Mara steckt ihre Hand in den Ärmel seines Hemdes und streichelt die Haut seiner Arme bis ihre Hand seinen Bauch erreicht.
Hanno: „Du weißt, was jetzt passiert? Ich kann jetzt nicht aufstehen. Verändere dich nicht; bleib so wie du bist; sei einfach nur du selbst. So habe ich dich kennengelernt und so liebe ich dich.“
Hanno stellt Mara Fragen und schreibt ihre Antworten, ohne dass Mara es sehen kann, auf einen Bierdeckel, den er jetzt umdreht.
Nachdem Mara geantwortet hat, dreht Hanno den Bierdeckel wieder auf die andere Seite.
„Komisch“, bemerkt Mara, das sind ja meine Antworten. Wie kann das angehen?“
„Ich kann dich verstehen und habe das Gefühl dich schon sehr ewig zu kennen.“
Eigentlich wollten sie noch etwas essen, aber die ganze Aufregung hat jeglichen Hunger auf Essbares vertrieben.
Hanno: „Ich möchte dich noch einmal so sehen wie in der Sauna.“ Mara hat Bedenken, dass er sie für ein leichtes Mädchen halten könnte und nur seinen Jagdtrieb befriedigen würde wollen.
Das sagt sie zu Hanno, als sie das Lokal verlassen, und er antwortet: „Ich fahre dich jetzt nach Hause, überlege es dir auf dem Weg, aber ich kann auch warten.“
Vor Maras Haus steigt Hanno wie selbstverständlich aus dem Auto aus, und sie gehen ins Haus.
Im Wohnzimmer nimmt Hanno auf dem Sofa Platz, Mara setzt sich auf sein Bein und Hanno sagt: „Mir ist, als ob ich dich schon ewig kenne.“
„Mir geht es genauso. Du, sag mal, weißt du noch, was du gestern gegen 11 Uhr gemacht hast?“
„Ich hatte mich eine Viertelstunde ins Klo eingeschlossen, weil ich Angst hatte, dass man es mir ansehen würde und Fragen stellen könnte.“
Mara: „Zur gleichen Zeit habe ich ganz stark an dich gedacht und total intensiv.
Ist das Telepathie?“
„Muss wohl so sein.“
Sie schmusen inniglich und können es vor Sehnsucht kaum noch aushalten. Wie von Geisterhand getrieben landen sie im Schlafzimmer, ziehen sich gegenseitig küssend aus. Nackt nebeneinander liegend stellt Hanno fest: „Es ist schon schön, nur neben dir zu liegen. Mir ist, als ob ich dich schon ewig kenne.“
Voller Zärtlichkeit streichelt Hanno Mara, die ihn ebenfalls streichelt bis sie es beide nicht mehr aushalten und Mara ihn endlich spüren möchte. Immer wieder fragt Hanno: „Liebst du mich auch wirklich, denn ich liebe dich so sehr.“
Mara: „Ja, ich will dich mit Haut und Haaren.“
Er: „Ich bin kein Mann der schnellen Entschlüsse, aber ich bin süchtig nach dir. Du schmeckst so gut und riechst so gut, deine Haare, deine Haut, deine ganze Art. Ich liebe dich.“
„Ich will dich aber deiner Familie nicht wegnehmen.“
Hanno: „Ich stehe jetzt neben mir. Wenn ich es schaffe, komme ich am Freitag wieder, aber ich habe eine Menge Termine.“
Im Weggehen will er noch einmal von Mara hören, dass sie ihn liebt.
„Ich liebe dich, mein Herzblatt, komm gut nachhause.“
Dann schließt sich die Haustür.
Mara steht jetzt alleine im Hausflur, friert, fühlt sich leer, ist glücklich und traurig zugleich. Sie bleibt ganz still im Wohnzimmer sitzen und trinkt ein Bier.
Dann geht sie schlafen und weint, weil alles so aussichtslos ist, sie will keine Ehe zerstören und spricht mit sich selber: „Ich will trotzdem hoffen, aber auf was? Wunder geschehen, was für Wunder? Egal, nein, nicht egal. Ich liebe ihn und würde ihn gerne für mich alleine haben, weiß aber, dass das nicht geht.“
Mit langen Selbstgesprächen und von Tränen gestreichelt schläft Mara irgendwann ein.
