Maria - Fräulein der Friesen. Andreas Scheepker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Scheepker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Исторические детективы
Год издания: 0
isbn: 9783839269329
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      Folkert Hedden, Dorfvorsteher und Kirchenältester in Grootewarden

      Remmer von Seediek, Pfarrer von Seediek und Verwalter in Jever

      Hinrich Kremer, Pfarrer an der Sankt Marienkirche in Jever

      Aimo Herkens, Burgschreiber in Jever

      Idbertus aus Eilsum, Ibo Eilers, Neffe des Propstes und neuer Deichrichter

      Aus der Grafschaft Ostfriesland:

      Enno und Johann Cirksena, Grafen von Ostfriesland und Söhne von Graf Edzard

      Ulfert Fockena, Häuptling und Offizier

      Boing von Oldersum, Häuptling und ostfriesischer Drost in Jever

      Aiko Onninga, Häuptling und Rat bei den ostfriesischen Grafen

      Isko Onninga, nachgeborener Sohn von Aiko Onninga, Offizier

      Ubbo Scriver, durch die Ostfriesen eingesetzter Verwalter von Jever

      Weitere Personen

      Junker Balthasar von Esens, Häuptling des Harlingerlandes

      Ewert Owelacker, Anführer einer Truppe von Landsknechten

      Grit, Novizin

      Schwester Katharina, Nonne im Kloster Thedinga, früher im Kloster Annenwolde

      Schwester Meta Hallenga, Nonne im Kloster Thedinga

      Im Herbst 1529

      Am Tag vor Michaelis 1529 trafen Reisende auf der Friedeburg ein. Es waren zwei betagte Nonnen aus dem Kloster Annenwolde in der Nähe von Lübeck, die beiden Schwestern Beeke und Jabina Middens von Sassenhusen. Der Landesherr hatte das Kloster aufgelöst und die ausgedehnten Besitzungen des Klosters eingezogen. Die meisten Nonnen stammten aus wohlhabenden und mächtigen Familien. Die Angehörigen hatten ihren Einfluss geltend gemacht, sodass der Landesherr allen Bewohnerinnen des Klosters eine angemessene Abfindung zahlen musste.

      Häuptling Folpt Middens von Sassenhusen hatte seine beiden Schwestern vor einem Jahr besucht und mit ihnen über ihre Zukunft gesprochen. Dann hatte er Erkundigungen über die verbleibenden Klöster auf der ostfriesischen Halbinsel eingeholt und schließlich das angesehene Kloster Thedinga als mögliche Heimstatt für seine Schwestern in Augenschein genommen. Vor einem halben Jahr war Folpt Middens erneut in Annenwolde gewesen, um seinen Schwestern vorzuschlagen, im Kloster Thedinga ihre letzten Lebensjahre zu verbringen. Sie hatten dem Vorschlag zugestimmt, zumal eine ihrer Mitschwestern dort ebenfalls unterkommen würde. Folpt Middens hatte noch einmal Thedinga aufgesucht, um dort die Aufnahme seiner beiden Schwestern zu verhandeln und zu beschließen. Er hatte dann die Reise seiner Schwestern organisiert und ihnen die Einzelheiten in einem Brief mitgeteilt, auf den er einige Wochen später auch Antwort erhalten hatte.

      Beeke und Jabina Middens von Sassenhusen führten die stattliche Geldsumme, die der Landesherr ihnen hatte auszahlen lassen, in einem Kästchen bei sich. Das Geld war für das Kloster Thedinga bestimmt.

      Auf der letzten großen Reise ihres Lebens wollten die beiden Schwestern einen Umweg machen. Sie hatten den Wunsch, nach mehr als 50 Jahren den Familiensitz in Sassenhusen noch einmal wiederzusehen. Bei dieser Gelegenheit wollten sie ihrem Bruder Folpt für seine Hilfe danken. Und es war ihr Wunsch, ihren Neffen Keno nach dessen Rückkehr in die Heimat auf seinem Hof zu besuchen. Er hatte sie während seiner Dienstzeit auf einem Rittergut in der Nähe des Klosters hin und wieder besuchen können.

      Die Familie hatte ihnen einen Reitknecht mit Pferden geschickt, um die beiden Schwestern zu begleiten. Er war schon vorgeritten, um dem Drosten der Friedeburg die Ankunft der Schwestern anzukündigen.

      Da Folpt Middens ein angesehener Häuptling und einer der Regenten des Jeverlandes war, tat der Drost sein Möglichstes, um den beiden Schwestern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Das große Gästezimmer wurde aufs Beste hergerichtet, und zum Nachtmahl lud der Drost die Schwestern in den Speiseraum der Burg, wo ein einfaches, aber gutes Mahl serviert wurde.

