Jede Wette – und wer könnte es ihm verdenken? Aber ich war ein bisschen sauer auf mich selbst. Wir schwammen damals nicht gerade im Geld, und der habgierige kleine Kobold in meinem Kopf hielt mir ständig vor, dass der Mann am Telefon, wäre ich so verrückt gewesen, die astronomische Summe von tausend Pfund zu verlangen, vielleicht gesagt hätte: „Menschenskind, ja, das hört sich sehr vernünftig an. Herzlichen Dank.“
Zufällig weiß ich aber, dass er wohl nicht so reagiert hätte, denn später erfuhr ich, dass sein erster Anruf Roy Castle gegolten hatte, einem damals sehr bekannten säkularen Entertainer, der bei christlichen Veranstaltungen sehr gefragt war. Kurz vor seinem frühen Tod begegnete ich Roy bei einer Benefiz-Veranstaltung im Londoner Palladium. Er war die Hauptattraktion, und ich spielte nur eine ganz geringe Rolle, aber es war toll, einen so hervorragenden Botschafter des Glaubens kennenzulernen, wenn auch nur kurz. Falls ihr euch fragt – ich hielt es nicht für nötig, ihm gegenüber zu erwähnen, dass ich als sein Ersatzmann ein Honorar von fünfundsiebzig Pfund bekommen hatte.
Manchmal sind die Leute erstaunlich großzügig. Damals in der ersten Zeit sprachen Bridget und ich einmal in einer Gemeinde an der südenglischen Küste, wo der Pfarrer kurz vor der Pensionierung stand und eine Veranstaltung machen wollte, bei der seine Gemeinde und andere Christen aus der Gegend sich einfach eine schöne Zeit machen konnten. Seine Kirche war nicht besonders groß, aber an diesem Abend drängten sich dreihundert Leute auf den Bänken und den dazugestellten Stühlen, die sich alle auf jede Menge Gelächter und vielleicht auch ein paar Tränen freuten. Es war einer dieser Abende, die in meiner Erinnerung geradezu leuchten mit ihrer freundlichen Atmosphäre und dem herrlichen Geschenk unerwarteter Gemeinschaft. Der Himmel würde sich schon mächtig ins Zeug legen müssen, um dabei mithalten zu können.
Hinterher saßen wir noch mit dem Pfarrer und seiner Frau zusammen. Es waren liebenswerte Leute, die eine weise Schlichtheit und, so vermuteten wir, unermessliche Schätze im Himmel besaßen.
„Wir wussten nicht so recht, wie wir das Finanzielle regeln“, sagte der Pastor, „aber wir haben drei Pfund Eintritt genommen, damit es nicht zu teuer wird, und es sind dreihundert Karten verkauft worden. Wir haben uns gedacht, am besten geben wir euch das ganze Geld.“
Damit beugte er sich über den Tisch und drückte mir neunhundert Pfund in Scheinen in die Hand. Bridget und ich saßen da und starrten mit großen Augen auf den dicken Stapel knisternder Scheine. So etwas hatten wir noch nie gesehen, geschweige denn schon einmal so viel Geld auf einmal in der Hand gehabt. Es war ein wohltuender Schock, und am liebsten wären wir in Tränen ausgebrochen. So rein und schlicht. Ich weiß nicht mehr, was für eine finanzielle Krise dadurch abgewendet wurde, aber irgendeine muss es gegeben haben. Das war bei uns damals immer so.
Was rede ich da? Das ist bei uns immer so.
Ein Gegenbeispiel war ein Erlebnis, wo nach der Veranstaltung – einer Prozession im Freien, gefolgt von einer Ansprache – ein außerordentlich beleibter junger Mann mit einem außerordentlich kleinen Notizbuch und einem winzigen Stift in der Hand auf mich zukam.
„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen“, erklärte er mir mit barscher, monotoner Stimme.
„Ach ja“, erwiderte ich, „möchten Sie, dass ich dabei so etwas wie ein Honorar mit einbeziehe, oder …“
„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen!“
„Ja, ich wollte nur wissen …“
„Ihre Ausgaben!“
Ich war ein Schwächling. Unglücklich murmelte ich irgendetwas vor mich hin und sah zu, wie der umfangreiche junge Mann gereizt durch die Nase schnaufte, sich etwas in seinem liliputanischen Büchlein notierte und sich ohne weitere Frage oder Bemerkung wieder verkrümelte. Ein Honorar haben wir für diese Veranstaltung nie bekommen. Nur gut, dass ich Christ bin, denn selbst so würde ich am liebsten diesen jungen Mann ausfindig machen und ihm einen ordentlichen Tritt in die rechte Kniekehle verpassen, wenn er am wenigsten damit rechnet.
