207 n. Chr.: Hua Tuo, erster niedergelassener chinesischer Arzt zur Zeit der Östlichen Han-Dynastie, bezeichnet Hanf als Analgetikum. Er benutzt eine Mischung aus Hanf und Wein, um seine Patienten vor Operationen zu betäuben.
1000 n. Chr.: Die arabischen Wissenschaftler al-Majusi und al-Badri betrachten Hanf als eine wirksame Behandlung der Epilepsie.
1025 n. Chr.: Ibn Sina, latinisiert Avicenna, einer der wichtigsten Universalgelehrten seiner Zeit, veröffentlicht den Kanon der Medizin und erklärt, dass eine wirksame Behandlung von Gicht, Ödemen, infektiösen Wunden und starken Kopfschmerzen mit Hanf möglich ist. Sein Werk wurde vom 13. bis zum 19. Jahrhundert umfassend untersucht und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die westliche Medizin.
1300: Arabische Händler bringen Hanf von Indien nach Ostafrika, wo die Pflanze ihre Verbreitung findet und zur Behandlung von Malaria, Asthma, Fieber und Ruhr dient.
1500: Die Spanier bringen zur Zeit der Eroberungen Hanf nach Amerika, wo er für praktische Zwecke wie die Herstellung von Seilen oder Kleidung Verwendung findet. Einige Jahre später wird die Pflanze auch für psychoaktive und medizinische Zwecke eingesetzt.
1798: Napoleon Bonaparte bringt Hanf aus Ägypten nach Frankreich zurück, wo er auf seine schmerzlindernden und beruhigenden Eigenschaften hin untersucht wird. Zu diesem Zeitpunkt wird Hanf zur Behandlung von Tumoren, Husten und Gelbsucht genützt.
1839: Der irische Arzt William Brook O'Shaughnessy (1809–1889) führt die therapeutische Anwendung von Hanf in die westliche Medizin ein. Als Mitglied der Medical and Physical Society of Calcutta publiziert er eine der ersten Arbeiten über die medizinische Verwendung von Cannabis, in Indien als Volksheilmittel bereits lange bekannt, und benutzt es unter anderem, um Krämpfe bei Tetanus und Tollwut zu lindern. Er propagiert dessen Anwendung in England und ist damit so erfolgreich, dass sogar der Leibarzt von Queen Victoria, J. Russell Reynolds, der Königin die Verwendung gegen ihre häufigen Menstruationsschmerzen empfiehlt.
1851: In der dritten Auflage des US-amerikanischen Arzneibuches ist Hanf unter dem Namen »Extractum Cannabis« oder »Extract of Hemp« enthalten.
1900: Hanf wird in der medizinischen Praxis der USA für eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt. Mehr als 20 verschreibungspflichtige Medikamente sind neben dem rezeptfreien Verkauf von Arzneien wie zum Beispiel einer »One day cough cure« erhältlich.
1914: Mit dem Harrison Narcotics Tax Act wird der Drogenkonsum in den USA als Verbrechen eingestuft.
1937: Der Marihuana Tax Act verbietet Konsum und Verkauf von Hanf in den Vereinigten Staaten und markiert damit den Beginn von dessen Verbot.
Die extrem hohe Steuer auf Cannabis machte es US-Farmern finanziell praktisch unmöglich, Hanf anzubauen: Stempelmarke aus dem Jahr 1937
Dämonisierung und Verbot
Coautor: Dr. Mag. Dušan Nolimal, Sozialmediziner
»Die meisten Marihuana-Raucher sind farbige Menschen, Jazzmusiker und Entertainer. Ihre satanische Musik wird von Marihuana angetrieben, und Marihuana, das von weißen Frauen geraucht wird, lässt sie nach sexuellen Beziehungen mit Negern, Animateuren und anderen suchen. Es ist eine Droge, die Wahnsinn, Kriminalität und Tod verursacht – die gewalttätigste Droge in der Geschichte der Menschheit.« Dieses Zitat von Harry Jacob Anslinger (1892–1975), der ab 1930 Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN) und einer der treibenden Befürworter einer Cannabis-Prohibition war, zeugt von den Vorurteilen zu Anzucht und Konsum der Hanfpflanze. Anslinger lehnte die Nutzung von Opium und Hanf auch zu medizinischen Zwecken ab und setzte sich als Mitglied der Drogenkommission der Vereinten Nationen in den 1960er-Jahren für ein weltweites Verbot des Cannabisanbaus ein.
