Dantes Inferno II, Das Auge der Hölle. Akron Frey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783905372403
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Kannst du ihn spüren? Er scheint bereit!“

       „Wozu bereit?“ verlangte ich zu wissen.

       „Bereit, in seine rechte Hirnhälfte einzutreten und dir auf dieser Ebene zu begegnen. Wenn du durch diesen Spiegel blickst, kannst du seine Träume sehen. Es sind die Ausgeburten deiner eigenen Ängste, und sie können dich vernichten, wenn du ihnen nicht standhältst!“

       Skorpion

       Die Höllen der Sexualität

      Um die Dämonen in meinem Kopf zu bannen, die von meinen Gedanken aufgescheucht worden waren, legte ich mich in die Badewanne und drehte den heißen Duschstrahl auf. Das Wasser strömte über meinen Körper. „Zerbrich dir nicht den Kopf über diese Hölle! Bemühe dich lieber, mich besser zu spüren“, vernahm ich auf einmal eine krächzende Stimme.

      „Wer spricht da?“ Ich konnte niemanden sehen, aber plötzlich spürte ich unter der Brause eine starke Energie. Ich hatte das Gefühl, als ob mich im perlenden Strom eine Botschaft erreichte, während die Handbrause spielerisch zwischen meinen Beinen kreiste.

      „Glotz nicht so blöd! Ich bin dein Freund…“, gurgelte es spöttisch unter dem Strahl.

      „Träum’ ich oder was ist hier los?“ seufzte ich weniger erschrocken als erstaunt, denn ich war mir sicher, zu träumen, und im Zustand der Träume ist man sich allerhand Seltsames gewohnt.

      „Warum glaubst du mir nicht? Wenn du akzeptierst, daß hier alles ganz anders ist, bist du bereits ein Teil unserer Welt. Schließlich hältst du mich ja in der Hand!“ kam es postwendend zurück. Ich schaute auf und bemerkte sofort einen glühenden Effekt, der über meinem Wurzelchakra erschien. Es war wie ein wellenförmiges Reflektieren der Lampen im Sprühnebel der tanzenden Wasserperlen.

      „Das ist nicht zu fassen“, antwortete ich und wurde langsam erregt, „du fühlst dich wirklich an, als wärst du mein bestes Stück…“ Ich ließ meinen Blick durch den irisierenden Perlenschleier hindurchgleiten, und sofort begann er, seinen Glanz zu verlieren, und darunter kamen die vertrauten Züge meines Geschlechtsteils zum Vorschein.

      „Nun ja, ich bin seit Urzeiten der beste Freund des Mannes, der ihn begleitet und zu seinen Zielen treibt.“ Irgendwie hörte sich seine Aussage ironisch an.

      „Also doch mein Schwanz“, erwiderte ich und spürte, wie die Substanz in meiner Hand anschwoll, „das einzige, was mir unerklärlich ist, daß du sprechen kannst…“

      „Ich bin nicht nur dein Schwanz, ich bin auch dein Freund, und es ist auch nicht ungewöhnlich, daß ich sprechen kann, es ist nur so, daß du mich bisher nicht hören konntest. Normalerweise haben Menschen für mich nur taube Ohren.“

      „Und wieso kann ich dich dann verstehen?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf mein Genital und stellte fest, daß die Energie dort immer stärker wurde.

      „Weil du jetzt bereit bist…“

      „Bereit zu was?“ Was ich sah, war ein energetisches Funkenmeer. Diese Funken strahlten tatsächlich so etwas wie Bewußtsein aus, das mich in einer seltsamen Weise zu durchdringen begann.

      „Bereit den Stöpsel herauszuziehen!“

      „Welchen Stöpsel?“ Durch den Verschmelzungsprozeß flogen mir unversehens Erinnerungsbruchstücke zu, die mit sichtlicher Kraft auf mich zugeschossen kamen, bevor sie wieder zurückschnellten, so als wären sie Pingpong-Bälle, die gegen die Mauer meines Bewußtseins prallten.

      „Der Stöpsel, der dein abgegrenztes, kleines und kontrolliertes Bewußtsein vom dunklen Unbekannten trennt!“

      „Ich habe keine Ahnung, was du mir mitteilen willst“, sagte ich offen. Ich versuchte, einen Fuß in den Spalt zu kriegen, der hinter seinen Worten zum Vorschein kam.