Übrigens, wo wir gerade dabei sind: Bisweilen wird am Wahrheitsgehalt einer Geschichte gezweifelt, die ich schon oft erzählt habe. Sie handelt von einem Kassierer, der nach einer Veranstaltung an den Redner herantrat und sagte: „Wir möchten gern im Benzin Gemeinschaft haben.“ Worauf der Redner angeblich antwortete: „Wir können uns auch im Bepanthen wälzen. Hauptsache, ich kriege meine Spesen erstattet.“ Kann schon sein, dass die Geschichte apokryph ist. Wahrscheinlich haben die Katholiken sie uns untergejubelt.
Also ehrlich!
Ich staune selbst, wie viele Erinnerungen plötzlich auftauchen, sobald ich ein wenig über dieses Thema nachdenke. Wie wäre es zum Beispiel mit der folgenden: Eine Frau schrieb mir einen liebenswürdigen, begeisterten Brief (damals, als die Leute noch solche altmodischen, volkstümlichen Dinge taten) und fragte, ob Bridget und ich Interesse hätten, in ihrer Kirche zu sprechen, einer anglikanischen Gemeinde irgendwo draußen auf dem Land. Ob wir denn kommen, und wie viel wir dafür nehmen würden, denn sie müsse noch die Zustimmung ihres Kirchenvorstands für das Vorhaben einholen. Ein paar Tage später rief sie an und erklärte uns mit niedergeschlagener Stimme, der Kirchenvorstand habe sich gegen ihre Pläne ausgesprochen, weil man nicht für ein Honorar geradestehen wolle, das zu hoch sei, um durch eine solche Veranstaltung gedeckt werden zu können.
Sie hörte sich furchtbar traurig und enttäuscht an. Ich wurde auf der Stelle weich wie ein reifer Camembert. „Ach, vergessen Sie den Kirchenvorstand“, sagten wir. „Wir kommen umsonst.“ (Das ist die höfliche Version.) „Organisieren Sie alles, und wir werden da sein.“
Diese Kirche befand sich wirklich mitten in der Pampa. Der Fairness gegenüber dem Kirchenvorstand halber sei gesagt, dass wirklich kaum damit zu rechnen war, dass viele Leute kommen würden, um diesen zwei unbekannten Gestalten zuzuhören, die dort neunzig Minuten lang irgendetwas erzählen würden, mit einer Erfrischungspause zwischendurch. Wahrscheinlich war es schon schwierig genug, wenigstens ein paar Hansel für eine Stunde am Sonntagmorgen in die Kirche zu kriegen, geschweige denn an einem Donnerstagabend, wo die Leute viel lieber gemütlich zu Hause sitzen und sich den Fernsehkrimi anschauen.
Diese Kirche war gerammelt voll, gestopft bis zum Bersten. Keine Ahnung, wo die Leute alle herkamen, aber ich glaube nicht, dass Bridget und ich schon jemals weniger Platz hatten, um uns nebeneinander vor die Leute hinzustellen. Nicht, dass uns das etwas ausgemacht hätte. Es war großartig. Wir haben es gern, den Leuten, zu denen wir sprechen, so nahe wie möglich zu sein, und an diesem Abend würden ein paar Glückliche, die einen Platz in der ersten Reihe gefunden hatten, mir geradewegs von unten in die Nase schauen können – falls sie so verschroben wären, das zu wollen, meine ich.
Und das Sahnehäubchen war eine unverhoffte Kollekte, die an diesem Abend in der Kirche für uns eingesammelt wurde und bei der erheblich mehr zusammenkam als der Betrag, um den wir ursprünglich gebeten hatten.
Das Leben kann manchmal knifflig sein, wie wir alle wissen, aber hin und wieder wird uns ein Moment geschenkt, der unbeschreiblich lieblich ist. Können Sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, was für ein befriedigender Ausgang das für die gute Frau war, die uns eingeladen hatte?
Im Allgemeinen haben wir in den letzten drei Jahrzehnten eine herzerwärmende Großzügigkeit erlebt, sodass wir den wenigen knauserigen Armleuchtern, denen unsere Zeltmacherei keinen Lohn wert war, bereitwillig vergeben können.
Zum Schluss sollte noch der Pastor besondere Erwähnung finden, der einem Freund, nachdem dieser auf einer Gemeindeversammlung gesprochen hatte, einen vielversprechenden weißen Umschlag überreichte. Hinterher im Auto machte mein Freund den Umschlag auf und fand darin ein einzelnes Blatt Papier, auf dem die folgenden erbaulichen Worte prangten: „Geben ist seliger als Nehmen.“
Jeff
Kommt es bei deinen Veranstaltungen in verschiedenen Ländern vor, dass der Humor zwischen den Kulturen auf der Strecke bleibt?
Sogar sehr oft, ja. Total.
Ich habe darüber