Die Hanf-Medizin. Tanja Bagar. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tanja Bagar
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783990405420
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Erfahrungsschatz, den sie in diesem Buch mit Ihnen teilt. Anhand von Krankheitsbildern schildert die Autorin exemplarisch die Wirkung der Inhaltsstoffe des Hanfes und belegt ihre Aussagen mit Fallbeispielen aus der ärztlichen Praxis von Medizinern, die Hanf zur Heilung von Krankheiten einsetzen. In weiteren Teilen des Buches wird das Thema Vorbeugung von Krankheiten behandelt und ein Ausblick auf die Zukunft der Hanf-Medizin gegeben. Hier kommt auch der Vater der Hanf-Medizin, Prof. Dr. Raphael Mechoulam, zu Wort, der durch sein Lebenswerk zu Recht als der wichtigste Wissenschaftler auf diesem Gebiet gilt.

      Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Buch viele Ihrer Fragen beantworten wird. Das Wissen um das Endocannabinoid-System und die Bedeutung für unser gesundheitliches Gleichgewicht wird Ihnen mit Sicherheit von großem Nutzen sein. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen viel Spaß beim Lesen dieses Buches.

      Wie der Mensch auf den Hanf kam

      Es kann nicht oft genug betont werden: Der Hanf gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen der Menschheit. Erfahren Sie mehr über seinen kulturgeschichtlichen Stellenwert.

      Die Anwendung von Hanf als Nutz- und Heilpflanze hat eine weit zurückliegende Geschichte als eine der ersten Kulturpflanzen der Menschheit. Vermutlich ist Hanf im Oligozän entstanden, vor etwa 34 Millionen Jahren, was aber wegen fehlender Fossilien nur Spekulation bleiben kann. Von dem, was wir über diese Pflanze wissen, kann aber angenommen werden, dass ihre Heimat in Zentralasien liegt. Als der Homo sapiens seine Wanderungen durch Asien und Europa begann, also vor zirka 195.000 Jahren, nahm er Saatgut, darunter auch Hanfsamen, mit auf seinen Weg.

      Gegenüber der etwa 6000 Jahre währenden Hanfnutzung, die weitgehend archäologisch nachgewiesen ist, bleibt die Periode des Anbauverbots im 20. Jahrhundert eigentlich nur ein kurzer Moment in der Geschichte. Ich glaube fest daran, dass wir in etwa hundert Jahren diese Zeit des Verbots bloß als eine »Panne« in der Gesetzgebung betrachten werden.

      Das Hanf-Anbauverbot des 20. Jahrhunderts kann nur als »Panne« gesehen werden.

      Der US-Journalist Michael Pollan schrieb in Die Botanik der Begierde (englischer Originaltitel: The Botany of Desire: A Plant’s-Eye View of the World), einem Sachbuch über Ethnobotanik und Pflanzenzucht, dass Hanf das menschliche Interesse so intensiv gefangen hält wie nur noch drei weitere Pflanzenarten: Äpfel, Kartoffeln und Tulpen. Dabei hat Hanf aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung die Fähigkeit, unser Bewusstsein zu verändern. Ein Wunsch, der allen Menschen angeboren ist, von kleinen Kindern, die im Kreis wirbeln, über Sufi-Tänzer bis hin zu gesellschaftlich akzeptierten Rauschmitteln. Jede Kultur und jedes Zeitalter hat viel Aufmerksamkeit und Energie dem Wissen, der Anzucht und dem Konsum von psychoaktiven Pflanzen gewidmet. Und in jeder Gesellschaft, außer jener der Inuits, deren Klima für den Anbau zu rau ist, haben die Menschen versucht, die Wahrnehmung der Welt zu verändern, indem sie eine Vielzahl von Pflanzen verwenden. Einige von ihnen – wie Koka, Alkohol, Mohn und Hanf – gelten als berauschend, weil sie tiefgreifende Veränderungen in unserem Bewusstsein bewirken können. Andere Pflanzen – wie Kaffee, Tabak und Schwarztee – beeinflussen unsere Gedanken und Wahrnehmungen auf subtilere Weise. Nun: Die individuelle Einstellung zur Pflanze hat sich im Lauf der Zeit und Kultur entwickelt und beeinflusst und reflektiert die Werte der Gesellschaften. So wird in unserer europäischen Gesellschaft sowohl Alkohol- als auch Tabakkonsum nicht nur akzeptiert, sondern deren Konsum gehört zum guten Ton.

      Das war aber nicht immer so, denn wenn wir in die alten Hochkulturen blicken, so erfahren wir, wie vielfältig Hanf bereits damals eingesetzt wurde. Hier möchte ich nur einige Beispiele nennen, um mich schließlich auf den medizinischen Einsatz von Hanf zu konzentrieren.