Drogenkommissar Harry J. Anslinger verlautbart am 4. Jänner 1958 eine Reihe von Maßnahmen zur Einschränkung des Drogenhandels
Prohibition kommt vom lateinischen prohibere, verhindern. Im Bezug auf Hanf bezeichnet das Wort das gesetzliche Verbot von Anbau, Herstellung, Lagerung, Transport, Verkauf, Besitz und Konsum von Cannabis sativa L. In den USA begann das Verbot bereits mit dem Harrison Act von 1914 – dem Grundstein für ein Verbot einiger psychoaktiver Pflanzen und Substanzen. Erstmals hatte damals die US-Regierung eine rechtliche Unterscheidung zwischen medizinischem und Freizeit-Drogenkonsum vorgenommen. Aufgrund der starken Lobbyarbeit der Pharmaindustrie wurde Hanf damals noch nicht in diesem Gesetz vorgesehen. Die Dinge änderten sich, als Harry Jacob Anslinger Direktor des FBN wurde, das er für mehr als drei Jahrzehnte leiten sollte. Sein Einfluss auf die globale Drogenpolitik war lange nach seinem Tod im Jahr 1975 noch spürbar. Er glaubte, dass harte Strafen die einzige Möglichkeit wären, die Einhaltung des Drogenverbots zu erzwingen. Er war entschlossen, die Pflanze zu kriminalisieren, um seine politische Karriere aufzubauen, und organisierte eine breite Kampagne gegen Cannabis, die mit einem neuen Namen begann: »Marihuana«. Das Wort stammt aus dem mexikanischen Spanisch, wobei die weitere Herleitung ungewiss ist und möglicherweise aus einer aztekischen Sprachfamilie stammt. Die häufig kolportierte Deduktion vom spanischen Vornamen María Juana – im amerikanischen Englisch daher auch als »Mary Jane« bezeichnet – ist eine irrige Volksetymologie. Doch durch diese Bezeichnung ging die Stigmatisierung ethnischer Minderheiten einher, die mit Cannabis in Bezug gesetzt wurden. Damit verschärfte Anslinger die Fremdenfeindlichkeit während der Weltwirtschaftskrise, als viele Amerikaner das Gefühl hatten, mit Migranten um knappe Jobs konkurrieren zu müssen. Der amerikanische Geschäftsmann, Politiker und Eigentümer einer Zeitungskette William Randolph Hearst nutzte seine Boulevardblätter, um die Hanfpflanze weiter zu dämonisieren und die öffentliche Meinung dahingehend zu beeinflussen, dass es Zusammenhänge zwischen Cannabis, Migration und Gewaltverbrechen gäbe. Um öffentliche Unterstützung für ihren Kreuzzug zu erhalten, stellten die Prohibitionisten Hanf als eine Substanz dar, die »weiße Frauen veranlasst, sexuelle Beziehungen zu Negern zu suchen« und »mexikanisch-amerikanische Männer nach weißen Frauen gierig machte«.
Kinoplakat zum Anti-Marihuana-Film »Reefer Madness«
Hanf wurde in mehreren Filmen dämonisiert, von denen einige von großen Destillerien finanziert wurden, die erhebliche Gewinne verlieren würden, wenn Hanf legal würde. Mit dem 1936 produzierten Streifen »Reefer Madness« (Wahnsinnskraut) wurde den Zuschauern vermittelt, Cannabis sei eine Droge, die zu gewalttätigem Verhalten und schließlich in den Wahnsinn führte.
Im Jahr 1937 stimmte der US-Kongress einem Gesetz zu, das alle Formen von Hanf mit hohen Steuern belegte. Doch das FBN versperrte letztendlich den Zugang zu Hanf auch für medizinische Zwecke, sodass keine Medikamente auf Grundlage von Cannabinoiden mehr ausgegeben werden konnten. Stattdessen wurden Opioide empfohlen, und 1942 wurde die Pflanze Cannabis sativa L. aus dem Arzneibuch der USA entfernt, obwohl damals führende Ärzte und Wissenschaftler praktisch jede Behauptung widerlegen konnten, die Anslinger und das FBN über Cannabis gestellt hatten.
Als Cannabis ab den 1968ern zu einem Symbol für die jugendliche Rebellion wurde, drängten viele Regierungen auf Repressionsmaßnahmen, die 1971 in der Amtszeit von Richard Nixon im »Krieg gegen Drogen« mündeten. Politische und xenophobische Faktoren und die Art und Weise, wie Cannabiskonsumenten in den Medien dargestellt wurden, führten schließlich zum weltweiten Verbot von Cannabis. Schließlich kam es in den 1980er Jahren zu einer regelrechten Anti-Drogen-Hysterie in vielen Ländern und in der Folge zur Einführung drakonischer Strafen, die auch für