WAS HABEN SIE DA
ANGERICHTET
Kurzgeschichtenhäppchen
für zwischendurch
von
Ulrich Borchers
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
Bibliografische Information durch die
Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://www.dnb.de abrufbar.
Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei Ulrich Borchers
Cover: Tobias Grzesiak
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
VORWORT
Es ist wieder angerichtet. Wie in den Vorgängern „Sushi-Texte, Kurzgeschichtenhäppchen für zwischendurch“ und „Geschichten sind überall zu Hause“ präsentiert auch dieser Band Texte, die vielfältig sind wie das Leben. Wer mag schon immer Bitter Lemon und nach etwas Süßem wächst die Lust auf Saures. All diese Geschmacksrichtungen werden bedient.
Von daher bietet dieses Überraschungsmenü Häppchen jeder Art.
Lassen Sie es sich schmecken!
Mehr auf: http://ulrichborchers.jimdo.com/
INHALT
Stragula – Oder, das Monster aus der Tiefe
Manchmal da fallen mir Bilder ein
Scheiden tut weh. Naja, nicht immer …
Sieht man der Liebe die Falten an?
Gutes Sehen schützt - gutes Sehen nützt
Und den Menschen ein Wohlgefallen
LOSLASSEN
„Lay, lady, lay“, erklingt es im Radio. Georg unterbricht das Drücken des Schwammes in dem warmen, basischen Bad. Der Apotheker hatte ihm dazu geraten, es soll hilfreich sein. Stimmt. Trotzdem will er jetzt zuhören. Viel zu selten, dass solche Stücke gespielt werden, stattdessen moderne Einheitssoße oder alternativ Oldie Sender, die nur die gängigen, alten Sachen bringen.
„Meine Kleidung ist schmutzig, aber meine Hände sind sauber.“ Dylan klang damals so anders, als er das Stück raus brachte. Irgendwie sauber, wie die Hände des Mannes in dem Song. Er hätte mit dem Rauchen aufgehört, erklärte Dylan auf Rückfragen. „Scheiße, wie bourgeois“, dachte Georg damals. Er hatte da gerade mit den ersten Drogen experimentiert und das gehörte für ihn zur Musik dazu, genau wie das Saufen. Vielleicht hätte er sich an Dylan ein Beispiel nehmen sollen, denn so wachte er erst Ende der Achtziger aus einem Alptraum auf und lernte ohne dieses Zeug zu „rock’n rollen“. Das persönliche Potenzial des Liedes wurde ihm sofort bewusst, als er es das erste Mal hörte.
„Warum warten, wenn die wahre Liebe vor Dir steht?“ Das hatte er Anfang der Siebziger zu den Klängen seiner Gibson gehaucht und mehr als eine hatte es ihm geglaubt, dass tatsächlich die große Liebe vor ihr stehen würde. Viele landeten in seinem Bett, wenn es auch nie aus Messing war, wie in dem Song von 69. Vielleicht war das der Grund, wieso es nie wahrhaftig mit ihnen wurde. Immer nur ein kurzes Feuer. Nicht eingelöste Versprechen, wobei er sich in der damaligen Zeit vorgaukelte, es sei ein ideales Leben. Frei, ungebunden wie sein Gitarrenspiel und doch wild, aufregend und befriedigend. Eine Zeitlang, im Nachhinein sogar erstaunlich lange, funktionierte es.
Im Lied verklingt der letzte Akkord und gleichzeitig klingelt das Telefon. Er trocknet sich die Hände ab und bedauert die Kürze des Bades. Das Greifen des Hörers schmerzt mehr, als er erhofft hat.
„Hallo Georg, du bist heute Abend pünktlich?“, brüllt es aus dem Hörer. Das kam eher fordernd als fragend rüber.
„Mensch Robert, habe ich dich je enttäuscht?“, entgegnet er.
„Ja, vor zwei Wochen. Du hast fürchterlich gespielt. Trinkst du wieder Georg? Deshalb rufe ich