Und wir finden mit Jason einen Prototyp männlicher Eitelkeit. Mit seinen Argonauten segelte er nach Kolchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Das Goldene Vließ galt es zu holen/rauben. Medea, die Tochter des Königs von Kolchis, entflammte in heißer Liebe für Jason und half ihm, das Fell des goldenen Widders zu entwenden. Beide flohen nach Korinth. Doch Jason verließ sie wegen einer anderen. Medea tötete die Nebenbuhlerin und in rasendem Schmerz ihre von Jason gezeugten Kinder. Über Athen gelangte sie schließlich nach Asien, wo sie zur Stammmutter der Meder wurde.
So berichtet es die Sage bzw. eine ihrer Versionen. Es heißt auch, die Argonauten wären mit ihrem Schiff auf der Išther, das ist der griechische Name für die Donau, stromaufwärts gefahren und dann dem Laufe der Save gefolgt. Dort, wo der Laibach bzw. die Lublijanica in die Save mündet, erlegte Jason den Drachen, der zum Wappentier der slowenischen Hauptstadt wurde.
Oder lag das Laibach/Emona der Argonauten an der Mündung des Timavo? Von Jason begründet (auch Pula soll auf ihn zurückgehen), wäre diese Siedlung bald zerstört worden. Und Medea zog sich zurück. Nach Medea! Der so genannte Ort liegt südlich von Cormòns. Vielleicht lag hier einst das sagenumwobene Kolchis?
Jedenfalls erhebt sich auf dem Medea-Hügel von Medea seit dem Jahr 1951 ein Monument aus Travertin-Marmor: die Ara pacis, ein von vierzehn voluminösen Pfeilern umrahmter Friedensaltar. Der Ort ist gut gewählt, denn die Region war oft kriegsumtost und litt unter den Horden der Hunnen bis hin zu den Schergen der Nazis. Odium parit mortem, vitam progignit amor – „Hass führt zum Tode, Liebe zum Leben“, steht am Altar eingraviert. Trifft das für Medea zu?
Wenige Kilometer weiter in der Lagune von Grado drehte Pier Paolo Pasolini (1925 – 1975) im Jahr 1969 Teile seines Medea-Filmes mit Maria Callas.
Im Schlamm der Lagune finden Glückliche, da sie selten ist, die wunderbar geformte Argonauta-Muschel, womit wir wieder bei Jasons Truppe sind. Diese war, ihr Schiff auch auf dem Rücken tragend, an den Kvarner gelangt. In dessen Gewässern wartete bereits die Flotte der Kolcher unter der Führung von Medeas Bruder Absyrtos. Die für die Liebe Jasons alles gebende Medea lockte den Bruder in eine tödliche Falle. Aus den zerstückelten Teilen seines Körpers seien Cres und Lošinj – die Inseln werden auch Absyrtiden/Apsyrtiden genannt – entstanden.
Am istrischen Festland, nahe Lovran, soll der Ort Medveja auf die Leidenschaftliche hinweisen. Medea war (fast) überall! Oder hat man uns einen Bären aufgebunden? Denn: Der Ort könnte seinen Namen auch vom Bären haben, der heißt im Kroatischen medved – Honigfresser!
Griechische Nachwirkungen I
Er war ein Wiederentdecker der griechischen Antike, Vater der Kunstgeschichte wie der Archäologie: Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768). Der Gelehrte hob an der Kunst des Altertums die „edle Einfalt“ und die „stille Größe“ hervor. Ihm ging es um die Poesie idealer Körper; Körper, die niemals altern. Winckelmann war selbst, so Herder (1706 – 1763), ein „Sohn der Schönheit“ – und ein Opfer seiner eigenen Triebnatur! Der „Anwalt Apolls“ war homosexuell. Am 8. Juni 1768 wurde er in Triest auf Zimmer Nr. 10 der „Locanda Grande“ brutal ermordet. Von einem Strichjungen? Der Kriminalfall Winckelmann wurde nie ganz aufgeklärt.
Aus der Locanda Grande ist das „Grand Hotel Duchi d’Aosta“ hervorgegangen. Die „Winckelmann-Suite“ erinnert an den „feinsinnigen Deuter der vollkommen weißen Marmorstatuen.“
Griechische Nachwirkungen II
Von der Hügellandschaft zwischen Syrien und Palästina stammend, haben die Phönikier den Ölbaum nach Griechenland gebracht. Den Hellenen war das Öl heilig und wurde dermaßen verehrt, dass Anbau und Pflege der Olivenhaine ausschließlich Jünglingen und Jungfrauen übertragen wurden. Von den Griechen wurde der Ölbaum auf die italienische Halbinsel gebracht und schließlich im ganzen Mittelmeerraum verbreitet.
