Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179556
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zu schützen - und dabei machen wir uns eben nicht nur Freunde!"

      9

      Es war Nachmittag, als wir in die unterirdische Welt, tief unter dem Big Apple zurückkehrten. Eine Welt, die bis zu zehn übereinandergeschichtete Etagen hatte. Ein Labyrinth, in dem man sich unter Umständen Jahre verstecken konnte, selbst wenn man auf irgendeiner Fahndungsliste stand.

      Crazy Joe konnten wir nirgends finden. An keinem der Orte, von dem wir wussten, dass der sympathische Sonderling sich dort ab und zu aufhielt.

      Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

      Wir suchten den sogenannten Professor auf, einen Bücherwurm und ehemaligen Bibliothekar, der nach dem tragischen Krebstod seiner Frau mehr oder weniger durchgedreht war. Er wohnte in einer Rangiernische, hatte dort sein Feuer und sogar elektrisches Licht. Einer seiner Freunde hatte eine Leitung abgezweigt und hierher verlegt. Es war relativ trocken hier, trotzdem hatte er seine mindestens 3000 Bücher sorgfältig einzeln in Plastik verpackt.

      Der Professor hieß eigentlich Simon McDonald.

      Er gehörte zu denjenigen Tunnelmenschen, die ihre Flucht in den Bauch der Erde als eine Art Lebensphilosophie ansahen und die nichts auf der Welt dazu hätte bringen können, sich wieder an ein Leben oberhalb zu gewöhnen.

      Hier unten in dem Tunnel war der Professor eine bekannte Persönlichkeit. Wir kannten ihn durch eine Sozialarbeiterin.

      Und über McDonald hatte wir Crazy Joe kennengelernt.

      "Toll", murrte Milo, als wir die Rangiernische erreichten.

      "Wir sind wieder am Ausgangspunkt, Jesse."

      "Meinst du, mir gefällt das?"

      "Was mir noch weniger gefällt ist mein Gefühl in Bezug auf Joe..."

      "Was meinst du damit?"

      "Dass wir ihn vielleicht vergeblich suchen, Jesse."

      "Und wenn er sich versteckt hält?"

      "Warum sollte er das tun? Niemand würde versuchen, ihn hier unten aufzustöbern, um ihn wieder in eine Anstalt zu bringen."

      "Es muss ja nicht alles vernünftig sein, was er tut", erinnerte ich ihn.

      Der Professor sah uns kommen. Wir gingen den Schienenstrang entlang und mussten dabei auf der Hut sein, um nicht von einer vorbeirasenden Subway erfasst zu werden. Immer wieder kamen Mole People durch Züge um.

      McDonald blickte uns misstrauisch an.

      "Was wollt ihr hier?", fragte er. "Mir meine Konserven leeressen?"

      "Wir suchen Crazy Joe", sagte Milo. "Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?"

      "Bin ich ein Hellseher?"

      Wir setzten uns zu ihm ans Feuer. Er hatte ein paar alte, ziemlich stockige Matratzen ausgebreitet. Eine davon war aufgerissen und Flocken aus gelbem Schaumstoff lösten sich.

      "Was ist los, Professor?", fragte ich.

      Irgendetwas hatte sich verändert.

      Das spürte ich ganz genau.

      "Man erzählt sich seltsame Geschichten über euch beide..."

      In McDonalds Gesicht zuckte ein Muskel. Er kratzte sich an dem dicken Eitergeschwür links am Hals, etwas unterhalb des Adamsapfels.

      "Was denn für Geschichten?", hakte ich nach.

      "Ihr gehört nicht hier her..."

      Milo und ich wechselten einen kurzen Blick.

      "Was soll das?", fragte ich.

      "Ich meine es so, wie ich es sage. Jedes Wort. Es gibt einige fiese Gerüchte über euch. Die einen sagen, ihr seid Cops, die anderen meinen, ihr habt irgendetwas mit den maskierten Mördern zu tun, die sich hier unten ihre Opfer holen. Und wieder andere sagen, ihr wärt wahrscheinlich Perverse, die hier unten ihre niederen Instinkte ausleben, weil sie wissen, dass ein Mord hier unten selten aufgeklärt wird..."

      "Professor, das ist alles Quatsch!", erwiderte ich.

      Innerlich fluchte ich. Das Vertrauen, das Milo und ich uns hier unten mühsam aufgebaut hatten, war weg. Das lag auf der Hand.

      McDonalds Nasenflügel zitterten.

      Ich sah, dass seine Hand in die Taschen seines fleckigen Mantels aus Wildleder gewandert waren, dessen Originalfarbe kaum noch zu erkennen war.

      Ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten.

      Irgendetwas umklammerte seine Hand.

      Eine Waffe. Ein Messer vielleicht, oder ein Revolver.

      "Jedenfalls ist Sid und Brett die Bekanntschaft mit euch nicht gut bekommen", stellte er fest.

      "Du glaubst, dass wir etwas mit ihrem Tod zu tun haben?", fragte ich.

      "Ist das so abwegig?"

      "Hör zu, Sid und Brett waren unsere Freunde!"

      "Und jetzt sind sie tot. Wie Crazy Joe..."

      "Was?"

      "Ist auch nur so ein Gerücht... Aber es würde ins Bild passen."

      Ich machte eine etwas zu heftige Bewegung.

      Der Professor zog etwas Metallisches aus dem Mantel heraus. Eine einschüssige, selbst zusammengelötete Waffe. Lebensgefährlich auch für den Schützen. "Seid schön vorsichtig", zischte er. "Ich weiß nicht, wer ihr seid, aber das ist mir auch ziemlich gleichgültig. Ich schlage vor, ihr verschwindet jetzt und lasst euch nicht mehr blicken..."

      "Professor, wir suchen die Kerle, die Sid und Brett auf dem Gewissen haben", versuchte ich ihn zu überzeugen. "Die hätten uns beinahe auch umgebracht..."

      "Geht jetzt!"

      "Es waren diese maskierten Killer, die hier unten ihr Unwesen treiben... Ist es dir gleichgültig, wie viele Opfer sie noch fordern?"

      "Das Leben hier unten fordert jeden Tag Opfer. Was soll dein Gerede also? Solange ich am Leben bleibe, ist mir alles andere egal..."

      Ich deutete auf Milo.

      "Crazy Joe wollte meinen Freund hier mit dem Tunnel King zusammenbringen."

      "Ach, wirklich?"

      Er senkte seine Waffe. Ich nahm das mit Erleichterung zur Kenntnis. Diese selbstgebastelten Dinger konnten sehr leicht von allein losgehen. Und selbst, wenn sich kein Schuss löste, sondern die Waffe explodierte, hätten Milo und ich auf die Distanz noch etwas abbekommen.

      "Der Tunnel King weiß, wer hinter diesen Killern steckt", behauptete ich.

      "Der Tunnel King weiß alles, was hier unten vor sich geht", erwiderte McDonald. "Und ihr werdet ihn kaum finden." McDonald lachte und setzte dann hinzu: "Er wird euch finden!"

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