#Glücksmomente in Südtirol. Eugen E. Hüsler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eugen E. Hüsler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783734321894
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(!) degradiert, bewahrt Fresken aus karolingischer Zeit, vergleichbar mit jenen in Müstair und Naturns.

      Doch Mals hält noch mehr Überraschungen bereit. Nicht nur, dass die Vinschger Bahn, 2005 endlich wieder eröffnet, zu einer echten Erfolgsstory wurde. An ihrer Endstation gibt es eine absolute Rarität zu bestaunen: ein Gleisfünfeck mit fünf Weichen und drei Kreuzungen, auf dem – ähnlich wie bei einer Drehscheibe – Loks gewendet werden können. In ganz Italien gibt’s nur noch eine einzige ebenfalls funktionstüchtige Anlage dieser Art: auf Sardinien.

      Und vor ein paar Jahren zeigten die Malser echten Pioniergeist. Bei einer Volksabstimmung entschied sich eine klare Mehrheit für eine pestizidfreie Landwirtschaft auf dem gesamten Gemeindegebiet. Da passt es doch prima, dass auch das erste Biohotel Italiens in Mals steht. Der Volksentscheid stieß auf ein geteiltes Echo und landete – wie erwartbar – vor Gericht. Es wäre schon kurios, wenn gerade der intensiv beworbene Alpenapfel zu einer Gefahr für umweltschonend arbeitende Bauern im oberen Vinschgau würde …

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      GLÜCKSVERSTÄRKER

      Seit 2002 ist das Hotel Panorama Mitglied des Vereins zertifizierter Biohotels. In dem Familienbetrieb nimmt man den Anspruch sehr ernst, mit der Natur zu leben und zu arbeiten. Eingekauft wird bei Biobauern der Region, und im Garten direkt vor dem Haus wachsen und blühen nicht weniger als 70 verschiedene Kräuter. Beste Voraussetzungen für einen gesunden Urlaub.

       Biohotel Panorama, Staatsstraße 5, I-39024 Mals, www.biohotel-panorama.it

       www.gemeinde.mals.bz.it/de/St_Benediktskirche_Mals_3

      STÄDTCHEN TIROLS

      Mittelalter erleben – zumindest für einen Augenblick

      Glurns gilt als das kleinste Städtchen Tirols, gerade mal so groß wie ein Dutzend Fußballfelder ist das mauerumgürtete Viereck: ein Stück Spätmittelalter, nach den Brandschatzungen der Graubündner im Schwabenkrieg (1499) entstanden. Viel hat sich seither nicht verändert, sieht man einmal von den Autos ab. Sie zwängen sich durch die schmalen Stadttore, belegen jede noch so kleine Parklücke. Das raubt dem Ensemble seinen herrlich verstaubten Charme. Dabei verbirgt sich hinter dem Mauerring mit seinen sieben Türmen und den drei Toren viel Sehenswertes: der krummste Laubengang im Land, der schmucke Stadtplatz, drei Hotels aus der »guten alten Zeit«, ein paar verwilderte Hinterhöfe, die erst jüngst restaurierte Mühle und zwei kleine Museen. Eines ist dem unvergessenen Karikaturisten Paul Flora (1922–2009) gewidmet, der mit spitzer Feder so manchen Missstand aufspießte. Obwohl er mit seiner Familie bereits als Bub nach Innsbruck übersiedelte, blieb er seinem Geburtsort zeitlebens verbunden.

      Es ist Glurns und seinen 700 Einwohnern zu wünschen, dass der Ort bald einmal von all dem Blech auf Rädern befreit wird, seit mehr als 20 Jahren wird schon darum gestritten. Bis es dann vielleicht so weit ist, hilft nur eines: ganz früh aus den Federn und im Licht der noch tief stehenden Sonne einen Spaziergang unternehmen. Mir sind dabei beim Gang zwischen den alten Mauern ein paar Fußgänger, ein ratternder Bulldog und drei Autos begegnet. Die Luft war frisch, ein paar Vögel zwitscherten, eine Katze war unterwegs zur Mäusejagd.