Zu den autochthonen weißen Rebsorten des Karstes gehört der Malvasier/Malvasia Istriana („Mens sana in Malvasia Istriana!“). Er wächst hier seit der Römerzeit. Angeblich hat die Rebe ihren Namen von der griechischen Stadt Monembasia, von wo sie hierherkam.
Vino della pace
Eine Weinkellerei im Collio in Friaul keltert alljährlich einen ganz besonderen Wein: den Vino della pace, den Friedenswein.
1985 begann Luigi Soini, der Direktor der Cantina Produttori Cormòns – einer Genossenschaft, die aus 200 Weinbauern besteht –, die Idee des Vino della pace umzusetzen. Jedes Jahr zu Weihnachten schickt er seither je drei Flaschen dieses Friedensweines an die Mächtigen der Welt. Darunter auch an Königin Elisabeth, die Präsidenten Obama und Putin und an den Papst. Rund um die Genossenschaft in Cormòns finden sich gerade zwei Hektar Weingarten, auf denen die Reben für den Vino della Pace wachsen, aber es sind Rebsorten aller Kontinente und Länder.
Ein kleiner Weltweingarten mit etwa 600 verschiedenen Rebsorten. Reben von Argentinien bis China, von Armenien bis zur Schweiz. Hier gedeihen Sorten wie Syrah, Merlot, Pedral und Gamay nebeneinander. Da die verschiedenen Rebsorten zu verschiedenen Zeiten reifen, wird der Traubensaft gekühlt gelagert. Erst wenn alles geerntet ist, werden die Säfte vergoren. Zur Reifung kommt der Vino della Pace in riesige Holzfässer, die von Künstlern bemalt werden. Bis zu 20 000 Flaschen keltert Signor Soini gemeinsam mit seinem Sohn. „Wein war immer ein Botschafter der Kulturen“, sagt Luigi Soini. „Wir hier in Cormòns sehen uns als Bindeglied zwischen verschiedenen Kulturen und schaffen es, den Geschmack der Regionen in ein Glas zu packen.“ Das Ergebnis ist ein lieblicher, geschmeidiger, köstlicher Wein, gleichsam als Beispiel für den Geschmack unserer Erde. „Wein und Rebkultur sind eine Frage des Stils und nicht der Mode”, so lautet das Motto von Luigi Soini. Im Wein liegt auch das Geheimnis des Friedens. So lautet zumindest die Botschaft der Cantina Produttori Cormòns.
Cantina Produttori Cormòns
Via Vino della Pace 31
34071 Cormòns (GO)
Tel.+39 0481 60579
Das flüssige Gold
Die Ortschaft Bagnoli della Rosandra befindet sich quasi am Stadtrand von Triest. Dort, wo der Karst bis ins Tal herunter wirkt, haben die Brüder Roberto und Paolo Starec ihre Olivenplantagen. Die beiden sind Architekten, führen aber mit Akribie und unglaublichem Entwicklungsgeist als Nebenerwerbslandwirte das Werk ihres verstorbenen Vaters, eines alteingesessenen Olivenbauern, weiter.
Über tausend verschiedene Olivensorten gibt es allein im Mittelmeerraum. Mit etwa sechzig Sorten haben die Gebrüder Starec im Garten hinter ihrem Presshaus Anbauversuche betrieben, bis sie die am besten geeigneten für diese Region herausgefunden haben. Eine der wichtigsten Sorten hier ist die Itrana. Sie kommt aus der Gegend von Rom, der mittelitalienischen Region Latium. Diese Olivensorte eignet sich nicht nur sehr gut für die Ölproduktion, sie schmeckt vor allem auch hervorragend. Doch die für die Karstregion um Triest typische, autochtone, also bodenständige Sorte ist die Bianchera. Sie ist unempfindlich gegen Frost und ihre Früchte schmecken besonders delikat. Die Herausforderung für die Olivenbauern in der Region um Triest stellt die Bora dar, weil die Oliven bei diesen Windgeschwindigkeiten gegeneinanderschlagen und dabei an Qualität verlieren.
Die Besonderheit des Olivenöls der Gebrüder Starec liegt darin, dass die Oliven vor dem Pressen entkernt werden und das Öl nach dem Pressen fünf Monate lagert. Die beiden Architekten sind davon überzeugt, dass ihre Pressmethode ohne Kerne die bessere ist, auch wenn man es gleich nach der Pressung im frischen Zustand