Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cedric Balmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179846
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nicht alles, was geschehen war, aber er fing an, die Hintergründe der Ereignisse zu begreifen.

      Battery Park, seine Vornehmheit, sein Reichtum und die Zwänge seiner Umgebung hatten drei junge Frauen zu Kriminellen werden lassen. Sie hatten die luxuriöse Öde ihres Daseins mit explosiver Spannung anfüllen und ihre Langeweile mit der eher absurden als originellen Idee töten wollen, ein von Frauen geleitetes Syndikat zu gründen.

      Es schien, als habe Joyce Finch seine Gedanken erraten. Sie starrte immer noch ins Leere, als sie leise sagte: „Was wissen Sie denn von uns? Was wissen Sie von den Demütigungen, die wir ständig hinnehmen müssen? Es gibt Leute, die uns beneiden. Die Goldpuppen vom Battery Park! Ich sage Ihnen, wie es wirklich ist. Man hält uns wie Vögel im Käfig, auch wenn es so scheint, als hätten wir alle Freiheiten. Unsere Männer lieben das Geld, den Erfolg, ihren Beruf. Uns lieben sie nicht. Wir sind für sie nur Aushängeschilder, ein Stück Repräsentation. Sie geben an mit uns, aber in Wahrheit halten sie uns für dumm und untüchtig, für Menschen zweiter Klasse. Ist es da ein Wunder, dass sich in uns Sprengstoff ansammelte – der Wille, es den Männern zu zeigen, der ganzen, verdammten Welt, die ein solches Männerregime zulässt?“

      „Für Mord gibt es keine Entschuldigung“, sagte Bount und kniete sich neben Leslie Harper auf den Boden.

      „Wer hat Jessica Thorpe auf dem Gewissen?“, fragte Bount. Er drehte die Verletzte behutsam auf die Seite. Leslie Harper stöhnte. Sie hielt die Augen geschlossen. Die Kugel war knapp eine Handbreit unterhalb der rechten Schulter in den Körper eingedrungen. Die Wunde blutete nur mäßig, es bestand keine Lebensgefahr.

      Joyce Finch antwortete nicht. Sie kaute auf der Unterlippe herum und war sichtlich bemüht, eine schwierige Entscheidung zu treffen.

      Bount richtete sich auf. „Jessica war eine von Ihnen, nicht wahr? Genau wie Leslie. Gibt es noch andere?“ Er wartete keine Antwort ab, ließ sich in einen Sessel fallen und meinte: „Eine von Ihrer Gruppe war mit Bill Correggio liiert. Seine Geliebte bekam nicht nur Einblick in das Syndikatsgeschäft, sie bekam auch Lust, es besser zu machen – ohne Correggio. Natürlich brauchte sie Hilfe, professionelle Unterstützung. Deshalb machte sie sich an Correggios vitale Sekretäre heran. Die zogen mit und legten ihren Boss um, weil sie meinten, mit den Krallenengeln vom Battery Park besser zurechtzukommen. Ich wurde in das Ganze nur hineingezogen, weil man einen Sündenbock brauchte, einen ‚Mörder', dem man Correggios Tod anhängen konnte.“

      „Sie irren sich.“

      „Ich lasse mich gern belehren.“

      „Keine von uns war Correggios Geliebte“, sagte Joyce Finch. „Wir haben ihn nicht einmal gekannt.“

      Bount hob überrascht die Augenbrauen. Er spürte, dass die junge Frau die Wahrheit sagte, hatte aber keine Ahnung, was noch kommen würde.

      Es geschah nicht sehr häufig, dass seine Kombinationsgabe ihn im Stich ließ, aber diesmal tappte er buchstäblich im Dunkeln, er war ratlos.

      „Jessica hatte ein Verhältnis mit Konstantin Andreous“, sagte Joyce Finch und schenkte sich einen Cognac ein. Anscheinend hatte sie beschlossen, reinen Tisch zu machen. Bount begriff, dass Joyce Finch keineswegs edle Motive leiteten. Sie wollte nicht ihr Gewissen erleichtern, sie wollte ihn zu ihrem Komplizen machen. Sie glaubte, dass sie dieses Ziel nur mit rückhaltloser Offenheit erreichen könne.

      „Andreous?“, murmelte Bount.

      „Ja, Andreous. Ein mächtiger Mann, der jedoch von der Ölkrise hart getroffen wurde und mit seiner Tankerflotte plötzlich ins Minus geriet. Andreous ist kein Mann, der sich sein Geld auf dem Bankenmarkt holt, er weiß um bessere Quellen. Er nimmt seinen Kredit dort auf, wo enorme Schwarzgeldsummen existieren, Gelder also, von denen der Fiskus nichts wissen darf. Bill Correggio besaß solche Gelder. Er verlieh sie auch an Andreous. Jessica Thorpe war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Andreous Geliebte, sondern auch seine Vertraute. Sie verfolgte seine Manipulationen und lernte dabei eine Menge über die krummen, ungesetzlichen Geschäfte des Reeders und seines Kreditgebers. Eines Tages machte sich einer von Correggios Sekretären an sie heran.“

      „Brother?“, fragte Bount.