      „Der Stöpsel hält das Wasser in der Wanne zurück. Ziehst du ihn ‘raus, dann fließt es über komplizierte Ablaufsysteme und Kanalisationsschächte in die Welt hinaus und transformiert sich, bis es irgendwann wieder in eine Form einfließt.“

      „Wie du willst“, brummte ich und bückte mich vor. „Ich bin sowieso gleich fertig und zieh ihn ‘raus.“

      „Nicht so…“, rief mich die Stimme sofort zurück.

      „Wie dann?“ Ich merkte, daß mich mein Schwanz wie eine unsichtbare Hand vorwärtszog. „Wie soll ich den Stöpsel herausziehen?“

      „Der Stöpsel ist der Durchgang zu einer anderen Welt, und du ziehst ihn aus deinem kontrollierten Verstand, indem du mich zum Abspritzen bringst…“

      „Erzähl keinen Mist… das glaub ich dir nicht!“ Ich schüttelte den Kopf. Es war wie ein halbwacher Zustand mit dem alptraumähnlichen Bild einer als Geschlechtsteil von mir abgespaltenen Gestalt.

      „Wenn du ejakulierst, wirst du in die klaustrophobische Hölle deiner verdrängten Geburtserinnerungen gespült. Dort erwartet uns der Drache in seiner schrecklichsten Emanation. Der Kampf mit dem Ungeheuer ist der einzige Sinn dieser Hölle, sonst bleiben wir auf ewig in deinem Geburtstrauma gefangen!“

      „Das klingt ja so, als ob du einen starken Kerl bräuchtest, der dir hilft…“, lachte ich laut.

      „Das stimmt!“ entgegnete er gequält und keuchte schwer: „Gleich komme ich… es ist soweit…“

      Ich spürte die Erektion in meiner Hand und merkte, daß der Schwanz der Führer war, der mich auf die andere Seite hinüberzog. Die verdrängten Bilder in meiner Erinnerung ballten sich zu einer Feuerspirale in meinem Hirn, und auf einmal erschien eine Pyramide mit einem irisierenden Leuchten an den Kanten der Ränder, in deren Mitte ein glühendes Auge schimmerte. Sie öffnete sich wie eine Teichrose im Sumpf der Verderbnis. In der Mitte der sich auseinanderfaltenden Blüte leuchtete der spiralförmig gewundene Todeswurm, der sich zu einem aufklaffenden Chromosomenkern spaltete, in dem meine Nukleoiden einprogrammiert waren. „Ich will hier ‘raus!“ kreischte ich. Das Auge in der Pyramide begann sich zu drehen und vor meinem inneren Sehen spulte sich mein ganzes Leben ab. Ich folgte den Spuren meiner Entwicklung bis zu meinem Geburtstrauma zurück. „Das Kind erstickt!“ hörte ich plötzlich einen Schrei aus einer der danteischen Schreckenskammern, und im nächsten Moment stand meine Mutter vor mir und führte mich zur Tür: „Willkommen in der Hölle!“

      „Und wer ist dieses Ungeheuer?“ stöhnte ich ekstatisch und ein eruptiver Schauer jagte durch meinen Körper. Mein Schwanz wurde total hart, aus der Eichel züngelten Flammen.

      „Die Große Mutter, die uns geboren hat!“

      „Was ist passiert?“ erwiderte ich erschöpft. Ein kreisender Strom zerschnitt die Sicht. Alles um mich herum erschien mir wie eine rasende Gischt. Es war, als hätten Himmel und Hölle ihre Schleusen geöffnet. Zwei rötliche Augen funkelten aus den aufgepeitschten Fluten hervor. Wir befanden uns in einem steuerlosen Schiffchen. Weit über uns sah ich den Badewannenablauf, der die eingesaugte brüllende Masse in die Tiefe spie.

      „Frag nicht so blöd!“ Die reißenden Wasser verursachten einen solchen Lärm, daß ich Akron kaum hören konnte, der nur eine Handbreit neben mir am Steuerrad stand: „Hast du nicht eben ejakuliert?“ Dann wurden wir von einer riesigen Welle in die Tiefe gerissen und fielen senkrecht in einen tosenden Trichter. „Du wurdest aus dem Bewußtsein herauskatapultiert und nun befinden wir uns im Abstieg zur Geburt“, drang seine Stimme durch den rauschenden Strom. Ich schloß meine Augen vor Grauen, unter uns gähnte der Abgrund wie