Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982). Günter Mosler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Mosler
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783954887705
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Boa tarde = Guten Tag (ab Mittag bis zum Dunkelwerden) Boa noite = Guten Abend; Gute Nacht Ate logo = Auf Wiedersehen Ate ja = Bis gleich Ate manha = Bis morgen Por favor = Bitte Muito obrigado = Vielen Dank Sim = Ja Nao = Nein

      und vieles anderes. Wir lernen Substantive, Artikel, Grundzahlen usw. Wir hören Vorträge von Vertretern der „Schwarze Pumpe“ und dem VEB Steinkohlenkokereien „August Bebel Zwickau“ über Moatize. Anschließend werden Delegierungsverträge für den künftigen Arbeitseinsatz in der Volksrepublik Mosambik unterzeichnet und ausgehändigt.

      Am Wochenende, beim Gassigang mit Buffy, pauke ich laut Vokabeln und Redewendungen. Meine gute Buffy erschreckt, kläfft, wenn ich laut portugiesische Sätze ausspreche. Das arme Luder versteht doch kein Portugiesisch.

      19. Januar 1979: Ich erhalte das Zeugnis der Bildungseinrichtung mit dem Vermerk: Am Grundlehrgang Portugiesisch mit 300 Unterrichtstunden teilgenommen zu haben. Wir verabschieden uns mit einem: „Auf Wiedersehen in Moatize“.

      Sehr interessant waren die Vorträge über Moatize und Tete von Mitarbeitern der Abteilung „M“ (Moatize) „Schwarzen Pumpe“, die den Entwicklungsprozess des mosambikanischen Steinkohlenreviers studierten und von Anfang an, seit 1977/78, das Engagement der DDR in Mosambik verfolgten und ihm dann beiwohnten. Einige Kursteilnehmer waren bereits in Moatize.

      Aus den Vorträgen und Erzählungen erfahre ich interessante Dinge über Tete und Moatize: Tete ist eine dünn besiedelte Provinz, 8,3 Einwohner kommen auf einen Quadratkilometer. Der Fluss Sambesi, übrigens der viertlängste Fluss Afrikas, durchquert die Provinz und mündet im Indischen Ozean. Am unteren Sambesi, in der Provinz Tete, steht der Cahora-Bassa-Staudamm. Der Stausee speist das größte afrikanische Wasserkraftwerk. Der Sambesi ist reich an Krokodilen und Flusspferden. Bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1975 war die Kohleförderung im Raum Moatize um das Mehrfache gestiegen. Aus Belegen geht hervor, dass es im Jahr 1945 ca. 12.000 Tonnen und im Jahr 1975 ca. 570.000 Tonen waren.

      Mit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1975 und der gewählten politischen Richtung, konnten sich bestimmte Kreise im In- und Ausland nicht abfinden. Es kam zu einer Massenflucht von Europäern und von ausgebildeten einheimischen Facharbeitern. Leitungspersonal verließ die Produktionsstätten und die Gruben. Die Steinkohlenfördermenge wurde rückläufig, die Gefährdung der Sicherheit in den Gruben stieg zunehmend. Im September 1976 kam es in der Grube Chipanga VI zu einer verheerenden Schlagwetterkatastrophe. Achtundsechzig mosambikanische Kumpels verloren dabei ihr Leben. Die mosambikanische Regierung sah eine weitere Entwicklung des Moatize-Kohlereviers erheblich gefährdet und bat das Ausland, darunter die DDR, um Unterstützung. Noch im gleichen Jahr flog eine hohe Bergbauexpertengruppe nach Moatize, untersuchte den technischen und materiellen Umfang der Katastrophe und erarbeitete ein sicherheitstechnisches Minimalprogramm für die anderen Gruben. Schon neun Monate später, im August 1977, kam es erneut zu einer verheerenden Schlagwetterkatastrophe. Dabei verloren sechsundfünfzig Kumpels ihr Leben. Es kam zu gewaltigen Unruhen im gesamten Kohlerevier. Mehrere Menschen wurden umgebracht, darunter auch der Direktor der Companha Carbonifera de Mocambique. In dieser schrecklichen Zeit wandte sich die mosambikanische Regierung erneut an das Ausland und bat um Unterstützung für den Bergbau. Die VR Rumänien entsendeten 12 Bergbauexperten und die DDR im Januar 1978 schon 50 Bergbaukumpel und Material nach Moatize. Ein Bild des Grauens fanden unsere Bergleute im Stollen: Verweste Leichen der Verunglückten lagen über Monate bei über 40 °C in der Tiefe. Eine Grabstätte wurde für die toten Bergleute in einem der Stollen errichtet. Unsere Bergleute brachten die Bergbausicherheit weitgehend in Ordnung, bauten einen Posto de Medico (medizinischen Stützpunkt) für einheimische Bergleute auf und besuchten täglich die Gruben. Bald daraufhin verständigten sich die Regierungen der Volksrepublik Mosambik und der DDR in einem Abkommen vom 24.04.1978 zum weiteren Betreiben – mit voller Unterstützung der DDR – des Steinkohlereviers in Moatize, welches seit der letzten Schlagwetterkatastrophe nicht mehr vollständig im Betrieb war.

