immer wieder gut gegangen.
Doch nun ging’s schief: Die goldene Kugel
fiel nicht in der Prinzessin Hand,
sondern sie fiel direkt auf die Erde,
rollte weiter, bis sie im Brunnen verschwand.
Die Königstochter folgte ihr mit den Augen,
erschrak sehr, dass sie fast zu ersticken meinte.
Der Brunnen war tief, kein Grund zu sehen;
so kam es, dass sie ganz laut weinte.
Und wie sie so weinte, klagte und schrie,
klang folgender Ruf in ihrem Ohr:
„Prinzessin, du schreist ja zum Erbarmen,
was ist mit dir, was hast du vor?“
Sie sah sich um, woher die Stimme käme,
einen dicken, hässlichen Frosch sie entdeckte.
„Ach, du bist’s, alter Wasserpatscher“,
sagte sie, als er seinen Kopf zu ihr streckte.
„Ich weine über meine goldene Kugel,
die ist mir gerade in den Brunnen gefallen.“
„Sei still, weine nicht, ich könnte dir helfen“,
ließ der Frosch seine Stimme erschallen.
„Was gibst du mir, wenn ich sie dir raufhole,
so dass sich meine Hilfe lohne?“
„Was du haben willst, lieber Frosch“, sagte sie,
„Meine Kleider, Perlen, Edelsteine, Krone.“
„Ich brauche aber weder deine Kleider,
weder deine Perle noch Kron’ noch Edelstein,
aber du sollst mich gerne haben – und:
ich will dein Geselle und Spielkamerad sein.
Ich will an deinem Tischlein neben dir sitzen,
von deinem Goldteller essen, dazu trinken
aus deinem goldenen Becherlein
und dann mit dir in deinem Bett versinken:
Wenn du mir dieses alles versprichst,
hab ich schnell die Kugel heraufgeholt.“
„Ach ja“, sagte sie, „ich verspreche dir alles,
ich brauche nur die Kugel aus Gold.“
Sie dachte aber: ‚Was der einfältige Frosch
daherschwätzen mag im Tagesschein!
Der quakt im Wasser bei seinesgleichen
und kann keines Menschen Geselle sein.‘
Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte,
tauchte seinen Kopf unter, war nicht faul,
nach einiger Zeit kam er wieder hinauf
und hatte tatsächlich die Kugel im Maul.
Die Königstochter war nun voller Freude,
sie hat gejubelt und hat gesungen,
als sie ihr schönes Spielzeug wieder erblickte,
nahm es und ist damit fortgesprungen.
„Warte“, rief der Frosch, „so nimm mich mit,
ich kann nicht so schnell laufen wie du!“
Aber es half ihm alles nichts –
die Prinzessin war verschwunden im Nu.
Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause
und hatte bald den armen Frosch vergessen,
der wieder zum Brunnen gehen musste,
obwohl er war auf ihre Gesellschaft versessen.
Am andern Tage, als sie an der Tafel saß
mit dem König und mit allen vom Hofstaate,
da kam, plitsch platsch, etwas hochkrochen –
die Marmortreppe herauf gerade.
Oben angelangt, klopfte es an und rief:
„Königstochter, jüngste, mach mir auf!“
Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre,
machte auf – der Frosch – schlug zu darauf.
Sie setzte sich wieder an die Tafel,
und ihr wurde angst, ihr Herz wollt’ pochen.
Der König sah, dass ihr das Herz stark klopfte,
und hat sanft zu seinem Kinde gesprochen:
„Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa
ein Riese vor der Tür und will dich holen?“
„Ach nein“, antwortete sie, „es ist kein Riese,
ein tapsiger Frosch ist’s mit nassen Sohlen.“
„Was will der Frosch von dir?“ – „Ach, Vater,
ich bin gestern wieder zum Wald spaziert …“ –
und weiter erzählte sie die ganze Geschichte,
die ihr gestern dort war am Brunnen passiert.
„Weil er es verlangte, so versprach ich ihm,
er sollte mein Geselle werden hier im Haus;
ich dachte aber, er käme nie bis hierher
und vorher überhaupt aus dem Wasser raus.
Nun ist er draußen und will zu mir herein.“
Es klopfte wieder und rief – zu ihrer Pein:
„Königstochter, jüngste, mach mir auf,
weißt du nicht, was du hast zu mir gesagt
gestern bei dem kühlen Wasserbrunnen?
Mach mir auf!“ – Ja, das hat er sich gewagt!
Da sagte der König zu seiner Tochter:
„Das hab ich schon oft gesagt zu dir:
Was du versprachst, das musst du auch halten,
darum geh nur und öffne ihm die Tür.“
Sie ging und machte ihm die Türe auf,
da kam der Frosch schnell herein gehüpft,
bis zu ihrem Stuhl: „Heb mich herauf zu dir.“
Da ist ihr ein arges Schaudern entschlüpft.
Sie zauderte, bis es der König befahl.
Als der Frosch erst auf dem Stuhle war,
wollte er natürlich auch auf den Tisch
und in die Nähe ihres Tellers gar:
„Nun schieb mir deinen Teller näher,
dann können wir wohl zusammen dinieren.“
Das tat sie zwar, aber man sah sehr wohl:
Das kostete sie einiges Genieren.
Der Frosch dagegen langte ungeniert zu,
und er ließ es sich gut schmecken,
aber dem armen Königstöchterlein
blieb fast jeder Bissen im Halse stecken.
Endlich sprach er: „Ich bin sattgegessen,
nun lasst