Hanno fühlt sich innerlich zerrissen
Während der Nacht und den ganzen nächsten Tag spürt Mara in sich und überall Hanno. Sie kann das Geschehene gar nicht fassen und ist überwältigt. Sie denkt laut: „Könnte es doch unser Leben lang so bleiben. Ich würde alles dafür tun.“
Mittags 13.30 Uhr steckt sie immer noch taumelig vor Glück in ihrem Schlafanzug. Sie ist froh, dass sie Urlaub hat. So kann Mara dem dringenden Bedürfnis ihres Innern nachgeben und noch einmal jede gewesene Sekunde mit ihrer großen Liebe gedanklich durchleben, um das Erlebte etwas zu verarbeiten.
So langsam macht Mara sich doch noch tageslichttauglich und versucht sich mit Arbeit abzulenken, indem sie ihre weiße Pforte und die Pfosten noch einmal streicht.
Natürlich sind ihre Ohren so was von gespitzt, um ja nicht Hannos Anruf zu verpassen, denn es könnte ja sein, dass seine vielen Termine ihm doch noch Raum für einen kurzen Anruf lassen, aber ihr Telefon will und will nicht klingeln.
„Na gut“, denkt Mara, „vielleicht ist ein Tag Ruhe auch nicht schlecht, damit sich alles erst einmal auf beiden Seiten etwas setzen kann.“
Als am nächsten Tag Hanno immer noch kein Lebenszeichen sendet, macht sich Mara Sorgen, dass ihm oder seiner kleinen Tochter etwas passiert sein könnte. Möglich sogar, dass der Krieg schon ausgebrochen ist, aber keiner hingeht … haha, aber in seiner Position ist doch viel möglich.
Nur mit erzwungener Konzentration schafft es Mara, ihre Tasche für den Wochenendausflug mit Freunden nach Schwerin zu packen. Maras Nerven liegen blank, aber sie versucht alles, um in den nötigen Schlaf zu kommen.
Immer wieder redet sie sich ein, dass sie kein Recht auf ihn hat und ihn nicht begehren darf, weil er verheiratet ist und zu seiner Familie gehört.
Trotz allem fühlt sie in sich drin, dass er sie liebt und für sein Schweigen Gründe haben wird. Mara will stark sein.
Die fast durchwachte Nacht ist schnell vorüber und 6.15 Uhr klingelt ihr Wecker. Nun zack, zack und fertigmachen, denn gleich wird sie abgeholt.
Mara begreift diese Fahrt nach Schwerin als eine Art Flucht vor ihren Gefühlen, denn es wird sie ablenken. Andererseits würde sie auch gerne beginnen, einen Roman über Hanno und sich zu schreiben, denn sie fühlt gerade ihre schon voll aufgeplatzte Schreibader. Auf verschiedenen Zetteln schreibt sie quasi beim Hin- und Herlaufen alles auf, was ihr gerade in den Sinn kommt.
Vom Frühstück bekommt sie nur einen Bissen herunter und packt das restliche Butterbrot ein.
Nun sieht sie das Auto des Kollegen vor der Tür und sputet sich herauszukommen.
Im Autoradio hört sie: „Good night my love, it’s hart to die … The stars we could reach, were just starfish on the beach.“ Von wem ist denn dieses Lied? Dann fällt ihr ein, dass dieser Lyrik-Song-Text von Terry Jacks ist mit dem Titel „Seasons in the sun“. Dieser etwas traurige und melancholische Text passt heute gut zur Stimmung, in der sich Mara gerade befindet. Sie inhaliert die Worte, denkt an Hanno und lebt ihren Schmerz aus, indem sie beim Treffpunkt bittet, doch noch bis zum Ende des Liedes im Auto zu bleiben und das bei voller Lautstärke.
Auf der gesamten Wegstrecke scheint es ihr gerade, dass der NDR lauter Songs spielt, die ihre Seele berühren. Dabei singt Mara mit und gestikuliert mit ihrem ganzen Körper bis sie plötzlich in Tränen ausbricht, weil sie nicht mehr kann und sagt: „Verzeiht, es geht mir heute nicht gut, habe wohl ’nen Kaffeeschock vom vielen Kaffee heute, der mir offensichtlich auf den Magen geschlagen ist.“ Während der ganzen Fahrt lösen sich in Mara Trauer- und Glücksgefühle ab. Als sich der Himmel mit Wolken wie Wattebüschel zuzieht, bekommt Mara das Gefühl, als würden diese sie mit ihrer Zartheit streicheln; und ihre Seele beruhigt sich.
Plötzlich scheint aller Kummer verflogen, Mara fühlt sich wieder geliebt und ist