      Der älteste Hinweis auf die Nutzung von Hanf findet sich in China als Faserabdruck auf Keramiken der Yangshao-Kultur aus dem fünften Jahrtausend vor Christus. Hanf wurde aber auch für Seile und Tauwerk in Russland, Griechenland, Spanien und bis zu den Britischen Inseln verwendet. Als 1492 Columbus die spanische Küste verließ, um einen direkten Seeweg nach Asien zu suchen, waren die Seile und Segel seiner drei Schiffe vollständig aus Hanffasern gefertigt.

      Stoff aus Hanf wurde in Mesopotamien und in Ägypten hergestellt, und bis 1820 wurden 80 Prozent aller Textilien aus Hanf gemacht. Die ersten Levi-Strauss-Jeans für die Goldgräber waren aus Hanfsegeltuch genäht. Alte chinesische Handwerker waren die ersten, die Papier daraus herstellten, später wurde Hanf für Bücher und Banknoten benutzt. Selbst die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde auf Hanfpapier gedruckt.

      Viele Farben und Lacke hatten Hanfsamenöl als Basis. Die meisten frühen Bilder wurden fast ausschließlich auf Hanfleinen gemalt. Und auch Leonardo da Vinci verwendete für die Mona Lisa eine Leinwand aus Hanf und Farben aus Hanfsamenöl.

      Eines der ersten industriell hergestellten Fahrzeuge Henry Fords aus der Serie Modell-T wurde aus Hanf gebaut. Zusätzlich zum Auto selbst war auch der Kraftstoff aus Hanf. Die Fasern des Hanfs können also als Werkstoff für Karosserien dienen, und das Öl aus seinen Samen kann als Biodiesel Verwendung finden.

       Shennong Bencaojing – Darstellung auf einem chinesischen Holzschnitt

      Auch die Verwendung für medizinische Zwecke hat eine eindrucksvolle Geschichte:

      4000 v. Chr.: Hanf gilt in China als einer der »fünf Körner« und wird als wichtige Nahrungspflanze angebaut. Er konnte im neolithischen Dorf Pan-p'o nachgewiesen werden.

      2800 v. Chr.: Im Shennong Bencaojing, einem chinesischen Buch über Ackerbau und Heilpflanzen, das dem mythischen chinesischen Urkaiser Shennong zugeschrieben wird, werden die Behandlungseigenschaften von Hanf bei über 100 Krankheiten, darunter Gicht, Rheuma und Malaria beschrieben.

      2000–1000 v. Chr.: Der Atharvaveda ist eine der heiligen Textsammlungen des Hinduismus, in der Hanf als »Quelle des Glücks«, »Freudenspender« und »Bringer der Freiheit« beschrieben wird. Zu dieser Zeit wird Hanf bei täglichen Andachten und religiösen Ritualen geraucht.

      2000–1000 v. Chr.: In der ayurvedischen Medizin wird durch den offenen religiösen Gebrauch von Hanf die Erforschung medizinischer Vorteile entwickelt und zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten, darunter Epilepsie, Tollwut, Angst und Bronchitis eingesetzt.

      1550 v. Chr.: Der Papyrus Ebers, benannt nach seinem Entdecker Georg Ebers, ist eine der ältesten medizinischen Aufzeichnungen des alten Ägypten, in dem festgestellt wird, dass Hanf Entzündungen heilen kann.

      1213 v. Chr: Der Mumie des ägyptischen Pharaos Ramses II. wird auch Hanf beigegeben, dessen Pollen in den Binden nachgewiesen werden konnten.

      1000 v. Chr.: Die Skythen, Kriegervölker, die bis zur Zeit von Christi Geburt etwa tausend Jahre lang die Steppen Eurasiens von der Mongolei bis zum Schwarzen Meer beherrschen, benutzen Hanf in Dampfbädern und verbrennen auch Hanfsamen in Bestattungsritualen.

      900 v. Chr.: Die Assyrer nutzen die psychotropen Effekte von Hanf für medizinische Zwecke.

      40–90 n. Chr.: Der griechische Arzt und Pionier der Pharmakologie, Pedanios Dioskurides aus Anazarbos bei Tarsos, der in der römischen Provinz Kilikien tätig ist, verschreibt Hanf bei Zahn- und Ohrenschmerzen. Auch Galenos von Pergamon, einer der bedeutendsten, vorwiegend in Rom tätigen griechischen Ärzte, stellt fest, dass Hanf-Anwendungen im gesamten Römischen Reich weit verbreitet sind. Frauen der römischen Elite verwenden auch Hanf, um Wehen zu lindern.