Auf diese gute Kommunikation sollten wir aber nicht nur im Zusammenleben mit anderen achten, sondern sollten auch uns selbst gegenüber einen guten Umgangston pflegen. Vielleicht denken Sie jetzt: „Aber mit mir selbst rede ich doch gar nicht!“ Das glaube ich nicht. Vielleicht reden Sie nicht laut und vernehmlich mit sich selbst, aber wir alle führen im Laufe eines Tages, zumindest in unseren Gedanken, unzählige Selbstgespräche.
Um herauszufinden, welchen Umgangston Sie mit sich selbst pflegen, wird es nötig sein, dass Sie Ihre Wahrnehmung für Ihre gedanklichen Selbstgespräche schärfen. Das ist gar nicht so leicht, weil wir in unserem Kopf häufig keine ausformulierten Sätze haben, sondern eher so etwas wie Gedankenblitze und Fragmente von Kommentaren, die wir selbst oder andere zu unserem Verhalten abgeben würden.
Auch wenn es nicht leicht ist: Versuchen Sie einmal, hier etwas genauer hinzuhören und diese Stimmen aus dem Unterbewussten ins Bewusstsein zu holen! Wie reden Sie mit sich selbst? Wie reden Sie mit sich, wenn Ihnen etwas schiefgegangen ist? Wenn Sie vor dem Spiegel stehen? Wenn Sie Ihr Tagespensum an Arbeit nicht geschafft haben? Wenn Ihre Kinder sich (mal wieder) unmöglich benommen haben?
Manchmal hilft es, das Gehörte tatsächlich einmal laut auszusprechen, oder, besser noch, aufzuschreiben. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Die meisten von uns werden erstaunt, ja, sogar entsetzt über den ganzen „Müll“ sein, der sich da in ihrem Kopf befindet: ein Konglomerat aus wüsten Beschimpfungen, Abwertungen, Beschuldigungen und Kritik. Eine schlecht gelaunte Gouvernante wäre im Vergleich dazu die Liebenswürdigkeit und Höflichkeit in Person!
Marc Aurelius hat einmal gesagt: Auf die Dauer nimmt die Seele die Farben der Gedanken an. Wenn wir uns in unseren Gedanken ständig selbst herabsetzen, dann wird das unser Selbstgefühl prägen. Statt im Einklang mit uns selbst zu leben, arbeiten und kämpfen wir ständig gegen uns an und fühlen uns mit uns selbst sehr unwohl.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir diesen Negativbotschaften auf die Spur kommen und durch gutes, heilsames Denken und Reden ersetzen. Das ist nicht leicht, denn diese inneren Selbstgespräche sind, vor allem, wenn wir sie schon seit Jahr und Tag in dieser Weise praktizieren, ein regelrechter Selbstläufer. Wenn wir sie aber gepackt (und am besten noch zu Papier gebracht) haben, können wir sie in aller Ruhe betrachten und uns fragen: „Ist das, was ich hier vor mir sehe, eigentlich die Wahrheit?“ Bin ich z. B. wirklich immer und total ungeschickt? Bekomme ich tatsächlich nie etwas auf die Reihe? Sehe ich wirklich einfach nur schrecklich aus?
Wahrscheinlich werden wir sehr schnell feststellen, dass vieles, was wir uns selbst da zusprechen, in seiner Absolutheit gar nicht stimmt. Deswegen sollten wir unsere Aussagen korrigieren. Das könnte am Beispiel der gerade genannten Feststellungen so aussehen:
„Mir ist gerade etwas heruntergefallen, aber deswegen bin ich noch lange nicht immer ungeschickt.“
„Ich habe heute meine Arbeit nicht geschafft, aber die ganze letzte Woche war ich im Zeitplan. Ich bekomme in meinem Leben durchaus eine Menge auf die Reihe.“
„Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen, was sich auch in meinem Äußeren widerspiegelt. Dass man mir meine Müdigkeit ansieht, macht gar nichts, denn mein Wert als Frau steht und fällt nicht damit, dass ich immer wie aus dem Ei gepellt aussehe. Ich werde mich jetzt ein bisschen zurechtmachen und dann fühle ich mich direkt wieder wohler in meiner Haut.“
Zugegeben: Anfangs mag uns dieses Prozedere etwas umständlich und mühsam erscheinen, aber mit der Zeit werden Sie immer geübter darin werden, diese unwahren und nervigen Sätze in Ihrem Kopf aufzuspüren, zu packen und durch die Wahrheit zu ersetzen (oder zumindest zu relativieren). Irgendwann werden Sie dann gänzlich die Lust daran verlieren, sich selbst niederzumachen. Mit anderen Menschen reden Sie schließlich auch ermutigend und wertschätzend, warum also sollten Sie mit sich selbst anders umgehen?
Damit diese kleinen „Alltagswahrheiten“ mehr und mehr Wurzeln in uns schlagen können, ist es hilfreich, den Boden unserer Seele ständig mit Grundwahrheiten über uns selbst zu versorgen. Grundwahrheiten, die Gott in unser Leben spricht. Ganz viele dieser Grundwahrheiten finden wir in der Bibel. Da sagt zum Beispiel einer der Psalmdichter: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß, staunenswert sind deine Werke!4
Wunderbar und staunenswert – damit sind Sie gemeint!
Hängen Sie sich diese Wahrheit an den PC, an die Pinnwand oder schreiben Sie diese Worte mit Ihrem schönsten Lippenstift an den Spiegel: Wunderbar und staunenswert!
Ich bin ich: Dieses Kapitel sollte Ihnen die Möglichkeit geben, sich ein wenig mit sich selbst zu beschäftigen und Ihnen Anregungen für einen guten Umgang mit der eigenen Person und dem Ihnen anvertrauten Leben geben. Anregungen, an denen Sie weiter entlangdenken und die Sie in den nächsten Wochen und Monaten vertiefen können.
Manche Gedanken sind Ihnen vielleicht sehr vertraut, anderes ist für Sie neu. Manches betrifft Sie gar nicht, bei anderen Punkten spüren Sie: Das ist genau mein Thema! Dann nehmen Sie sich diese Themen, die bei Ihnen etwas zum Schwingen gebracht haben, noch einmal vor und bearbeiten Sie diese weiter.
Machen Sie sich auf den Weg zu sich selbst und zu einem Leben im Einklang mit der Person, die Gott geschaffen hat und die er in Ihnen sieht. Es lohnt sich!
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