      Apropos Mäuse: Fragen Sie in der Bäckerei Riedl (Malserstraße 11), was es auf sich hat mit den schokosüßen Mäusen, die man dort kaufen kann.

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       Paul-Flora-Museum im Kirchtorturm von Glurns, Öffnungszeiten auf www.glurns.eu

      WEINLAND SÜDTIROL

      Hochprozentiges aus der Puni Destillerie.

      Südtirol ist ein Weinland, und deshalb verwundert es wenig, dass Traditionalisten einer Whisky-Brennerei vor den Toren des historischen Städtchens Glurns wenig abgewinnen können. Das Gebäude der Puni Destillerie passe so wenig hierher wie ihr Produkt: Whisky. Immerhin, der 13 Meter hohe Kubus hält Abstand zur mittelalterlichen Bausubstanz. Wer genauer hinguckt, stellt sogar fest, dass sich der renommierte Architekt Werner Tscholl von der Bautradition inspirieren ließ. Die aus roten Ziegeln bestehende Außenhaut des Baus nimmt Farben und geometrische Muster auf, wie man sie von Vinschgauer Heustadeln kennt. Der Gang ins Innere der Destillerie überrascht dann mit originellen Lichteffekten.

      Natürlich kann man bei Puni die nach dem traditionellen schottischen Pot-Still-Verfahren mit reinem Bergwasser destillierten Whiskys verkosten, Führungen im Haus gibt es auch. Vielleicht gönnen Sie sich am Abend ein Glas Puni Vina? Das schafft garantiert gute Laune, zumindest bei Whisky-Liebhabern.

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       Puni Destillerie, Am Mühlbach 2, I-39020 Glurns, www.puni.com

      EISIGES VERGNÜGEN

      Das Messner Mountain Museum Ortles in Sulden

      Dass es am Ortler einen End-der-Welt-Ferner gibt, passt ja prima zu Reinhold Messners Museum in Sulden. Der Südtiroler war schließlich in den entlegensten Regionen der Welt unterwegs, im Himalaja und sogar in der Antarktis. Und das Eis ist Thema im Museum Ortles, die Gefahren und Schrecken ebenso wie Polfahrten und Eisklettern. Nicht fehlen darf in dieser Messner-Ausstellung natürlich der Himalaja-Schneemensch Yeti. Gezeigt wird weiter eine große Sammlung von Eisgeräten aus zwei Jahrhunderten, dazu gibt es viele Ortlerbilder zu sehen.

      Auch die legendäre Antarktis-Expedition von 1914–17, geleitet von Ernest Shackleton, hat ihren Platz in der Ausstellung. Während draußen die Ferner als Folge des Klimawandels vor sich hinschmelzen, verspürt der Besucher im unterirdisch angelegten Museum möglicherweise ein leichtes Frösteln, zieht es ihn zurück ans Tageslicht. Eine Nacht in der Antarktis, bei Temperaturen von minus 50 Grad, nein danke! Können Glückshormone möglicherweise auch einfrieren?

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       Messner Mountain Museum Ortles, Forststraße 32a, I-39029 Sulden, www.messner-mountain-museum.it

      UND IHRE RÜSTKAMMER

      Eine spannende Zeitreise im Haus der Familie Trapp

      Südtirol ist Burgenland. Rund 800 Burgen zählt die Statistik, manche sind längst Ruinen, einige zu Hotels mit Mittelalterflair umfunktioniert, andere seit Jahrhunderten in Familienbesitz. Wie die Churburg der Grafen von Trapp, die sie im 16. Jahrhundert erwarben und im Stil der Zeit als Renaissanceschloss ausbauten. Der stattliche Baukomplex, Blickfang bei jeder Fahrt durch den oberen Vinschgau, gruppiert sich mit dem 26 Meter hohen, wuchtigen Bergfried um den mehrstöckigen, reich ausgeschmückten Arkadenhof.

      Hauptattraktion der