      Am 12. Mai 1978 wurde die Steinkohlegesellschaft verstaatlicht und bekam den Namen: Empresa Nacional de Carvao de Mocambique „CARBOMOC“.

      Vor Ort weilen bereits mehrere Bergbauspezialisten, Elektriker, Maschinen- und Instandhaltungsspezialisten, medizinisches Personal und Geologen, die die DDR-Delegation bilden. Bungalows für DDR-Cooperanten befinden sich im Bau.

      Zu bedenken geben mir Gespräche mit vorgehaltener Hand in den Pausen, denn ich erfuhr auch die unerfreulichen Dinge. Nach der Verstaatlichung des Kohlereviers von Moatize folgten Anschläge auf Hochspannungsleitungen. Verübt wurden Anschläge auf die Eisenbahnlinie Moatize-Beira. In den Dörfern wurden FRELIMO-Aktivisten verschleppt und grausam ermordet. Ausländische Zulieferer verweigerten Lieferungen von Ersatzteilen für Grubenausrüstungen. Eine Grubenwehr wurde gebildet, man befürchtete Anschläge auf Gruben und nicht zuletzt auf unsere Spezialisten. Es gab große Probleme mit der Energieversorgung und Engpässe in der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung.

      Ich dachte mir jedoch, wenn es wirklich so gefährlich wäre, würde man uns nicht in dieses Land schicken.

      15. Februar 1979: Die DDR-Bürger erfahren aus Medienberichten, dass eine hochrangige Partei- und Staatsdelegation der DDR, unter Leitung von Erich Honecker, vom 15 bis 24. Februar 1979 die Sozialistische Libysche Volksjamahiriya vom 15. bis 17. Februar 1979, die Volksrepublik Angola vom 17. bis 20. Februar 1979, die Republik Sambia vom 20. – 22. Februar 1979 und die Volksrepublik Mosambik vom 22. bis 24. Februar 1979 besucht. Die DDR-Medien berichten ständig über den Staatsbesuch. In der „Aktuellen Kamera“ flattern Bilder von Maputo über den Schirm. Ich verfolge aufmerksam den Besuchsverlauf. Aber in offiziellen Dokumenten kommt der Begriff Steinkohle, Moatize oder Tete nicht vor. Vielleicht habe ich auch etwas übersehen oder überhört?

      Erich Honecker und Samora Moises Machel (Bild aus DDR-Medien)

      In unseren Medien erscheinen nur lobende Kommentare. Die Deutsche Demokratische Republik hat die Beziehungen zu den vier besuchten Staaten sowie zu den Befreiungsbewegungen qualitativ ausgebaut.

      Es ist Montag früh: Mit ernstem Gesichtsausdruck kommt der sonst witzige Parteigruppenorganisator in unser Büro und fragt: „Habt ihr gehört, was passiert ist?“ - „Nein“, unsere Antwort, „erzähle!“ Darauf Herbert unser Kampfgenosse: „Das Flugzeug mit Erich Honecker ist abgestürzt.“ „Was ist passiert?“, fragen mehrere neugierige Stimmen. Herbert, ohne auf unseren blöden Gesichtsausdruck zu achten, setzt fort: „Erich hing mit seinem Fallschirm an einem Baum. Nach mehreren Stunden kam ein Engel geflogen und fragte: ‘Erich soll ich dir helfen?’ - ‘Nein, meine Genossen werden mir helfen!’, antwortete Erich erbost auf das himmlische Angebot. Nach 24 Stunden kommt der Engel wieder geflogen und fragt: ‘Erich du hängst ja immer noch, soll ich dir helfen?’ - ‘Meine Genossen sind bald vor Ort!’, so seine widerwillige Antwort. - Nach weiteren Stunden kommt der Engel erneut, fliegt vorbei, ohne auf Erich zu achten. Erich genervt ruft: ‘Engel, jetzt kannst du mir helfen!’ Und der Engel antwortet sehr erfreut: ‘Erich, ich bin Genosse geworden.’“ – hahahaha …

      Ich studiere Zeichnungen, Leistungsbeschreibungen, Bewehrungszeichnungen und -listen, prüfe Maßketten und stelle Materiallisten zusammen. Mein unter Zeichnungen verborgenes Telefon am Schreibtisch klingelt. Ich denke mir nichts dabei. Es klingelt mehrmals während der Arbeitszeit. Irgendwann nehme ich den Hörer ab und am anderen Ende der Leitung ist Helgas Stimme zu hören. Ich spüre meine Herzschläge, die Beine kommen wanken, nein, nicht wegen der zarten