Tahomo hörte ruhig an, was der Freund ihm zu sagen hatte. Als das Männlein aber auf seine Mutter zu sprechen kam, schrie er aufgeregt: „Wie soll ich gegen die Kraft dieses großen Zauberers ankommen? Zedon hat tausendmal mehr Möglichkeiten, mich zu treffen. Ich nehme an, dass er es war, der den mächtigen Raubvogel nach mir sandte!“
„Sei ganz ruhig und hab Vertrauen. Salmidon hat dich ganz bewusst auserwählt. Es gibt einen gefährlichen Kampf zwischen ihm und dem Zauberer. Zedon ist von Machtgier zerfressen! Er hat vor, mit Gewalt mehr und mehr Macht über die Märchenwesen zu bekommen, um sie zu seinen Untertanen zu machen. Gelingt ihm das, so wird das Böse den Charakter aller Geschöpfe vergiften. Du sollst zum Retter der Märchenwelt werden.“
„Wie aber soll ich den Weg in das Magische Reich zu Salmidon finden? Schon einmal wäre ich fast im Moor versunken, wenn nicht Glühwürmchen mich gerettet hätten.“
„Diese Glühwürmchen waren Märchenwesen. Alle Geschöpfe des Märchenreichs werden versuchen, dir immer zur Seite zu stehen, denn sie wissen von der Bedrohung durch Zedon. Ihre Kraft aber ist begrenzt!“
Das Männlein zögerte einen Augenblick, als ob es nicht genau wisse, ob es richtig sei oder nicht. Sollte es nun? Dann hatte sich das kleine Wesen offensichtlich entschlossen, sein größtes Geheimnis preiszugeben. Mit ernster Miene nahm es die kleine Tasche, die seine Hände keinen Augenblick losgelassen hatten, und öffnete sie.
„Komm her, ganz nah zu mir!“, flüsterte es. Seine hutzeligen Hände zogen einen Spiegel aus der kleinen Tasche. Der war zunächst vollkommen unscheinbar. Er steckte in einem blinden Goldrahmen, doch leuchtete ein geheimnisvolles, schwaches Licht aus ihm. Überraschend flammte es in der Hand des Männleins plötzlich heller und wurde immer gleißender. Da sprach das Männlein hastig zu ihm: „Sieh auf die Spiegelfläche, Tahomo!“
Der Prinz nahm zunächst alles verschwommen wahr. Dann erkannten seine Augen klar und deutlich zwei größere Jungs. Sie mochten ungefähr sechs oder sieben Jahre alt sein; einer mit blonden Haaren, der andere mit braunen Locken. Beide lagen gemütlich auf einem schwarzen Lümmelsack an eine Frau gekuschelt. Sie las ihnen gerade ein Märchen vor. Wie man hörte, ging es hier um Feen und Kobolde.
„Ich schenke euch den Schatz der Fantasie“, sprach sie zärtlich zu ihnen.
„Omama“, antwortete der Junge mit den schwarzen Locken, „ich habe in deinem Garten einmal einen Kobold erkannt. Er saß unter der Wurzelhöhle der großen Tanne und sah genauso aus, wie du ihn beschrieben hast!“
Omama lächelte in seine dunklen Augen.
„Und ich hab von Titania geträumt“, flüsterte der Junge mit den blonden Haaren leise. „Sie sieht aus wie du, Omama!“
Einen Moment lang lächelte die Großmutter still. Dann lachte sie: „Soll ich dich auch in einen Esel verwandeln, Philipp?“ Ihre Hand machte komische, kreisende Bewegungen über dem Enkelsohn. Der quietschte und zog ein Kissen über sich. „Wollen wir noch ein Kapitel lesen, meine Kleinen?“
„Logo und klaro!“ Sie waren begeistert und die Großmutter breitete ihre Arme aus. Da kuschelten sich die Enkelsöhne hinein. In ihrer Fantasie flogen sie über die Schluchten des Schwarzwaldes und begannen die Märchenwesen zu sehen, die dort lebten. Bald würde auch ihr kleinster Bruder, Jona, so weit sein, zuhören zu können.
Tahomo sah die drei in dem Spiegel nun immer verschwommener. Dann verlosch das Bild vollends. Leise sprach er vor sich hin: „Sie nannte die kleinen Jungen Philipp und Mika. Wer sind sie?“, fragte er das Männlein.
„Sie werden deine Freunde sein. Mehr darüber wird dir Salmidon, der Weise im Magischen Reich, sagen, doch nun musst du schlafen, Tahomo. Komm, wir gehen ins Haus!“
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