      „Nein, der Dunkelhaarige. Clark Latham“, erwiderte Joyce Finch. „Latham hatte den Auftrag, Jessica als Spitzel zu gewinnen, denn Correggio wollte verständlicherweise wissen, wie sein Geld arbeitete und ob er die Kreditzinsen erhöhen konnte. Jessica wurde zur Doppelagentin. Es machte ihr Spaß, mit der Gefahr zu hantieren. Sie schlief mit Latham. aber auch mit Andreous. Eines Tages beschloss Jessica, aus ihren Kenntnissen einen Profit besonderer Art zu schlagen.“

      „Sie verband sich mit Latham und dessen Freund Brother, weihte Leslie und Sie in ihren Plan ein und beschloss, ein von ihr geführtes Syndikat zu gründen. Mit anderen Worten: Sie wollte sich an Correggios Stelle setzen.“

      „Ich weiß, dass das phantastisch klingt, aber inzwischen war vieles geschehen“, nickte Joyce Finch. „Latham hatte sich hoffnungslos in Jessica verknallt. Er war bereit, ihren Plänen zu folgen und brachte es fertig, auch Dennis Brother für den Plan zu gewinnen.“

      „Andreous erfuhr davon und beschloss, sich von seiner ungetreuen Geliebten zu trennen.“

      „Ja. Er kaufte sich für diesen Zweck ein paar Killer – Winter und Hamish“, sagte die junge Frau.

      „Als Konstantin Andreous beschloss, Jessica aus dem Verkehr zu ziehen, wähnte er sich in einer fabelhaften Position“, meinte Bount. „Jessica hatte aus begreiflichen Gründen ihr Verhältnis zu ihm wie eine geheime Kommandosache behandelt ...“

      „Stimmt, nur Leslie und ich wussten Bescheid“, fiel ihm Joyce Finch ins Wort.

      „Gleichzeitig hatte sich Jessica mit Clark Latham eingelassen. Andreous zog daraus seinen Nutzen. Er ließ das Ganze so aussehen, als habe Correggio Wind von Jessicas Verschwörung bekommen und Jessicas Ermordung befohlen. Ich bin sicher, dass der Reeder einige Tricks anwandte, um Jessica in diesem Glauben zu bestärken. Jessica fühlte sich schließlich tatsächlich allein von Correggio bedroht, aber in Wahrheit war es Andreous, der ihr nach dem Leben trachtete.“

      „Jessica, Leslie und ich haben versucht, dahinterzukommen“, sagte Joyce Finch. „Wir unternahmen alle Anstrengungen, um das Rätsel zu lösen, aber anfangs glaubten wir genau wie Jessica, dass nur von Correggio Gefahr drohte.“

      „Was sagte Latham dazu?“

      „Er fühlte sich verunsichert, genau wie Brother, aber auch die beiden wussten nicht genau, was gespielt wurde. In dieser Situation fassten sie den Entschluss, Correggio zuvorzukommen. Sie, Bount Reiniger, waren dazu ausersehen, den beiden als Alibi zu dienen.“

      „Kam Jessica nur deshalb zu mir?“ „Nein, sie wurde von Andreous geschickt. Er hatte Jessica suggeriert, dass sie sich an einen prominenten Privatdetektiv wenden müsse, der imstande sei, sie gegen Correggios Mordpläne abzusichern. Andreous brachte Jessica persönlich zu Ihrem Office. Er konnte nicht wissen, dass Leslie und ich im Hintergrund lauerten. Wir wünschten herauszufinden, was gespielt wird. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Andreous ein paar Gangster gechartert hatte, Winter und Alec Hamish. Wir wussten auch nicht, dass Andreous, der Jessicas Gepflogenheiten genau kannte, die Beruhigungstabletten in Jessicas Pillenschachtel gegen ein hochgiftiges Konzentrat vertauscht hatte.“

      „Jetzt ist alles klar“, sagte Bount. „Winter und Ashley hatten den Auftrag, jedwede ärztliche Hilfe zu unterbinden. Sie wussten, dass es einen Arzt im Hause gab, und sie waren zur Stelle, als Dr. Stiller helfend einzugreifen versuchte. Aber warum ließ Jerry Winter Jessicas Handtascheninhalt mitgehen, warum drang er in ihr Haus ein?“

      „Um Beute zu machen, aus keinem anderen Grund“, sagte Joyce Finch bitter. „Ich nehme an, dass er sich dafür von Konstantin Andreous, seinem Auftraggeber, vorher das Okay holte.“

      „Was ist mit Bruce Copper?“

      „Den hatten wir nach langem Suchen engagiert als Bodyguard, aber auch als Mann, von dem wir wussten, dass er vor nichts zurückschrecken würde. Die Bedrohung, der Jessica