Er weiß, dass er nicht auf das Sofa darf, aber auch nach zehn Jahren gibt er die Hoffnung nicht auf, dass ich eines Tages doch noch meine Meinung ändere.
In für ihn angemessenen Abständen – so etwa alle 30 Minuten – steht er auf, streckt sich und verlangt eine Streicheleinheit. Während er gestreichelt wird, stellt er immer wieder probeweise eine Vorderpfote auf das Sofa. Es könnte ja sein, dass ich doch weich werde und er sich zu mir auf das Sofa legen darf.
Wie immer sage ich »Nein«, er nimmt die Pfote mit resigniertem Blick vom Sofa und rollt sich wieder auf dem Teppich ein. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrfach an unseren Fernsehabenden.
Wenn ich dann den Fernseher ausschalte und mich auf den Weg nach oben mache, rollt sich Jojo wieder auf ihrer Decke zusammen und Ken folgt mir pflichtschuldig zur Treppe. Hat er sich jedoch davon überzeugt, dass ich tatsächlich nach oben ins Bett gegangen bin, kehrt er ins Wohnzimmer zurück und erobert sein Sofa.
Ken erobert das Sofa
Woher weiß ich das? Weil ich ihm schon einige Male hinterhergeschlichen bin und ihn schnell wieder vom Sofa gescheucht habe. Ohne großes Aufheben springt er dann herunter und legt sich auf den Teppich, um mit Sicherheit das Sofa wieder zu besteigen, wenn ich schlafen gegangen bin.
Doppelseitiges Klebeband hilft, solange es dort angebracht ist. Sobald es entfernt wird, schläft Ken wieder auf seinem Lieblingsplatz. Kisten, Kartons oder andere große Gegenstände werden vorsichtig zur Seite geschoben, damit man doch noch ein Plätzchen findet, und Kissen dienen nur als zusätzlicher Luxus für den Kopf.
Wenn ich morgens nach unten komme, begrüßen mich beide Hunde freundlich an der Treppe. Nur ein versehentlich auf den Boden gefallenes Kissen zeugt gelegentlich von Kens nächtlichem Sofaerlebnis.
Mittlerweile haben wir einen Kompromiss gefunden. Das Sofa gehört mir, wenn ich abends fernsehe. Sobald ich jedoch nach oben ins Bett gehe, darf Ken sein kleines »Geheimnis« hüten.
Ein Akitaleben