wieder großer Appetit und Lust.
Sie sprach zur Maus: „Das Haus besorgen
ist das, was du nochmals tun musst.
Ich bin zum zweiten Mal als Patin gebeten,
weiße Ringe zier’n das Kind wie ein Kragen,
es ist so zierlich und quicklebendig,
so kann ich die Bitte nicht abschlagen.“
Die gute Maus willigte wieder ein,
die Katze aber schlich – o welch Graus –
hinter der Stadtmauer zu der Kirche
und fraß den Fetttopf nun halb aus.
„Es schmeckt nichts besser“, sagte sie,
„als was man selber isst und genießt“,
und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden,
das sie sich hat mit dem Essen versüßt.
Als sie dann heimkam, fragte die Maus:
„Wie wurde denn dieses Kind genannt?“
„Halbaus“, antwortete die Katze schnell.
„Halbaus! Was du sagst – interessant!
Den Namen habe ich mein Leben lang
noch nicht gehört. Ich glaube und wette,
der steht weder in einem Namenskalender
noch an irgendeiner andern Stätte.“
Der Katze wässerte das Maul bald wieder
nach der fettigen Leckerei.
So sprach sie wieder zu der Maus:
„Aller guten Dinge sind drei.
Ich soll nun wieder Patin sein, das Kind
ist schwarz, hat an den Pfoten weiße Haare,
sonst hat es kein weißes Haar am ganzen Leib.
Das trifft sich nur einmal alle paar Jahre.
Du lässest mich doch wieder ausgehen?“
„Hautab, Halbaus“, antwortete die Maus,
„es sind seltsame Namen, die du nennst,
denkst du dir diese vielleicht nur aus?“
„Da sitzest du daheim in deinem Flausrock
und deinem langen Haarzopf, der absteht“,
sprach die Katze, „und du fängst Grillen.
Das kommt, wenn man bei Tag nicht ausgeht!“ –
Die Maus brachte das Haus in Ordnung,
die Naschkatze aber fraß den Fetttopf leer.
„Wenn erst alles aufgezehrt ist,
hat man Ruhe und es nicht mehr so schwer.“
Das sagte sie zu sich selbst und kam
satt und dick nach Haus in der Nacht Mitte.
Die Maus fragte wieder nach dem Namen,
den das Kind bekommen habe, das dritte.
„Er wird dir wohl auch nicht gefallen“,
sagte die Katze; „er heißt Ganzaus.“
„Ganzaus – das klinget sehr bedenklich“,
äußerte sich da erschrocken die Maus,
„gedruckt kam er mir bisher nicht vor.
Ganzaus! Was hat das für ein’n Sinn?“
Sie schüttelte den Kopf, rollte sich zusammen,
und legte sich zum Schlafen hin. –
Von nun an wollte niemand mehr
die Katze zur Patin bitten übers Jahr.
Schließlich kam der Winter heran,
so dass draußen nichts mehr zu finden war.
Da dachte die Maus an ihren Vorrat
und sprach: „Komm, Katze, lass uns laben
an unserm Fetttopf – es wird uns schmecken,
was wir uns da aufgesparet haben!“
„Jawohl“, erwiderte darauf die Katze,
„der wird dir wahrhaftig schmecken,
als wenn du deine feine Zunge
zum Fenster hinaus würdest strecken.“ –
Sie machten sich gleich auf den Weg,
sie langten an: ganz allein stand er;
zwar war der Topf noch an seinem Platz,
jedoch – ach – war er leider leer.
„Ach“, sprach die Maus, „jetzt merke ich,
was geschehen ist, jetzt kommt’s an den Tag.
Du bist mir eine wahre Freundin!
Aufgefressen hast du alles ohne Frag’!
Während du behauptet hattest,
als Gevatter zu stehen deinen Mann,
da hast du’s einfach aufgezehrt,
erst Haut ab, dann halb aus, schließlich dann …“
„Willst du schweigen!“ rief die Katze.
„Noch ein Wort, und ich fresse dich auf!“
„Ganz aus“, hatte die arme Maus
schon auf ihrer Zunge drauf.
Kaum war dieses ausgesprochen,
tat die Katze einen Satz nach ihr,
packte sie und schlang sie hinunter.
So ist die Welt. Es treibt nur die Gier.
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