      Auf alle Versuche des Drosten, höfliche Konversation zu machen, antworteten die Schwestern freundlich, aber reserviert. Mit dem Hinweis auf die anstrengende Reise zogen sie sich gleich nach dem Essen in ihr Quartier zurück. Die Novizin, die sie begleitete und sich um sie kümmerte, übernachtete in der Kammer neben dem Gästezimmer. Der Reitknecht wurde beim Burggesinde untergebracht.

      Kurz nach dem Morgengrauen wurde der Drost durch lautes Klopfen geweckt. Eine der Burgmägde sollte die Gäste bei beginnendem Tageslicht wecken. Sie hatte die drei Frauen tot in ihren Betten aufgefunden. Sofort schickte der Drost Männer los, um einen flüchtigen Mörder zu suchen. Der musste sich noch in der Fes-tung verborgen halten, da die Tore noch geschlossen waren. Der Drost verbot den Torwächtern, jemanden aus der Friedeburg herauszulassen. Außerdem ließ er den Reitknecht der beiden Schwestern herbeiholen, der im Stall schon die Pferde für die Weiterreise bereitgemacht hatte.

      Bei der Untersuchung der Toten fand man bei keiner der Frauen eine Spur von Gewaltanwendung. Als man sie für die Aufbahrung vorbereiten wollte, entdeckte man, dass die Novizin noch lebte. Mit Mühe gelang es, sie aus einem tiefen Schlaf wieder ins Leben zurückzuholen. Sie bezeugte, dass sie bei ihrer Rückkehr in ihrem Gästezimmer einen Krug mit gewürztem Wein und zwei Becher vorgefunden hatten. Sie waren davon ausgegangen, dass der Drost den Wein hatte bringen lassen. Die Schwestern hatten davon getrunken und sich dann zur Ruhe begeben. Die Novizin hatte danach heimlich den kleinen Rest zu sich genommen.

      Das kleine Kästchen mit dem Geld der Schwestern war verschwunden. Von dem Geld konnten außer den beiden Nonnen nur die Novizin und der Knecht wissen. Die Habseligkeiten beider wurden durchsucht, und die beiden Wachsoldaten der Burg bezeugten dass niemand in der Nacht das Gesindehaus verlassen hatte.

      Der Drost ließ die Burg durchsuchen. Ein weiterer Reisender, der Rechtsgelehrte Doktor Lübbert Rimberti, war mit seinem Schreiber auf der Friedeburg zu Gast. Er war nach einem Aufenthalt in Ostfriesland und in Jever unterwegs zum Hof der Statthalterin in Flandern. Der Drost befragte ihn, aber Rimberti hatte fest geschlafen und nichts von dem Verbrechen mitbekommen. Der Drost hielt es für wenig wahrscheinlich, dass der Gast mit dem Verbrechen etwas zu tun hatte, zumal er von seiner Kammer aus nicht in die Räumlichkeiten der Schwestern hätte gelangen können, ohne von den Torwachen bemerkt zu werden. Dann sandte er einen Boten mit der Nachricht zu Häuptling Folpt Middens nach Sassenhusen.

      Der Häuptling kam am nächsten Tag auf die Friedeburg und ließ sich vom Friedeburger Drosten ausführlich berichten. Der unglückliche Tod seiner Schwestern betrübte ihn. Auch wenn beide inzwischen im siebten Lebensjahrzehnt waren, erfreuten sie sich doch einer guten Gesundheit und hatten ein solch trauriges Ende nicht verdient.

      Middens hatte nur anderthalb Jahre zuvor seinen Bruder und dessen Sohn durch die Pest verloren. Er selbst war dem Tod durch diese Krankheit nur knapp entronnen.

      Folpt Middens ließ seine Schwestern zum Kloster Thedinga bringen und dort bestatten. Dann kehrte er ins Jeverland zurück. Einige Wochen später erhielt er einen Besuch vom Friedeburger Drosten, der ihm mitteilte, dass alle Befragungen und Untersuchungen zum Tod der Schwestern nichts erbracht hätten. Man müsse davon ausgehen, dass der Mörder auf unerklärliche Weise von der Reise der Schwestern und der mitgeführten großen Geldsumme erfahren haben musste. Er musste unentdeckt in die Burg eingedrungen sein und diese ebenso wieder verlassen haben. Der Drost sprach dem Häuptling noch einmal seine Anteilnahme aus und versicherte, auch weiterhin Untersuchungen zum Tod der beiden Schwestern anzustellen.

Im Frühsommer 1531

      1

      Lübbert Rimberti stolperte durch das Dickicht. Sein linker Fuß schmerzte. Wie lang irrte er schon im Wald umher? Eine Stunde? Oder noch länger? Er verspürte Durst. Er brauchte eine Rast. Aber er musste weiter.

      Was er zum Essen und Trinken brauchte, befand sich in seiner Satteltasche. Und sein Pferd war mitsamt dem Sattel davongelaufen. Vielleicht hatte eine Kreuzotter am Wegesrand es zum Scheuen gebracht. Rimberti wusste es nicht. Sein Sturz vom Pferd war hart gewesen, seine linke Seite schmerzte. Er